Das Land der Pelze
Fuß.
An der entgegengesetzten Seite mußte sich das Gewässer um ebenso viel nach Westen ausgedehnt haben, und wenn ihm kein natürliches Hinderniß entgegenstand, das Land überschwemmen.
Jedenfalls durfte man sich Glück wünschen, daß die Bodensenkung in der Richtung von Osten nach Westen verlief, denn wenn das Gegentheil der Fall gewesen wäre, würde die Factorei rettungslos überfluthet gewesen sein.
Der kleine Bach freilich versiegte sofort, nachdem er aufgethaut war. Sein Wasser strömte, so zu sagen, nach der Quelle zurück, indem der Boden sich dorthin, von Norden nach Süden zu, gesenkt hatte.
»Da wäre also, sagte Jasper Hobson, ein Fluß von den Karten der Polarländer zu streichen. Hätten wir nur diesen Wasserlauf gehabt, um unser nöthiges Süßwasser zu gewinnen, so dürften wir jetzt in peinlicher Verlegenheit sein. Zum Glück verblieb uns der Barnett-See, und ich hoffe, daß unsere Trinker keinen Durst leiden sollen.
– Ja wohl, der See, antwortete der Sergeant Long, aber ist denn sein Wasser auch trinkbar geblieben?«
Jasper Hobson blickte seinen Sergeanten scharf an und zog die Augenbrauen zusammen. Auf den Gedanken war er noch nicht gekommen, daß ein Spalt im Boden die Verbindung zwischen dem Meere und der Lagune hergestellt haben könne. Es wäre das ein Unglück gewesen, das unzweifelhaft den Untergang und die Aufgabe der neuen Factorei nach sich gezogen hätte.
Eiligst liefen der Lieutenant und Sergeant Long nach dem See – sein Wasser war noch süß!
In den ersten Tagen des Mai, als der Boden sich da und dort von Schnee befreite, begann er unter dem Einfluß der Sonnenstrahlen ein wenig zu grünen. Einige Moose und Gräser wagten sich schüchtern mit ihren Spitzen aus der Erde. Der von Mrs. Joliffe gesäete Sauerampher und das Löffelkraut gingen nun auch auf. Die Schneedecke hatte diese Gewächse gegen die Rauhigkeit des Winters geschützt, aber jetzt wurde es nothwendig, sie gegen die Schnäbel der Vögel und die Zähne der Nagethiere zu vertheidigen. Diese wichtige Arbeit wurde dem würdigen Corporal übertragen, der sich derselben mit der Gewissenhaftigkeit und dem Ernste eines Gliedermannes im Suppenteller annahm. Die langen Tage waren zurückgekehrt; die Jagd wurde wieder aufgenommen.
Lieutenant Hobson wollte den Vorrath an Pelzfellen vermehren, welche die Agenten von Fort-Reliance in wenig Tagen übernehmen sollten. Marbre, Sabine und andere Jäger begaben sich an ihr Geschäft. Ihre Excursionen waren weder weitgehend noch anstrengend, und kaum entfernten sie sich mehr als zwei Meilen vom Cap Bathurst.
Nie hatten sie ein so wildreiches Territorium gesehen, so daß sie eben so erstaunt als befriedigt waren. Marder, Elennthiere, Hafen, canadische Rennthiere, Füchse und Hermeline liefen ihnen geradezu vor die Gewehre.
Zu ihrem Leidwesen machten sie nur die eine Beobachtung, daß Bären, fast wie ihnen zum Hohne, sich gar nicht sehen ließen. Man hätte meinen können, daß die Angreifer bei ihrer Flucht alle Uebrigen mit fortgerissen hätten. Vielleicht hatte auch das Erdbeben diese Thiere, welche ganz besonders sein organisirt, gewissermaßen sehr »nervös« sind, wenn man das überhaupt von einem Vierfüßler sagen kann, mehr als andere erschreckt.
Der Mai war sehr regnerisch, doch fiel dazwischen hinein gelegentlich noch Schnee; seine Mitteltemperatur erreichte + 5° Celsius. Auch Nebel waren sehr häufig und oft so dicht, daß es unklug gewesen wäre, sich vom Fort zu entfernen. Petersen und Kellet verursachten deshalb, als sie einmal achtundvierzig Stunden lang abwesend waren, ihren Gefährten ziemliche Unruhe. Ein Fehler in der Richtung, den sie auch gar nicht mehr auszugleichen vermochten, hatte sie nach Süden geführt, als sie sich in der Nähe der Walroß-Bai glaubten. Ganz erschöpft und halb todt vor Hunger kamen sie endlich zurück.
Der Juni rückte heran, mit ihm das schöne Wetter und manchmal eine recht merkbare Wärme. Die Winterkleidung wurde abgelegt. Man arbeitete tapfer an dem Hause, welches vollständig wieder ausgebaut werden mußte. Gleichzeitig ließ Jasper Hobson in der südlichen Ecke des Hofes ein großes Magazin errichten. Die Umgegend erwies sich so wildreich, daß ein solches ganz am Platze war. Ihre Vorräthe an Pelzen waren so beträchtlich geworden, daß sich deren Unterbringung in einem besonderen Speicher nöthig machte.
Von Tag zu Tag erwartete nun Jasper Hobson das Detachement, welches ihm Kapitän Craventy zusenden sollte, denn
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