Das Lächeln der Frauen
wunderbare
Dinge schrieb, und das war der Grund, warum ich an diesem Montagmorgen, eine
Woche, nachdem alles angefangen hatte, mit Bernadette vor der Suchmaschine saß.
»Ich bin so
froh, daß du montags nicht zur Schule mußt und wir uns treffen können«, sagte
ich, und ein Gefühl der Dankbarkeit überkam mich, als ich meine Freundin sah,
wie sie mit konzentrierter Miene alle Millers dieser Welt für mich
heraussuchte.
»Hm ... hm«,
machte Bernadette, strich sich eine blonde Strähne hinters Ohr und sah gebannt
auf den Bildschirm. »Mist, ich hab mich vertippt - Nein, ich meine nicht
Niller, sondern M-i-l-l-e-r!«
»Weißt du, ich
könnte mich ja gar nicht abends verabreden wie die meisten Leute, da muß ich ja
ins Restaurant.« Ich beugte mich zu ihr, um auch etwas zu erkennen. »Obwohl ...
jetzt, wo Claude weg ist, ist es natürlich nicht schlecht, abends etwas zu tun
zu haben«, redete ich weiter. »Diese Winterabende können sehr einsam sein.«
»Wenn du
willst, können wir heute abend ins Kino gehen«, sagte Bernadette. »Emile ist zu
Hause, und da kann ich gut weg. Hast du eigentlich noch was von Claude gehört?«
fragte sie übergangslos.
Ich schüttelte
den Kopf und war ihr dankbar, daß sie diesmal einfach nur Claude sagte.
»Ich hab
nichts anderes von dem Idioten erwartet«, knurrte sie und runzelte die Stirn.
»Unfaßbar, einfach so abzutauchen.« Dann wurde ihre Stimme wieder freundlicher.
»Vermißt du ihn?«
»Nun ja«,
sagte ich und war selbst ein wenig erstaunt, wie sehr meine Gefühlslage sich
seit jenem unglücklichen Tag, als ich durch Paris geirrt war, verbessert hatte.
»Nachts ist es schon ein bißchen seltsam, so allein im Bett zu liegen.« Ich
überlegte einen Moment. »Es ist einfach komisch, wenn plötzlich keiner mehr den
Arm um dich legt.«
Bernadette
hatte ihren großen empathischen Augenblick. »Ja. Das kann ich mir gut
vorstellen«, sagte sie, ohne gleich hinzuzufügen, daß es natürlich nicht
dasselbe war, ob ein netter Mann oder ein Idiot seinen Arm um einen legte.
»Aber wer
weiß, was noch kommt?« Sie sah mich an und zwinkerte mir zu. »Du hast ja inzwischen
eine wunderbare Ablenkung gefunden. Und hier haben wir ihn schon: Robert Miller
- zwölf Millionen zweihunderttausend Einträge. Na, wer sagt's denn?«
»Oh, nein!«
Ich blickte ungläubig auf den Bildschirm. »Das gibt's ja nicht!«
Bernadette
klickte wahllos ein paar Einträge auf. »Robert Miller- zeitgenössische Kunst.«
Ein quadratisches Bild öffnete sich, das aus verschiedenenfarbigen Strichen
bestand. »Oh, wirklich sehr zeitgenössisch!« Sie machte die Seite wieder
zu. »Und was haben wir hier? Rob Miller, Rugby Union Player, hui - sportlich,
sportlich.« Sie ließ den Curser über die Seite gleiten. »Robert Talbot Miller,
amerikanischer Agent, spionierte für die Sowjetunion - na, der wird's nicht
sein, der hat das Zeitliche schon gesegnet.« Sie lachte, die Suchaktion begann
ihr offensichtlich Spaß zu machen. »Bee, rief sie jetzt aus. »Robert
Miller, Rang 224 unter den reichsten Leuten der Welt! Willst du es dir nicht
noch mal überlegen, Aurélie?«
»So kommen wir
nicht weiter«, sagte ich. »Du mußt ›Robert Miller Schriftsteller‹ eingeben.«
Unter »Robert
Miller Schriftsteller« gab es immerhin nur noch sechshundertfünfzigtausend Einträge,
was aber immer noch eine echte Herausforderung war.
»Konntest du
dir nicht einen Autor mit einem etwas ausgefalleneren Namen aussuchen?« sagte
Bernadette und klickte die erste Seite durch, die sich geöffnet hatte. Es war
so ziemlich alles dabei - von einem Mann, der Pferdetrainingsbücher
veröffentlichte, über einen Dozenten, der bei der Oxford University Press etwas
über die englischen Kolonien geschrieben hatte, bis zu einem wirklich
wahnsinnig furchterregend aussehenden englischen Autor, der ein Buch über die
Burenkriege abgesondert hatte.
Bernadette
deutete auf das Photo. »Der kann's ja wohl nicht sein, oder?«
Ich schüttelte
heftig den Kopf. »Um Himmels willen, nein!« rief ich.
»So kommen wir
jedenfalls nicht weiter«, sagte Bernadette. »Sag mir noch mal den Titel des
Romans.«
»Das
Lächeln der Frauen.
»Gut ... gut
... gut.« Sie bewegte ihre Finger über die Tastatur. »Aha«, sagte sie dann.
»Hier haben wir es: »Robert Miller, Das Lächeln der Frauen!« Sie lächelte
triumphierend, und ich hielt den Atem an.
»Robert Miller
in den Éditions Opale ... ach Mist, da kommt man nur auf die Verlagsseite ...
Und das hier
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