Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut
November nach London zurückkehrte. Niemand außer Henry, der über das unvergleichliche Nachrichtensystem seines Vaters verfügte. Als sein Spion ihm eine Abschrift des richterlichen “Manifestes“ brachte, rief er die Lords unauffällig zu einer Krisensitzung. Nicht zuletzt auf Robins dringenden Rat hin beschlossen sie, die Initiative zu ergreifen, bevor sie sich im Tower eingesperrt wiederfanden und nur noch wünschen konnten, rechtzeitig gehandelt zu haben. Am Tag bevor das offizielle Amtsjahr des Kronrates ablief, suchten Arundel, Gloucester und Warwick den König in Westminster auf und präsentierten ihrerseits ein Dokument, mit dem sie seine fünf engsten Getreuen, allen voran Oxford, des Verrates beschuldigten. Anfangs schien es, als ginge der König auf ihre Forderungen ein. Er enthob die Beschuldigten ihrer Ämter und stellte sie unter Arrest. Er hatte die Unterstützung der Londoner verloren, viele glaubten, er gebe klein bei. In Wirklichkeit spielte der König auf Zeit. Er setzte ein Parlament an für Anfang Februar und stellte in Aussicht, dass alle Vorwürfe gegen seine Minister und Freunde in diesem Parlament gehört werden sollten. Und derweil spekulierte er darauf, dass Oxford und die angeheuerten Truppen lange Zeit vorher eintreffen würden, um ihm endlich die Macht zu geben, sich der lästigen Bevormundung zu entziehen. Ehe das geschehen konnte, stellten die Lords mit Unterstützung von Henry und Mowbray eine kleine Armee auf, die Oxford entgegenzog. Es war das Einzige, das ihnen zu tun übrigblieb. Der König hatte als Erster dazu angehoben, den Konflikt mit Waffengewalt auszutragen. Und das würde er Lancaster zu ihrer aller Verteidigung sagen, beschloss Robin, wenn dieser aus Spanien zurückkehrte und England von einem Bürgerkrieg erschüttert vorfand, den er so lange und unter so großen Opfern zu verhindern gesucht hatte.
Wie ein Geisterheer tauchten die ersten Reihen der Waliser aus dem Nebel auf. Robin klappte das Visier herunter und zog das Schwert. „Für England und St. Georg“, murmelte er.
Es wurde eine unrühmliche, beinah langweilige Schlacht. Oxford hatte nie die Absicht gehabt, sich den Feinden des Königs hier im offenen Feld, nahe der kleinen Stadt Radcot, zu stellen. Er war in eine Zwangslage geraten, als Henrys Truppen ihm vom Fluss her begegneten, während Gloucester ihm den Rückzug nach Nordwesten abschnitt. Als er feststellte, dass seine Waliser der Minderheit aus Rittern und geschulten Bogenschützen nicht gewachsen war, suchte Oxford sein Heil in der Flucht. Der dichte Nebel verhinderte lange Zeit, dass seine Truppen seinen Abgang bemerkten, und sie kämpften unbeirrt, wenn auch kopflos.
Robin wusste, dass es diese lustlosen Scharmützel waren, die oft die größten Opfer forderten. Es war eine so bedächtige Form des Blutvergießens. Er blieb an Henrys Seite, kümmerte sich kaum um die Schlacht, sondern einzig darum, Henrys Rücken zu schützen. Nicht dass Henry wirklich Schutz nötig gehabt hätte. Er kämpfte gewandt und überlegen, beinah als sei es ein Spiel, und ihm blieb immer noch Zeit, seine Männer neu zu formieren und zu führen. Aber Robin konnte sich nicht einfach so auf die Schnelle abgewöhnen, was er seit zwanzig Jahren getan hatte. Also blieb er bei ihm und wachte über das Wohl des Hauses von Lancaster.
Als sie näher zum Ufer vordrangen, wurden die Kämpfe heftiger. Die Waliser waren hartgesotten, sie johlten und rannten, ihre Zahl schien unerschöpflich. Crispin Hemmings geriet in ernstliche Not, und Robin preschte auf Pollux’ Rücken ein paar Längen nach rechts, um ihm zu Hilfe zu kommen. Es dauerte nur Augenblicke, den walisischen Knoten um seinen Ritter zu lösen, aber als er sein Pferd wendete, war Henry verschwunden. Robin fluchte und ritt in die Richtung, wo er ihn vermutete. Der Boden war schlammig; die vielen Hufe hatten das Ufergras zertreten. Pollux rutschte hin und wieder aus. Vor ihm wankten zwei Soldaten in tödlicher Umklammerung, beide hatten ihren Dolch in den Leib des anderen gestoßen. Robin umrundete sie und kam zu Henry zurück. Keinen Moment zu früh. Zwei Ritter preschten mit erhobenen Schwertern auf ihn zu. Der eine war Fitzroy, der Henry sofort in einen schnellen Kampf verwickelte. Der andere ritt um die beiden Pferde herum, und statt abzuwarten, bis der Kampf entschieden war, griff er Henry von rechts an. Robin brauchte nicht sein Wappen zu sehen; er erkannte ihn an seiner Niedertracht. Er lenkte Pollux zwischen die
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