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Das Land der Pelze

Das Land der Pelze

Titel: Das Land der Pelze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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getäuscht? Der Sergeant suchte sich zu erheben, um besser hören zu können, wurde aber von dem Sturmwinde, der sich auf’s Neue erhob, sofort wieder umgeworfen. Die kurze Pause war vorüber, und ununterscheidbar brauste der Lärmen wieder durch einander. Aber wer stellt sich nicht die Angst der beiden Beobachter vor, wenn er bedenkt, daß sie, zurückgezogen in ihre Vertiefung, den Sand unter ihren Füßen sinken, und die Tannen bis in ihre Wurzeln erzittern fühlten! Und trotzdem blieb ihr Blick auf den Süden geheftet. Ihr ganzes Leben concentrirte sich jetzt in diesem Blicke, und ihre Augen stierten in die Finsterniß, welche kaum die ersten Strahlen der Morgenröthe färbten.
    Plötzlich, etwas vor zwei ein halb Uhr Morgens, rief der Sergeant:
    »Ich habe Etwas gesehen!
    – Was?
    – Ein Feuer!
    – Ein Feuer?
    Ja! … Dort, in dieser Richtung!«
    Der Sergeant wies mit der Hand nach Südwesten. Sollte er sich getäuscht haben? Nein, denn Jasper Hobson gewahrte auch einen unbestimmten Lichtschein in der angegebenen Richtung.
    »Ja! rief er freudig, ja, Sergeant! Ein Feuer! Das ist das Land!
    – Wenn dieses Licht nicht von einem Schiffe herrührt! entgegnete Sergeant Long.
    – Bei einem solchen Unwetter ein Schiff auf offener See! Das ist unmöglich. Nein, nein! Das Land ist dort, sage ich Ihnen, und nur einige Meilen von unserer Insel entfernt!«
    Jetzt fehlte es aber an einer Fackel, um diese zu entzünden; nur die Tannen standen über ihnen, welche der Sturm beugte.
    »Ihr Feuerzeug, Sergeant«, sagte Jasper Hobson.
    Der Sergeant zündete etwas Schwamm an und kroch auf der Erde bis zu der Baumgruppe. Der Lieutenant folgte ihm. Dürres Holz fehlte nicht. Sie häuften es um die Wurzeln eines Baumes, setzten es in Brand, und mit Hilfe des Windes ergriff die Flamme die ganze Baumgruppe.
    »O, rief Jasper Hobson, da wir jenes Feuer sehen konnten, wird man auch uns bemerken!«
    Die Tannen brannten mit hellem Scheine und erzeugten eine lange, rauchende Flamme, wie etwa eine riesige Fackel. Das Harz knisterte in den alten Stämmen, welche schnell verzehrt wurden. Bald ward das Feuer stiller und stiller und – Alles verlosch.
     

    Ein improvisirtes Signalfeuer. (S. 312.)
     
    Jasper Hobson und der Sergeant warteten, ob ein neues Feuer dem ihrigen antworten werde …
    Zehn Minuten beobachteten sie vergeblich, und suchten den Punkt wieder aufzufinden, woher der erste Lichtschein gekommen war; schon verzweifelten sie irgend welches Signal zu erhalten, als sich plötzlich ein Schrei vernehmen ließ, ein deutlicher, verzweifelter Schrei aus dem Meere.
    Jasper Hobson und der Sergeant glitten bis zu dem Ufer hinab … kein Laut war mehr zu hören.
    Seit einigen Minuten flammte aber das Morgenroth weiter und weiter auf. Auch der Sturm schien mit dem Wiedererscheinen der Sonne an Heftigkeit zu verlieren. Bald wurde es hell genug, um den Horizont übersehen zu können.
    Da war aber kein Land in Sicht, und Himmel und Meer verschwammen noch immer in derselben Linie am Horizonte.
Achtes Capitel.
Ein Ausflug der Mrs. Paulina Barnett.
    Den ganzen Morgen verbrachten Jasper Hobson und Sergeant Long noch in dieser Gegend der Küste. Das Wetter hatte sich wesentlich geändert. Es regnete fast gar nicht mehr, dagegen war der Wind außergewöhnlich schnell nach Südosten umgesprungen, ohne dabei an Heftigkeit einzubüßen.
    Dieser sehr unangenehme Umstand vergrößerte nur Lieutenant Hobson’s Unruhe, da er nun jede Hoffnung, auf das Festland zu treffen, aufgeben mußte.
    In der That konnte dieser Südostwind die umherirrende Insel nur mehr und mehr von jenem entfernen, und sie den so gefürchteten Strömungen, welche nach dem Norden des Arktischen Oceans verlaufen, zuführen.
    Hatte man denn aber überhaupt eine Gewißheit darüber, daß die Insel in jener Schreckensnacht der Küste nahe gewesen, oder beruhte diese Annahme nur auf einer nicht in Erfüllung gegangenen Ahnung Jasper Hobson’s? Die Luft war ja jetzt ziemlich klar und auf mehrere Meilen hin durchsichtig, dennoch aber keine Spur eines Landes zu sehen. Mußte man nicht auf die Ansicht des Sergeanten zurück kommen, daß während der Nacht ein Fahrzeug der Insel in Sicht vorbei gekommen, eine Schiffslaterne einen Augenblick sichtbar gewesen sei, und der gehörte Schrei von einem verunglückten Seemann hergerührt habe? Und würde dieses Schiff nicht wahrscheinlich selbst bei dem furchtbaren Sturme untergegangen sein?
    Auf jeden Fall traf man indeß auf keine

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