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Das Land der Pelze

Das Land der Pelze

Titel: Das Land der Pelze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Gewiß begann sie gegen Ende April, belehrte Lieutenant Hobson. Zu dieser Zeit lockerte sich das Eisfeld und wurde die von der Sonne nicht geschmolzene Scholle nach Norden weggeführt. Es ist also anzunehmen, daß sie durch einen der Küste nahezu parallelen Strom etwa seit drei Monaten nach Westen zu abweicht, was eine mittlere Geschwindigkeit von neun bis zehn Meilen täglich ergäbe.
    – Ist das nicht eine sehr beträchtliche Schnelligkeit? fragte Mrs. Paulina Barnett.
    – Ja wohl ist sie das, schloß Jasper Hobson, und Sie können selbst berechnen, wie weit wir in den beiden Monaten, während der das Meer noch eisfrei bleibt, verschlagen werden dürften!«
    Der Lieutenant, Mrs. Paulina Barnett und Sergeant Long schwiegen einige Augenblicke. Unbeweglich hafteten ihre Augen auf der Karte jener Polarländer, welche dem Fuße des Menschen so hartnäckig jeden Eintritt verwehren und gegen welche sie selbst jetzt mit unwiderstehlicher Gewalt geführt wurden.
    »In unserer jetzigen Lage haben wir also Nichts zu thun, Nichts zu versuchen? fragte die Reisende.
    – Gar nichts, Madame, antwortete Lieutenant Hobson, wir müssen warten und können nur aus ganzem Herzen jenen arktischen Winter herbei sehnen, der im Allgemeinen und mit vollem Rechte von den Seefahrern so sehr gefürchtet wird, und der uns doch allein noch zu erretten vermag. Der Winter, Madame, ist das Eis, und das Eis ist der Anker unserer Hoffnung, der einzige, der dem Laufe unserer schwimmenden Insel ein Halt gebieten kann.«
Drittes Capitel
Ein Gang um die Insel.
    Von diesem Tage ab wurde beschlossen, die jedesmalige Lage, so wie es an Bord der Schiffe gebräuchlich ist, einzutragen, vorausgesetzt, daß der Zustand der Atmosphäre die Beobachtungen gestatte. War diese Insel Victoria denn im Grunde etwas Anderes, als ein Schiff, und zwar ein solches, welches ohne Segel und Steuer dem Zufall überlassen umherirrte?
    Am anderen Tage constatirte Jasper Hobson nach Berechnung der geographischen Lage, daß die Insel ohne Veränderung der nördlichen Breite einige Meilen weiter nach Westen geführt worden war. Dem Zimmermann wurde nun Auftrag gegeben, unverzüglich an den Bau eines geräumigen Schiffes zu gehen. Jasper Hobson schützte dabei eine im nächsten Sommer zu unternehmende Entdeckungsreise längs der Küste bis zum russischen Amerika hin vor. Ohne weiter zu fragen, beschäftigte sich der Zimmermann mit der Auswahl der nöthigen Stämme und wählte als Werft eine seichte Uferstelle neben Cap Bathurst, um sein Bauwerk dereinst bequem in’s Meer bringen zu können.
    Lieutenant Hobson wollte an demselben Tage sein Vorhaben, das Territorium, auf welchem er jetzt sammt seinen Gefährten gefangen war, zu untersuchen, ausführen. Da in der Gesammtform dieser Insel, welche unter dem Einflusse der wechselnden Wassertemperatur stand, wesentliche Veränderungen eintreten konnten, erschien es von Wichtigkeit, deren jetzige Form, Oberfläche und selbst deren Dicke an gewissen Stellen genau festzustellen. Die Bruchstelle, das heißt also wahrscheinlich der Isthmus, sollte sorgfältig untersucht werden, da an diesem frischen Bruche vielleicht die geschichtete Lage von Eis und Erde zu erkennen war, welche den Boden der Insel bildete.
    An eben diesem Tage verdüsterte sich indeß die Atmosphäre, und ein von dickem Nebel begleiteter Sturm brach noch am Nachmittage los. Bald entlud sich der Himmel und fiel der Regen in Strömen. Große Hagelkörner schlugen auf das Dach des Hauses nieder, und dann und wann ließ sich sogar ein entfernter Donner – eine in diesen Breiten sehr ungewöhnliche Erscheinung – hören.
    Lieutenant Hobson mußte seine Abreise verschieben und abwarten, bis der Aufruhr der Elemente sich gelegt hatte. Während des 20., 21. und 22. Juli trat aber in dem Zustande des Himmels keine Besserung ein. Bei dem heftigen Sturme donnerten die Wogen mit betäubendem Lärmen an die Küste. Flüssige Lawinen brachen sich mit solcher Gewalt am Cap Bathurst, daß man für dessen ohnehin sehr problematische Solidität fürchten mußte, insofern es sich ja überhaupt nur aus einer Anhäufung von Sand und Erde ohne sicheren Untergrund aufbaute. Wie waren die im offenen Meere diesem wüthenden Sturme ausgesetzten Schiffe zu beklagen? Auf der schwimmenden Insel fühlte man aber nichts von der Bewegung des Wassers, indem deren enorme Masse dem Zorne des Oceans widerstand.
    In der Nacht vom 22. zum 23. Juli ließ der Sturm plötzlich nach. Eine steife, aus Nordosten

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