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Das letzte Sakrament

Das letzte Sakrament

Titel: Das letzte Sakrament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kowa
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Seite der Kirche, die den Jesusklon verhindern wollte. Und der Mörder steht auf der anderen Seite.«
    »Du meinst, es ist dieser schleimige Reporter?«
    »Er hat sicher ein Motiv. Es geht um die Story seines Lebens. Die wird er sich nicht nehmen lassen wollen.«
    »Und was ist mit dem Wissenschaftler, der den Klon geschaffen hat?«
    »Für den gilt dasselbe. Außerdem hat der Bischof erzählt, in Rom gäbe es eine christliche Gruppe, die sich Sacramentum nennt. Angeblich wollte diese Gruppe Proben des Grabtuchs kaufen, und Obrist war ihnen auf der Spur.«
    » Sacramentum . Das passt zu den verschwundenen Ordnern«, sagte Tamara. Dann schwieg sie einen Moment. »Aber wenn die Gruppe christlich ausgerichtet ist, dann steht sie doch auf der Seite der Kirche, oder?«
    »Das Christentum besteht nicht nur aus der katholischen Kirche«, antwortete Pandera. »Denk an die Protestanten, die Orthodoxen und die ganzen Sekten. Vielleicht hat jemand eine alte Rechnung mit der katholischen Kirche offen und begleicht sie jetzt. Wer weiß schon, wer oder was wirklich hinter dem neuen Jesus steht.«
    »Klingt nach einer Verschwörungstheorie«, sagte Tamara und winkte ab.
    »Nur, weil es so viele abwegige Verschwörungstheorien gibt, heißt das noch lange nicht, dass alle Unsinn sind.«
    »Das ist wie mit Voodoo«, sagte sie. »Nur weil in Europa niemand Ahnung davon hat, heißt das noch lange nicht, dass es nicht funktioniert.« Sie zwinkerte ihm zu.
    »Wie wäre es mit einem Kaffee?«, fragte Pandera. »Der wirkt immer.«
    Ein paar Stunden und ein paar Kaffee später fuhr Pandera nach Hause. Je mehr er sich mit dem Fall beschäftigte, desto überzeugter war er, dass der Schlüssel zu dessen Lösung in Rom lag. Unterwegs besorgte er einen großen Blumenstrauß für Jackie, Pralinen für die Schwiegereltern und einen Spanisch-Erweiterungskit für den Spielzeugroboter. Dann hatte das Ding endlich einmal etwas Vernünftiges zu tun, und Lara und Ben konnten auf spielerische Weise ihr Spanisch verbessern. Das war in letzter Zeit ohnehin ein wenig zu kurz gekommen. Wie so vieles.
    Vollgepackt öffnete er die Haustür.
    »Was hast du denn angestellt?«, fragte Jackie, nachdem sie ihm einen Begrüßungskuss gegeben hatte.
    »Nichts«, antwortete Pandera. »Aber das kann ja noch kommen.«
    »Weich jetzt nicht aus.«
    Pandera erzählte von seinen Plänen. Er erntete nicht gerade Begeisterung. Seine Schwiegereltern interpretierten das Ganze unverhohlen als Fluchtversuch. Allerdings nicht vor dem Täter, sondern vor ihnen.
    Vielleicht war es ja wirklich eine Flucht? Oder vielleicht rannte er einem Phantom hinterher? Einer imaginären Gruppe, über die er trotz seiner Recherchen bisher nichts herausgefunden hatte.
    »Hat Edeling schon zugestimmt?«, fragte Jackie.
    Pandera schüttelte den Kopf. »Ich wollte erst mal dich fragen.«
    »Ich bin auch leichter zu überzeugen als dein Chef, oder?«, sagte Jackie und gab ihm noch einen Kuss.
    »Quatsch«, sagte Pandera. Doch er wusste natürlich, dass sie recht hatte.
    »Hoffentlich wird es nicht gefährlich …« Jackie sah ihn besorgt an.
    »Eine Lustreise nach Rom?«, entgegnete er. »Sicher nicht.«
    Er wusste, dass sie ihm nicht glaubte.
    Kein Wunder, er glaubte es selbst nicht.

37
    Tamara Aerni saß in der Cafeteria des Berner Inselspitals und wartete immer noch auf den Spitalseelsorger. Mit jeder Minute, die er sie länger warten ließ, wurde sie aggressiver. Dabei war sie in Wirklichkeit eine Harmonie ausstrahlende Frau, deren Anblick manche dazu brachte, Peace zu rufen und rauchgeschwängerten Träumen nachzuhängen. Und sie hatte gegen ein hartnäckiges Vorurteil zu kämpfen: eine dunkle Hautfarbe und Dreadlocks, das hieß für viele: Die hat was mit Drogen zu tun. Sie wäre die perfekte Undercover-Ermittlerin im Rauschgiftdepartement, doch der Job interessierte sie nicht. Sie hatte zwar etwas gegen die Dealer, nicht aber gegen die Abhängigen. Wenn es nach ihr ging, durfte jeder machen, was er wollte, solange niemand anderes zu Schaden kam.
    Endlich kam ein Mann mit hastigen Schritten in die Cafeteria. Er blickte sie an, stoppte und blieb dann unsicher in zwei Meter Abstand vor ihr stehen.
    »Sind Sie Herr Vogt?«, fragte Tamara Aerni.
    Der Mann nickte.
    »Ich bin Tamara Aerni von der Basler Polizei.«
    »Ach so …«, sagte Vogt und gab ihr die Hand.
    Tamara Aerni hatte sich schon oft gefragt, ob es an ihrem Geschlecht lag oder an ihrer Hautfarbe, dass man sie nicht für eine Polizistin

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