Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut
Novembertag nach Fernbrook, und als sie ankamen, fanden sie das Haus in diesem eigentümlich gedämpften Aufruhr, der immer dort herrscht, wo eine Frau in den Wehen liegt. Doch Robin blieb kaum Zeit, sich zu sorgen. Schon am frühen Abend brachte Anne zwei gesunde Jungen zur Welt. Isaac, der weitaus gelassener geblieben war, als er es je vermocht hätte, brachte die beiden winzigen, krähenden Bündel in die Halle hinunter, und sein Gesicht strahlte mehr von Hingabe als von Stolz. In die Bibel, die Robin ihnen zur Hochzeit geschenkt hatte, schrieb er ihre Namen: Oswin und Leofric.
Robin machte die willkommene Entdeckung, dass Enkelkinder keineswegs mahnende Vorboten des Alters waren, sondern eine völlig neuartige, unbeschwerte Freude. Er blieb bis zur Taufe am nächsten Morgen, aber mehr Zeit durfte er sich nicht gönnen. Er ritt mit Tristan Fitzalan weiter nach Rickdale, und Gisbert erklärte sich sofort bereit, ihm eine Eskorte von zwanzig Mann zu leihen, und er selbst und Joseph begleiteten Robin nach Burton.
Oxford ließ die Brücke einziehen, als er sie kommen sah. Gisbert verhandelte umständlich über den Graben hinweg. Seine Neuigkeiten von den Ereignissen während des Parlamentes trafen den frischgebackenen Duke hart. Er stimmte zu, einen Boten herauszuschicken, der von Gisbert Dokumente entgegennehmen sollte, welche die Einsetzung des neuen Rates und Robins Pardon bewiesen. Nach stundenlangen Studien besagter Dokumente gab Oxford die Burg ohne Widerstand auf. Robin nahm eigenhändig die Schlüssel entgegen. „Tja, was soll ich sagen, Oxford … Mehr Glück beim nächsten Mal?“
Oxford richtete sich auf. „Das hier ist jedenfalls nicht das Ende. Der König wird sich nicht ewig gängeln lassen.“
„Das wollen wir doch hoffen. Vor allem nicht von korrupten, selbstsüchtigen Schmeichlern wie Euch. Seht zu, dass Ihr von meinem Land herunterkommt. Ach ja, und Oxford …“ Er wies auf die Scheide an Oxfords linker Seite. „Mein Schwert, wenn ich bitten darf. Ich hänge daran, wie Ihr vielleicht verstehen werdet.“
Oxford zog wütend ab, um sich, wie sich herausstellte, dem König in Chester anzuschließen und weiterhin Gift in dessen empfängliches Ohr zu träufeln.
Derweil kehrten Robins Ritter mit ihren Damen und die Knappen zurück. Robin holte Raymond und Blanche auf die Burg.
Offiziell war Lady Waringham ein hochgeehrter Gast. Sie bezog mit ihrer Zofe ein Quartier weit weg von Robins Räumen, und Robin bat Isabella und die anderen Damen, sich ihrer anzunehmen. Blanche war niemals allein, ein Schwarm von Begleiterinnen umgab sie, wohin sie auch ging. Sie fühlte sich wie eine Königin, und ihr guter Ruf blieb gänzlich ungefährdet. Robin war sehr diskret und arrangierte ihre Treffen so, dass niemand Verdacht schöpfte. Vater Alcuin, der beider Beichtvater war, kannte als Einziger die Wahrheit. Robin wollte nicht, dass Blanche sich schämte oder irgendwer Anlass hatte, hinter vorgehaltener Hand über sie zu tuscheln. Sie trug schwer genug an der ungewissen Lage und der Trennung von ihrem Sohn.
„Bist du unglücklich, Blanche?“, fragte er besorgt an einem Frühlingstag kurz nach der Pferdeauktion. Sie saß auf einer Bank in dem kleinen Garten, den Isabella im Innenhof angelegt hatte. Er hatte einen Stiefel auf die Bank gestellt und betrachtete sie verliebt.
„Nein, Robin. Natürlich nicht.“
„Aber auch nicht glücklich“, beharrte er.
Sie zuckte die Achseln, fast ungeduldig. „Wir haben es uns selbst ausgesucht. Und wir wussten, was wir taten.“
„Aber du fühlst dich eingesperrt, nicht wahr?“
„Eher ausgesperrt. Ich vermisse London und das Leben, das ich dort geführt habe. Die Menschen, die ich dort getroffen habe. Waringham ist Provinz, aber Burton ist wie Verbannung.“
„Ja. Ich weiß. Blanche … ich muss trotzdem fort. Ich kann es nicht länger aufschieben. Ich muss nach Kastilien.“
Sie lächelte ohne erkennbare Mühe. „Ich werde hier sein, wenn du zurückkommst, Mylord of Burton.“
Er traf seine Vorbereitungen und brach Anfang Juni auf. Raymond machte es ihm weitaus schwerer als Blanche. Er blieb in seiner Kammer und weigerte sich, seinen Vater im Hof zu verabschieden, weil er sich schämte, in aller Öffentlichkeit zu weinen.
„Dann weine eben nicht“, regte Robin an.
„Ich kann nicht anders.“
„Schön. Dann bleib hier. Du musst ja nicht mit hinunterkommen.“ Er küsste ihm die Stirn. „Leb wohl. Gott segne dich.“
Raymond umklammerte seinen
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