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Das Licht ferner Tage

Das Licht ferner Tage

Titel: Das Licht ferner Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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›Penning-Fallen‹ – also elektromagnetischen Feldern. Die Struktur an sich wird von starken Magnetfeldern zusammengehalten. Der Mindestabstand der Schalen beträgt gerade einmal ein paar Elektronendurchmesser. Und in diesen winzigen Lücken geschieht ein Wunder…«
    Kate wurde Hirams Selbstbeweihräucherung allmählich überdrüssig, und sie konsultierte kurz die Suchmaschine. Der ›Casimir-Effekt‹, so wurde sie belehrt, bezog sich auf die virtuellen Teilchen, die sie hatte aufflackern sehen. In den engen Lücken zwischen den Atomhüllen vermochten aufgrund von Resonanzeffekten nur bestimmte Arten von Partikeln zu existieren. Deshalb waren diese Lücken noch leerer als der ›leere‹ Raum und hatten ein dementsprechend niedriges Energieniveau.
    Auf diesem Negativenergie-Effekt beruhte unter anderem das Konzept der Antigravitation.
    Die verschiedenen Ebenen der Struktur rotierten nun schneller. Kleine Uhren wurden am Rand der Maschinen-Abbildung eingeblendet und zählten von zehn abwärts, neun, acht, sieben… Das Gefühl sich verdichtender Energien war förmlich mit Händen zu greifen.
    »Die Konzentration der Energie in den Casimir-Lücken erhöht sich«, sagte Hiram. »Gleich werden wir die Wurmlöcher des Quantenschaums mit negativer Casimir-Effekt-Energie überlagern. Die Antigravitations-Effekte werden sich stabilisieren und die Wurmlöcher vergrößern.
    Wir veranschlagen die Wahrscheinlichkeit, ein Wurmloch zu finden, das Seattle und Brisbane verbindet, auf eins zu zehn Millionen. Eine angemessene Fehlertoleranz liegt dieser Kalkulation schon zugrunde. Also werden wir ein paar Dutzend Millionen Anläufe brauchen, um das gewünschte Wurmloch zu lokalisieren. Weil dies eine atomare Maschine ist, die verdammt schnell arbeitet, dürften aber selbst ein paar hundert Millionen Versuche nicht einmal eine Sekunde dauern… Und das Schöne daran ist: Auf der Quantenebene existieren die Verbindungen zu allen Orten bereits. Wir müssen sie nur noch finden.«
    Die Musik der Virtuellen schwoll zum finalen Crescendo an. Kate schaute auf die wie wild rotierende glühende Frankenstein-Maschine unter ihren Füßen, die vor Energie schier barst.
    Dann beendeten die Uhren den Zählvorgang.
    Ein greller Blitz zuckte durch die Halle. Ein paar Leute schrieen auf.
    Nachdem Kates Sicht sich wieder geklärt hatte, war die noch immer rotierende atomare Maschine nicht mehr allein. Eine silbrige Perle von perfekter Kugelform schwebte neben ihr. Eine Wurmloch-Mündung?
    Und die Musik hatte sich auch verändert. Die Fabulous Five waren nun bei der choralartigen Passage ihres Lieds angelangt. Die Musik wurde von einem dissonanten Gesang verzerrt, der dem kristallklaren Klang des Originals ein paar Sekunden vorauseilte.
    Von der Musik abgesehen herrschte Totenstille im Raum.
    Hiram schnaufte, als ob er den Atem angehalten hätte. »Das ist es«, sagte er. »Das neue Signal, das Sie hören, ist dasselbe Lied, nur dass es durchs Wurmloch übertragen wird – ohne signifikante Zeitverzögerung. Wir haben es geschafft. Heute Abend sendet die Menschheit zum ersten Mal in der Geschichte ein Signal durch ein stabiles Wurmloch…«
    Bobby beugte sich zu Kate hinüber. »Das erste Mal, wenn man die Probeläufe außen vor lässt«, sagte er sarkastisch.
    »Wirklich?«
    »Natürlich. Sie glauben doch nicht im Ernst, dass er das alles dem Zufall überlassen hat, oder? Mein Vater ist ein Schauspieler. Trotzdem sollte man dem Mann diesen Moment des Ruhms gönnen.«
    Der riesige Bildschirm zeigte einen grinsenden Hiram. »Meine Damen und Herren – vergessen Sie nie, was Sie heute Abend gesehen haben. Dies ist der Beginn der eigentlichen Kommunikations-Revolution.«
    Zuerst war der Applaus verhalten, schwoll aber schnell zu einer Ovation an.
    Kate wurde von der Dynamik mitgerissen. Ich weiß nicht, wohin das noch führen soll, sagte sie sich. Bestimmt waren die Möglichkeiten dieser neuen Technologie – die immerhin auf der Manipulation von Raum und Zeit selbst basierte – nicht auf den bloßen Datentransfer beschränkt. Sie hatte das Gefühl, dass nichts mehr so sein würde, wie es einmal war.
    Ein Lichtreflex traf Kates Auge. Er stammte von einer über ihrem Kopf schwebenden Lichtquelle. Eine der Drohnen zeigte ein Bild des Raumschiffs, das sie zuvor schon gesehen hatte. In völliger Stille stieg es in den blaugrauen Himmel über Zentralasien auf. Es wirkte irgendwie nostalgisch – eher wie ein aus der Vergangenheit heraufbeschworenes als

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