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Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut

Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut

Titel: Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gabl
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Rechtskundiger, und die Meinungen der Müßiggänger und Taugenichtse waren ebenso gespalten wie die der ehrwürdigen Doktoren der Jurisprudenz.
    „Sie könnten sich das Rätselraten ebenso gut sparen“, bemerkte Henry bissig. „Die Angerufenen sind ausnahmslos königliche Richter. Sie werden nicht an dem Ast sägen, auf dem sie sitzen. Sicher nicht, solange der Oberste Richter Tresilian mit eiserner Hand das Szepter schwingt.“
    Robin nickte besorgt.
    Sie saßen an einem Spätsommerabend im Garten von Henrys Londoner Villa. Ein Page hatte ihnen ein Licht gebracht, und zu ihrer Rechten murmelte ein Springbrunnen leise in der Dunkelheit. Trotz der ewigen Glocke von Qualm und Rauch über London waren an diesem Abend die Sterne deutlich sichtbar. Warm für September, dachte Robin. Eine Sternschnuppe fiel.
    „Robin, was werden Arundel und Gloucester tun, wenn die Herren Richter entscheiden, dass sie sich außerhalb des Rechtes bewegen?“
    „Wenn ich ihnen raten sollte, würde ich sagen, sie sollten lieber nicht abwarten, bis man sie als Verräter verhaftet. Unwirtlich im Tower.“
    Henry lachte leise. „Vielleicht wäre das genau der richtige Dämpfer für meinen Onkel Gloucester. Die Vorstellung ist nicht ohne Reiz.“
    „Sieh an, sieh an.“
    „Tja, dir brauch ich nichts vorzumachen. Ein kaltes Lancaster-Herz schlägt in meiner Brust.“
    „Ich glaub’s.“
    Henry zog ein Knie an, legte die Arme darum und betrachtete wie Robin den Himmel über der nächtlichen Stadt.
    „Meine Güte … was war das? Ein Komet?“
    Robin hob die Schultern. „Oder eine große Sternschnuppe, ich weiß es nicht. Ich habe schon zwei gesehen.“
    „Die Sterne fallen vom Himmel“, murmelte Henry.
    „Bist du abergläubisch?“, erkundigte Robin sich überrascht.
    Henry nickte. „Alle Plantagenets sind abergläubisch.“
    „Es ist nicht unbedingt ein schlechtes Omen, wenn die Sterne vom Himmel fallen. Nur ein Vorbote umwälzender Ereignisse. Zum Schlechten oder auch zum Guten.“
    „Dafür müssen wir nicht die Sterne studieren, um auf das Eintreffen umwälzender Ereignisse vorbereitet zu sein.“
    „Nein“, stimmte Robin zu. „Und die Sterne verraten uns leider nicht, ob sie zum Schlechten oder zum Guten sein werden.“
    „Weil das in unserer Hand liegt. Dafür hat Gott uns einen Verstand und einen freien Willen gegeben.“
    „Das klingt nach Lionel.“
    Henry schwieg einen Moment verblüfft. Dann nickte er zögernd. „Schon möglich, dass er mir das beigebracht hat, ja. Wie so vieles andere.“
    „Hast du ihn je wiedergesehen?“, fragte Robin neugierig.
    „Nein. Du?“
    „Hm. Vor zwei, drei Jahren begleitete er Wykeham als Sekretarius zum Parlament. Ich schätze, Wykeham hatte ihn ausgewählt, um deinen Vater zu brüskieren. Und dein Vater hat sehr glaubhaft den Anschein erweckt, Lionel nicht wiederzuerkennen.“
    „Hast du mit ihm gesprochen?“
    „Nur kurz. Er erkundigte sich nach deinem Wohlergehen. Er war immer noch zerknirscht.“
    Henry seufzte. „Armer Lionel. Ein Bauernopfer.“
    „Ja. Das rührt mich glatt zu Tränen.“
    „Ach, Robin, wie kannst du so nachtragend sein? Das ist nicht sehr christlich.“
    „Nein. Ich weiß. Ich bin einfach nicht so makellos wie du.“
    Henry hüstelte ironisch. Noch eine Sternschnuppe fiel. Sie sahen ihr schweigend nach.
    Henry regte sich unbehaglich. „Was sollen wir also tun, wenn das Urteil fällt? Abwarten und hoffen, dass Gloucester und der Oberste Richter sich gegenseitig an die Kehle gehen?“
    Robin lächelte dünn. „Ich hab’s ja gesagt. Eigentlich brauchst du mich hier gar nicht.“
    „Komm bloß nicht auf die Idee, jetzt zu verschwinden.“
    „Nein. Vielleicht im Frühjahr.“
    Die richterliche Entscheidung, die sie wegen der himmlischen Zeichen doch mehr oder weniger für den folgenden Tag erwartet hatten, blieb aus. Dafür kam am Abend ein gänzlich unerwarteter Gast in Henrys Haus: Thomas Mowbray, der junge Earl of Nottingham und Vertraute des Königs. Zaghaft blieb er auf der Schwelle zu dem behaglichen Raum stehen, wo Henry, John und Robin zusammen aßen.
    Henry erhob sich höflich und nickte sparsam. „Seid gegrüßt, Sir. Tretet näher.“
    Mowbray schien für einen Augenblick versucht, sich abzuwenden und zu fliehen. Dann machte er einen entschlossenen Schritt in den Raum hinein und verneigte sich tief. „Mylord of Derby … Ich ersuche eine Aussprache.“
    Henry zuckte die Achseln. „Dann setz dich und trink einen Becher mit uns, Tom. Das

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