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Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut

Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut

Titel: Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gabl
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Schritte zu machen. Mit einer Schulter streifte er die unebene Wand. Auf diese Weise behielt er seinen Orientierungssinn.
    Die kleine Ausfallpforte war von innen fest verriegelt, aber sie hatte kein Schloss, hatte Henry ihm damals erklärt. Das war immer noch der Fall. Mit feuchten Händen ertastete er den Riegel und zog ihn zurück. Zaghaft drückte er gegen die Tür. Sie schwang lautlos auf, und warmes Sonnenlicht flutete ihnen entgegen.
    Die Straßen waren nahezu ausgestorben, und überall läuteten Glocken. Sonntag, schloss Robin. Die wenigen Passanten warfen dem bärtigen Soldaten mit dem reglosen Kind im Arm neugierige Blicke zu, aber niemand behelligte sie. In London geschahen so viele seltsame Dinge, dass niemand übermäßiges Interesse für sie zeigte.
    An einem öffentlichen Brunnen zog Robin Wasser herauf und gab Raymond zu trinken.
    Der Junge sah sich verständnislos um. „Die Sonne scheint. Wo sind wir?“
    „In London. In East Cheap.“
    „Und was machen wir jetzt?“
    Robin zog sich den zu engen Helm vom Kopf. „Tja. Ich weiß nicht so recht.“
    Sonntags bettelte man am besten in St. Paul. Aber das war wohl keine gute Idee. Jeder dort hätte ihn sofort erkannt. Das Sicherste wäre, die Stadt umgehend zu verlassen. Aber er brauchte sofort, auf der Stelle etwas zu essen. Genau wie Raymond. In ihrem jetzigen Zustand würden sie nicht einmal bis zum Stadttor kommen.
    Robin zog das lästige Kettenhemd aus und nahm das drittklassige Schwert ab. Er erwog einen Moment, ob sie sich vielleicht irgendwie versilbern ließen, aber das würde ihn nur verdächtig machen. Zurücklassen konnte er sie auch nicht. Wenn man ihre Flucht bemerkte, würde man nach ihnen suchen. Besser, er hinterließ keine Spuren. Er rollte das Schwert in das Kettenhemd ein und verbarg sie zusammen mit dem Helm unter einem Misthaufen bei einem heruntergekommenen Mietstall an der Straßenecke. Nur das schartige Messer behielt er.
    Dann las er Raymond auf und glitt zwischen kleinen, zusammengedrängten Häusern in eine Gasse.
    „Wohin gehen wir?“, erkundigte sich Raymond.
    „Zur nächsten Kirche.“
    Es war nicht viel mehr als eine Holzbaracke. Robin verfrachtete Raymond von seinem linken Arm auf den rechten, stieß die morsche Tür auf und trat ein. Ein magerer, junger Dominikaner hielt die Frühmesse vor einer siebenköpfigen Gemeinde. Robin stellte sich an die Rückwand der kleinen Kirche und wartete geduldig, bis der Gottesdienst vorüber war. Nachdem die frühen Beter hinausgeschlüpft waren, folgte er dem Priester. Die Seitenpforte, durch die der Pater seine Kirche verlassen hatte, führte in keine Sakristei, sondern in einen unerwartet üppigen Gemüsegarten. Auf der anderen Seite stand ein bescheidenes Häuschen.
    Robin klopfte an.
    „Ja?“, rief eine helle Stimme.
    Er trat ein. „Verzeiht die Störung, Vater. Aber könnt Ihr mir sagen, wo ich ein Stück Brot für meinen Sohn bekomme?“
    Der Dominikaner stand mit einem Holzlöffel in der Hand über einem dampfenden Topf am Herd.
    „Wenn es auch ein Teller Hafergrütze sein darf, könnt ihr gleich hierbleiben.“
    „Danke.“
    Robin trug Raymond zum Tisch und setzte ihn auf einen der zwei Schemel.
    Der Priester brachte ihm eine Holzschale und einen Löffel. Raymond starrte sie mit glasigen Augen an.
    „Um Himmels willen, iss, Junge“, drängte Robin leise.
    Raymond nahm den Löffel in die Rechte und tauchte ihn ein.
    „Vorsicht, heiß“, warnte der Priester. Er wies auf den zweiten Stuhl. „Setz dich.“
    Robin erhob keine Einwände. Er setzte sich und musste sich zusammenreißen, um nicht die Arme auf dem Tisch zu verschränken und den Kopf zu vergraben.
    Eine zweite Schale wurde vor ihn hingestellt, und der Duft von gekochtem Hafer und Milch legte sich wie Balsam auf seine Sinne. Er zog die Schale näher und betrachtete fasziniert die kleinen Dampfwolken, die ihr entstiegen.
    Raymond aß schon. Er verzog das Gesicht, wenn er sich die Zunge verbrannte, aber er führte Löffel um Löffel zum Mund und hielt seine Schale fest in der Linken.
    „Illustre Bettler in London neuerdings“, bemerkte der junge Priester. Er lächelte, als Robin ihn alarmiert ansah. „Nur die Ruhe. Hier sucht Euch niemand. Ich bin Bruder Harold.“
    Robin begann zu essen. Er nahm zwei Löffel und wartete, wie sie ihm bekommen würden. „Woher kennt Ihr mich?“
    Harold brachte für sich selbst Frühstück, lehnte sich an die Wand neben der Tür und kreuzte die Sandalen. Es sah aus, als

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