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Das Land der Pelze

Das Land der Pelze

Titel: Das Land der Pelze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Ausführung dieser Berechnung bedurfte man zwei Beobachtungen der Sonnenhöhe, in der Vormittags-und Nachmittagszeit, um die beiden Stundenwinkel messen zu können.
    Um zwei Uhr Nachmittags maßen Lieutenant Hobson und Thomas Black mittels der Sextanten die gerade Aufsteigung der Sonne über dem Horizonte.
    Am anderen Tage wollten sie die Beobachtung um zehn Uhr Morgens fortsetzen, um aus den beiden Höhen die geographische Länge des von der Insel jetzt eingenommenen Punktes herzuleiten.
    Die kleine Gesellschaft ging aber noch nicht sogleich zum Fort zurück, und das Gespräch zwischen Jasper Hobson, dem Astronomen, dem Sergeanten, Mrs. Paulina Barnett und Madge dauerte noch ziemlich lange Zeit fort. Die Letztere dachte an sich selbst gar nicht, sondern hatte sich vollkommen in den Willen der Vorsehung ergeben. Ihre Herrin, »ihre Tochter Paulina«, vermochte sie aber nicht ohne Besorgniß anzusehen, wenn sie an die Prüfungen, vielleicht die Gefahren dachte, welche die Zukunft ihr vorbehalten haben könne. Madge war wohl bereit, ihr Leben für Paulina zu lassen, aber würde dadurch Diejenige, welche sie mehr liebte, als Alles in der Welt, gerettet werden? Jedenfalls wußte sie, daß Mrs. Paulina Barnett nicht eine so schnell niederzubeugende Frau sei. Ihre unerschrockene Seele sah der kommenden Zeit furchtlos entgegen, und für jetzt hatte sie ja auch noch keinen Grund, zu verzagen.
    Wirklich drohte den Insassen des Fort-Esperance keine unmittelbare Gefahr, im Gegentheil rief Alles den Glauben hervor, daß ihnen eine äußerste Katastrophe erspart bleiben werde, wenigstens sprach sich Jasper Hobson gegen seine Begleiter in dieser Weise aus.
    Nur zwei Gefahren drohten der schwimmenden Insel.
    Entweder wurde sie durch die Strömung bis nach jenen hohen Polarbreiten hingeführt, aus denen man nie wiederkehrt, –
    Oder die Strömungen trieben sie nach Süden, vielleicht nach der Behringsstraße und von da aus in den Stillen Ocean.
    Im ersteren Falle würden die Ueberwinternden, im Eise gefesselt und von einem unübersteiglichen Schollenwalle umschlossen, jeder Verbindung mit der Außenwelt beraubt sein, und durch Hunger und die Kälte der hochnördlichen Einöden umkommen.
     

    Orientirung nach der Seekarte. (S. 253.)
     
    Im anderen Falle mußte die Insel Victoria von der Strömung bis nach den wärmeren Gewässern des Stillen Oceans entführt werden, an der Basis nach und nach zum Schmelzen kommen und sich unter den Füßen ihrer Bewohner allmälig senken.
    Jede Hypothese stellte den Untergang Jasper Hobson’s, aller seiner Gefährten und der um den Preis so vieler Strapazen errichteten Factorei in gleich gewisse Aussicht.
    Aber mußte denn einer oder der andere Fall wirklich unbedingt eintreten? Nein; viel Wahrscheinlichkeit hatte das nicht.
    Die Jahreszeit war jetzt schon weit vorgeschritten. Vor Ablauf dreier Monate stand zu erwarten, daß das Meer unter dem ersten Polarfroste fest würde. Es versprach dann eine zusammenhängende Eisfläche, über welche hin man mittels Schlitten das nächstgelegene Land, entweder das russische Amerika, wenn sich die Insel östlich hielt, oder die Küste Asiens, im Falle sie nach Westen verschlagen wurde, zu erreichen hoffen konnte.
    »Denn, fügte Jasper Hobson hinzu, wir sind nach keiner Seite hin unserer schwimmenden Insel Herr. Da das Aufspannen eines Segels, wie an einem Schiffe, unthunlich ist, vermögen wir auf ihre Richtung nicht im Geringsten einzuwirken, und gehen eben hin, wo sie uns gerade hinführt.«
    Jasper Hobson’s klarer und bestimmter Darlegung der Sachlage wurde ohne Widerspruch beigestimmt. Es war unzweifelhaft, daß der strenge Winterfrost die Insel Victoria an das unendliche Eisfeld anlöthen und diese weder nach Norden, noch nach Süden hin allzu weit abweichen würde. Einige hundert Meilen über das Eisfeld zurückzulegen, setzte aber muthige und entschlossene Männer, die an das Polarklima und weite Excursionen durch die arktischen Länder gewöhnt waren, nicht in große Verlegenheit. Zwar mußte Fort-Esperance, das Ziel aller ihrer Sorgen, aufgegeben und auf den Lohn so vieler glücklich durchgeführter Arbeiten verzichtet werden; doch was blieb denn Anderes übrig? Die auf beweglichem Boden aufgeführte Factorei konnte der Hudsons-Bai-Compagnie ja doch keine weiteren Dienste leisten und ihrem endlichen Untergange im Ocean über kurz oder lang nicht entgehen. Es galt also dieselbe zu verlassen, sobald es die Umstände gestatteten.
    Die einzige

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