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Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition)

Titel: Das Leuchten der purpurnen Berge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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lauernd.
    Sein Gesicht war rot vor
    Wut, sein Hals vorgereckt und seine schweren Schultern bogen sich nach vorn.
    Nein, sie durfte ihm nicht sagen, was geschehen war, nie, niemals! Sie
    versuchte ein besänftigendes Lächeln.
    „Paul ... Sie glauben eben noch an ihre Götter ... Sie werden lernen.
    Sie werden erfahren, dass unser Gott der wahre ...“ Er stürzte ins Schlafzimmer
    und kam gleich darauf wieder zurück ... mit der Feder in der Hand. Hatte er
    gewusst, dass sie noch unter dem Bett lag? Zitternd vor Wut hielt er sie Emma
    direkt vor die Augen, so nah, dass sie zurückwich. „Gib es zu, sie gehört
    Wirinun!“ Seine Stimme bebte. Das Pendel der Uhr schlug. Und Emma nickte
    schließlich. Er ließ die Feder sinken. „Er war also hier?“
    Sie nickte wieder, und
    dann erzählte sie ihm von Manis plötzlicher Heilung. „Emma“, sagte er mit
    leiser Stimme, die ihr eine Gänsehaut über den Körper jagte, „das kann nicht
    wahr sein, was du getan hast! Sag, dass das nicht wahr ist!“ „Aber versteh
    doch! Du wärst gestorben! Ich
    konnte deinen Puls kaum fühlen, du bist nicht mehr zu dir gekommen, und draußen
    wurden die Menschen wieder gesund! Du hättest doch dasselbe für mich getan!“
    Warum nur musste sie sich verteidigen? Warum musste sie sich rechtfertigen? Er
    war doch geheilt worden!
    Sein Blick wurde eisig.
    Bedrohlich nah stand er vor ihr. „Weißt du, was du getan hast, Emma?“ Seine
    Stimme überschlug sich. „Ja, das weiß ich! Ich habe Hilfe für dich geholt, ich
    habe gebetet. Ja, ich weiß, was ich getan habe!“ Und ich würde es immer wieder
    tun, dachte sie. „Nein.“ Er schüttelte langsam den Kopf, sein rotes Haar stand
    wirr ab „Nein, du hast meine ganze Arbeit, unser Ziel, unsere Aufgabe ... für
    ... für immer zerstört.“ Es war, als habe er ihr eben ein Messer ins Herz
    gestoßen. „Warum?“
    „Warum, wie kannst du
    nur so etwas fragen, Emma!“ Voller Verachtung sah er sie an. „Hast du
    vergessen, was gerade eben da draußen passiert ist? Sie folgen uns nicht mehr!
    Wirinun hat ihnen gezeigt, dass ihr Gott stärker ist als unserer!“„Paul! Du hörst dich ja an, als führten die
    Götter gegeneinander Krieg!“
    „Das ist ein Machtkampf,
    Emma! Warum sollten sie denn von ihren Gebräuchen und Göttern lassen? Doch nur,
    wenn wir ihnen beweisen, dass unser Gott der bessere ist! Der, der sie nicht
    verhungern lässt, der, der für ihre Kinder und ihre Kranken sorgt, der, der sie
    heilt! Heilung, Emma, ist ein göttlicher Vorgang! Jesus hat die Kranken
    geheilt, um den Menschen zu zeigen, dass er Gottes Sohn ist!“ Er schüttelte
    fassungslos den Kopf. „Du hast Wirinun geholt, um mich zu heilen! Du hast
    seinen Zauber zum Gott erhoben!“ Sie war sprachlos und erschüttert. Ihr war es
    doch nur um sein Leben gegangen! „Du hast alles zerstört!“ Er ließ sie stehen
    und gleich darauf hörte sie, wie eine Tür zuschlug.
    Und sie, sie stand da,
    vor der alten Pendeluhr, die ihr eine Ohrfeige nach der anderen verpasste. Ein
    Streifen Sonnenlicht fiel auf die Wand. Der wunderschöne Morgen war nur eine
    trügerische Hoffnung gewesen.
    Paul hatte sich in
    seinem Arbeitszimmer eingeschlossen. Er erschien nicht zum Abendessen. Auch
    nachdem sie mehrmals geklopft und ihn angefleht hatte, doch herauszukommen,
    öffnete er nicht. Daraufhin zog sie sich in den Raum neben dem Vorratshaus
    zurück, wo die beiden Nähmaschinen standen. Sie brauchte eine Ablenkung. Es gab
    noch ein paar Reste Stoff in ihrem Gepäck aus Adelaide. Vielleicht könnte sie
    daraus zwei Kleider nähen. Sie zündete eine Kerosinlampe an und begann mit der
    Arbeit. Doch so sehr sie sich auch auf das gleichmäßige Treten des Pedals und
    das behutsame Nachschieben des Stoffs konzentrierte, es gelang ihr nicht, die
    Bilder und Worte zu verdrängen.
    Tränen liefen über ihre
    Wangen. Schnell wischte sie sie an ihrem Blusenärmel ab. Es gibt genug zu tun,
    sagte sie sich, und machte sich an die nächste Naht. Erst als ihr die Augen
    zufielen und sie den Faden nicht mehr durch das enge Nadelöhr einfädeln konnte,
    hörte sie mit der Arbeit auf, löschte die Lampe und beschloss, ins Bett zu
    gehen. Draußen bei den Palmen blieb sie stehen und sah hinauf in den Himmel, an
    dem Abermillionen Sterne wie Diamanten funkelten. Sie wartete. Doch so sehr sie
    sich auch anstrengte, sie konnte keine Sternschnuppe entdecken.

    Seit drei Tagen schon verweigerte Paul das Essen. Er verließ
    sein

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