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Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut

Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut

Titel: Das Laecheln der Fortuna - Director s Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gabl
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Es hätte das Zeremoniell entweiht, und vermutlich hätten sie ihn als unerträglichen Zyniker sogleich wieder aus besagter Bruderschaft ausgestoßen. Lieber verbiss er sich ein ironisches Grinsen. Der König nahm seine Hand. Richards Hand war immer noch kühl und ein wenig feucht, genau wie früher, und Robin verspürte schuldbewusste Erleichterung, als der König ihn losließ und zu John trat, um dessen Weihe vorzunehmen.
    Robin und John leisteten und empfingen den Schwur der Ritter des Hosenbandordens, insgesamt zweiundzwanzig Mal. Sie schworen, das Christentum und die heilige Kirche zu verteidigen und zu schützen, Treue und Zusammenhalt in allem, was das Schicksal bringen mochte, in Kriegs- sowie in Friedenszeiten einander beizustehen in Vertrauen, Freundschaft und Ehre, vereint im Zeichen des Blauen Bandes.
    Zurück in Westminster unternahm König Richard in der darauf folgenden Woche wiederum einen unerwarteten Schritt. Vor den versammelten Appellanten und seinen Ministern erklärte er, er sei nunmehr alt genug, ohne seine weisen Ratgeber zu regieren. Mit einem beschämten Lächeln gestand er seine Jugendsünden ein und bat die Lords um ihr erneutes Vertrauen. Sehr artig bedankte er sich bei den Appellanten für ihre segensreiche Regentschaft.
    „Gott, das war mir peinlich“, vertraute Henry Robin abends an, als er und sein Bruder John sich wieder einmal in Robins Haus eingefunden hatten. „Ich bin ein paar Monate jünger als er, und er hat mich behandelt, als sei ich ein weiser Graubart.“
    John lehnte sich in seinem Sessel zurück. „Ja. Man könnte meinen, der Erzbischof von York habe recht. Richard scheint von einer neuen Einsicht und Demut erfüllt.“
    Henry schnitt eine ironische Grimasse.
    „Du hast Zweifel, ja?“, erkundigte sich sein Bruder neugierig.
    Henry antwortete nicht gleich. Er tauschte einen kurzen Blick mit Robin. Dann wandte er sich John wieder zu. „Ich bin ehrlich nicht sicher. Ich kann einfach nicht vergessen, wie Richard als Junge war.“
    „Wie war er? Ich war selten dabei, weißt du.“
    „Er war verschlagen. Vater und den anderen Lords spielte er den höflichen, bescheidenen Prinzen vor, und wenn sie nicht hinschauten, war er ein gemeines, hinterlistiges Ungeheuer.“
    „Und du denkst, das ist er noch? Und spielt den Lords eine Komödie vor, um die Macht wiederzuerlangen?“
    Henry seufzte. „Ich weiß es einfach nicht. Aber wie dem auch sei. Er hat natürlich recht. Er ist der König und er kann sich nicht ewig einem Rat unterstellen. Es wird Zeit, dass er die Dinge selbst in die Hand nimmt. Und sollte meine Skepsis unangebracht sein, sollte er seine Fehler von früher wirklich erkannt haben, dann könnte immer noch ein guter König aus ihm werden. Er hat das Zeug, ich meine, er ist seines Vaters Sohn. Ein Plantagenet.“
    Seines Vaters Sohn, dachte Robin unbehaglich. Aber er wusste so wenig wie Henry, was er denken sollte. Der König war ihm am St.-Georgs-Tag vollkommen verändert vorgekommen. Er schien ausgeglichen und seiner selbst sicher, er war mit einem Mal ein aufmerksamer Zuhörer geworden. Seine Gehässigkeit und Großspurigkeit waren wahrhaft ritterlicher Bescheidenheit gewichen. Und er schien nicht geneigt, seine Fehler zu wiederholen. Keine jungen Höflinge hatte er mit den wichtigen Staatsämtern betraut, sondern ehrwürdige Bischöfe. Erzbischof Arundel von York hatte er zwar das große Siegel und das Kanzleramt entzogen, aber er hatte es sogleich dem Bischof von Winchester übertragen. Robin fand, er hatte gut gewählt. Wykeham war kein Freund Lancasters, aber er war ein erfahrener Staatsmann.
    „Nun, ich denke, wir werden sehr bald feststellen, wie ernst es dem König mit seinen guten Vorsätzen ist“, sagte Robin nachdenklich.
    „Wie meinst du das?“, erkundigte sich John.
    „Wenn er es wirklich gut mit England meint, wird er euren Vater nach Hause holen …“

Bordeaux, September 1389
    Ein grauhaariger, aber immer noch agiler Sandiérs war Captain der Wache auf der Burg. Seine buschigen Augenbrauen fuhren fragend in die Höhe. „Und wen darf ich melden?“
    „Den Earl of Waringham.“
    Sandiérs’ Brauen kamen mächtig in Fahrt. Es schien, als rufe der Name eine Erinnerung wach, derer er nicht so recht habhaft werden konnte. Er lächelte verwirrt. „Folgt mir, Monseigneur.“
    Lancaster bewohnte denselben Flügel der Burg wie sein Bruder vor so vielen Jahren, aber zu Robins Erleichterung hatte er einen anderen Raum auf der Südseite als

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