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Das Land der Pelze

Das Land der Pelze

Titel: Das Land der Pelze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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wehende Brise verjagte die letzten am Horizonte aufgehäuften Dunstmassen. Das Barometer stieg um einige Linien, und die atmosphärischen Bedingungen schienen Lieutenant Hobson zum Antritt der kleinen Reise günstig.
    Mrs. Paulina Barnett und der Sergeant sollten ihn bei dieser Erforschung begleiten. Eine Abwesenheit von ein bis zwei Tagen konnte den Bewohnern der Factorei nicht auffallen, und so versorgte man sich mit einer gewissen Menge gedörrten Fleisches, mit Schiffszwieback und einigen Flaschen Branntwein, wodurch die Reisetasche der Wanderer nicht allzu sehr belastet werden konnte. Noch waren die Tage sehr lang, und nur wenige Stunden über verschwand die Sonne unter dem Horizonte.
    Ein Zusammenstoß mit gefährlichen Thieren hatte keine große Wahrscheinlichkeit für sich. Die Bären schienen, von ihrem Instinct geführt, die Insel Victoria zur Zeit, als sie noch eine Halbinsel bildete, verlassen zu haben. Aus Vorsicht bewaffneten sich aber Jasper Hobson, der Sergeant und selbst Mrs. Paulina Barnett mit Gewehren. Der Lieutenant und sein Unterofficier trugen außerdem eine Axt und das Schneemesser bei sich, ohne welches ein Reisender in Polarländern überhaupt niemals ausgeht.
    Für die Zeit der Abwesenheit des Lieutenant Hobson ging das Commando des Forts dem Range nach auf Corporal Joliffe, d.h. auf seine kleine Frau über, und Jasper Hobson wußte auch, daß er sich auf diese verlassen konnte. Auf Thomas Black war nicht mehr zu zählen, selbst wenn er sich nur einem derartigen Zuge anschließen sollte, doch versprach er wenigstens, während der Abwesenheit des Lieutenants das Meer im Norden zu beobachten und die Veränderungen zu notiren, die sich entweder in jenem oder in der Lage der Insel vollziehen könnten.
    Vielfach hatte Mrs. Paulina Barnett versucht, den armen Gelehrten wieder zur Vernunft zu bringen, doch wollte dieser von Nichts hören. Er hielt sich nicht ohne Grund für mystificirt von der Natur, und konnte derselben diese Mystification niemals verzeihen.
    Nach manchem beim Abschied gewechselten Händedrucke verließen Mrs. Paulina Barnett und ihre Begleiter das Fort, wandten sich nach Westen und folgten dem vom Cap Bathurst bis zum Cap Eskimo sich hinziehenden langen Küstenstriche.
    Es war acht Uhr Morgens. Die schrägen Strahlen der Sonne belebten die Küste mit falbem Lichte. Die hohle See glättete sich mehr und mehr; alle vom Sturm vertriebenen Vögel, wie die Fettgänse, Wasserscheerer, Taucherhühner und Sturmvögel kehrten zu Tausenden zurück. Ganze Züge Enten flatterten nach den Ufern des Barnett-Sees, ohne zu ahnen, daß sie Mrs. Joliffe’s Kochtopf gerade entgegen flogen. Einzelne Polarhasen, Zobelmarder, Bisamratten und Hermeline erhoben sich vor den Reisenden und entflohen, doch ohne zu große Eile.
    Die Thiere schienen im Vorgefühle einer allgemeinen Gefahr die Gesellschaft der Menschen zu suchen.
    »Sie wissen es recht gut, daß das Meer sie umschließt, sagte Jasper Hobson, und daß sie die Insel nicht verlassen können.
    – Haben diese Nager, wie die Hafen und Andere, fragte Mrs. Paulina Barnett, nicht die Gewohnheit, vor Eintritt des Winters im Süden ein milderes Klima aufzusuchen?
    – Ja, Madame, bestätigte Jasper Hobson, für dieses Mal werden sie aber, falls das Eis ihnen keinen Ausweg zu fliehen bietet, mit uns gefangen bleiben, und zum großen Theil durch Kälte und Hunger umkommen.
    – Hoffentlich sollen jene Thiere, fügte Sergeant Long ein, uns noch durch die Nahrung, welche sie liefern, sehr nützlich sein und ist es ein wahres Glück für die Colonie, daß sie nicht darauf gekommen sind, vor dem Bruche des Isthmus zu entfliehen.
    – Die Vögel werden uns aber zweifellos verlassen? fragte Mrs. Paulina Barnett.
    – Ja, Madame, erwiderte Jasper Hobson, alle diese Geflügelarten dürfte die erste Kälte vertreiben. Sie vermögen sehr weite Räume, ohne zu ermüden, zu durchfliegen, und werden, glücklicher als wir, das feste Land wieder erreichen können.
    – Nun wohl, warum sollten wir uns ihrer nicht als Boten bedienen? warf da die Reisende ein.
    – Das wäre ein Gedanke, sagte Jasper Hobson, ein prächtiger Gedanke. Einige hundert Vögel sind leicht zu fangen, an deren Hals wir ein Papier, welches das Geheimniß unserer Lage enthält, befestigen könnten. Schon im Jahre 1848 versuchte John Roß die Lage seiner Schiffe, Entreprise und Investigator, im Polarmeere den etwa Ueberlebenden von der Expedition Franklin’s durch ein analoges Mittel bekannt zu

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