Das Legat der Toten
Gerechtigkeit.«
Es war kein Bluff, das spürte Ferguson. Seine Menschenkenntnis reichte aus, um die Besucher richtig einschätzen zu können. Sie waren Menschen, die auf der anderen Seite standen. Die Zeichen auf ihrer Stirn sagten ihm genug.
»Gehen Sie!« flüsterte er scharf. »Gehen Sie schnell, und gehen Sie sofort. Auf der Stelle! Ich will Sie nicht mehr sehen. Sie entweihen einen Ort und...«
»Ach ja?« höhnte Miranda. »Tun wir das wirklich?« Sie spie plötzlich auf den Boden.
Das ist nicht wahr, dachte der Pfarrer. So etwas gibt es nicht in der Wirklichkeit! Ich bin in einem falschen Film. Er war blaß geworden und zitterte. Dean Todd ging zu dem Tannenbaum. Viel Kraft brauchte er nicht, um ihn zu Boden zu schleudern. Er wippte noch zweimal nach und rollte bis an die erste Bank heran.
Auch wenn es eine Kirche war und der Pfarrer Gewalt verabscheute, so etwas konnte er sich nicht bieten lassen. Aus dem Stand startete er und lief auf Dean Todd zu. Er wollte ihn packen und ebenfalls zu Boden schleudern.
Darauf hatte Ritter nur gewartet. Er war schneller als Ferguson. Bevor der Pfarrer den zweiten Schritt hinter sich bringen konnte, stand Ritter ihm im Weg. Beide prallten zusammen. Ferguson riß noch seine Arme hoch.
Der Schlag traf ihn in die Magengrube und wurde von einem widerlichen Lachen begleitet.
Ferguson knickte zusammen. Er bekam keine Luft mehr und krümmte sich. Ritter riß ihn heftig hoch. Er hielt ihn fest, lachte ihn widerlich an und drehte ihn dann herum.
»Da, Pope, da ist der Altar!«
Kurz vor der Kante drückte er den Körper des Mannes brutal nach unten. Der Geistliche schlug mit dem Gesicht zuerst auf.
Er hörte, wie etwas in seiner Nase brach, dann rasten Schmerzen durch seinen Kopf, und Blut tropfte aus der Nase und von den Lippen.
Noch einmal stieß der Mann zu, dann ließ er den Pfarrer los, der quer über dem Altar liegenblieb.
Er bewegte sich nicht mehr, doch er war auch nicht tot. Schmerzen stachen durch seinen Kopf, und er merkte, daß ihn auch die Kraft verlassen hatte. Aber er rutschte nicht weg. Die Altarplatte hielt ihn fest.
Lachend schlenderte Dean Todd zu den anderen beiden. Er schaute sich um. »Viel können wir nicht zerstören. Wir stecken den Baum an, dann hoffe ich, daß die Bänke auch trocken genug sind, um zu brennen.«
»Später!« sagte Ritter.
»Klar.« Todd lachte. Er nickte der Gestalt des Pfarrers zu. Das Gesicht war nicht zu sehen, es lag auf der Platte. Um es herum hatte sich eine Blutlache ausgebreitet. »Dann fangen wir wohl am besten mit ihm an, denke ich.«
Peter Ritter war einverstanden. Er wandte sich an Miranda. »Willst du es tun?«
In den Augen der Frau entstand ein Leuchten. »Ja, gern...«
»Dann bitte.«
Miranda griff in die Manteltasche. Dort steckte noch immer die Klinge, die auch den Zuhälter vom Leben in den Tod befördert hatte. Miranda hielt das Messer schräg, der Griff verschwand dabei zu zwei Dritteln in ihrer Hand.
Dann drückte sie auf den Kontakt.
Mit einem schleifenden Geräusch schoß die sehr dünne Klinge hervor. Sie glänzte wie Lametta.
Miranda sagte nichts. Sie trat hinter den Pfarrer, der sehr wohl ihre Schritte hörte, sie jedoch wie durch einen Filter wahrnahm. Er hatte auch die Unterhaltung gehört, doch die Worte nur unzulänglich verstanden.
Mit einem seiner Sinne spürte er, daß sich in seiner Nähe etwas verändert hatte. Die andere Person sah er nicht. Er merkte nur, daß sie in seiner Nähe stand, und Miranda schaute auf den Nacken des Pfarrers. Sie hob die rechte Hand, nahm kurz Maß – und rammte die dünne Klinge nach unten.
Die beiden Männer schauten nur und nickten sich zu, als sie sahen, wie zielsicher Miranda vorging. Sie brauchte kein zweites Mal zuzustoßen. Lässig säuberte sie die Klinge und ließ die Waffe wieder in der Manteltasche verschwinden.
»Wir sind die Sieger!« sagte die Mörderin triumphierend.
»Richtig, Miranda, und deshalb werden wir jetzt weitermachen. Die Hütte soll doch brennen – oder?«
»Abfackeln«, sagte Ritter in einem Tonfall, als würde er sich einfach nur ekeln.
Das ließ sich jemand wie Todd nicht zweimal sagen. Er hatte sich schon einen Plan zurechtgelegt und holte zunächst einmal den mit Briefchen behängten Weihnachtsbaum. Das Papier würde schnell Feuer fangen, und er hoffte, daß die Flammen dann auch auf die Nadeln und die Äste überschlugen.
Aus der Düse des Feuerzeugs huschte die kleine Flamme. Sie schnappte nach einem Brief,
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