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Das Liebesleben der Hyäne

Das Liebesleben der Hyäne

Titel: Das Liebesleben der Hyäne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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war wie ein Mord. Ich wehrte mich nicht dagegen. Mein Schwanz war irrsinnig geworden. All das Haar da auf dem Kissen. Ihr junges, schönes Gesicht. Es war, als würde man die Jungfrau Maria vergewaltigen. Ich kam. Ich kam in ihr, verzweifelt, spürte, wie mein Sperma in sie eindrang, sie war wehrlos, und ich schoß meinen Saft in sie hinein, in ihr Innerstes, Körper und Seele, wieder und wieder.
    Später schliefen wir dann, oder jedenfalls Katherine schlief, während ich sie von hinten umschlungen hielt und zum ersten Mal daran dachte, wie es wäre, mit ihr verheiratet zu sein. Sicher, es würden sich Fehler bei ihr herausstellen, die sich bis jetzt noch nicht gezeigt hatten. Der Anfang einer Beziehung war immer am einfachsten. Dann begannen die Schleier zu fallen, und es hörte nie mehr auf. Trotzdem, ich dachte an Heirat. Ich dachte an ein Haus, einen Hund und eine Katze, Einkäufe in Supermärkten. Henry Chinaski war drauf und dran, schwach zu werden. Und es machte ihm nichts aus. Endlich schlief ich ein.
    Als ich am Morgen wach wurde, saß Katherine auf dem Bettrand und bürstete sich dieses meterlange rotbraune Haar. Sie sah mich mit ihren großen dunklen Augen an, während ich langsam zu mir kam. »Hallo, Katherine«, sagte ich, »willst du mich heiraten?«
    »Bitte sag sowas nicht«, sagte sie. »Ich mag das nicht.«
    »Ich meine es ernst.«
    »Oh shit, Hank!«
    »Was?«
    »Ich sagte ›shit‹. Und wenn du weiter so redest, nehme ich das nächste Flugzeug.«
    »Schon gut.«
    »Hank?«
    »Ja?«
    Ich sah zu ihr hoch. Sie bürstete immer noch ihr langes Haar. Ihre großen braunen Augen sahen auf mich herunter. Sie lächelte jetzt. »Es ist doch bloß Sex, Hank«, sagte sie, »nichts als Sex!« Dann lachte sie. Kein sarkastisches Lachen, einfach ganz fröhlich. Sie bürstete ihr Haar, und ich faßte sie um die Taille und legte den Kopf an ihren Schenkel. Ich wußte überhaupt nichts mehr.

37
    Mit meinen Frauen ging ich entweder zu den Boxkämpfen oder zum Pferderennen. Katherine hatte noch nie einen Boxkampf aus der Nähe gesehen, also führte ich sie an jenem Abend ins Olympic Auditorium aus. Wir waren vor dem ersten Kampf dort und nahmen uns Plätze am Ring. Ich trank Bier und rauchte und wartete, daß es losging.
    »Schon merkwürdig«, sagte ich zu ihr, »daß sich Leute hier reinsetzen und darauf warten, daß zwei Männer in den Ring da oben klettern und versuchen, einander bewußtlos zu schlagen.«
    »Ja. Stell ich mir schrecklich vor.«
    »Die Halle hier ist schon sehr alt«, sagte ich, während sie sich in dem uralten Bau umsah. »Es gibt nur zwei Toiletten, eine für Männer, eine für Frauen, und beide reichlich klein. Also geh am besten vor oder nach der Pause.«
    »Is gut.«
    Ins Olympic kamen meistens Latinos und Weiße aus den unteren Schichten, nur wenige Filmstars und sonstige Berühmtheiten. Es gab viele gute mexikanische Fighter, die Kampfgeist zeigten und mit Leib und Seele bei der Sache waren. Die einzigen schlechten Kämpfe waren die von Weißen und Schwarzen, wenn sie unter sich waren. Vor allem im Schwergewicht.
    Mit Katherine hier zu sein, war ein seltsames Gefühl. Menschliche Beziehungen waren überhaupt eine seltsame Sache. Man war für eine Weile mit einem Menschen zusammen, man aß und schlief und lebte mit ihm, man unterhielt sich und ging zusammen aus, und dann war wieder Schluß. Dann kam eine kurze Zeit, in der man mit niemand zusammen war, dann kam wieder ein anderer Mensch, mit dem man Tisch und Bett teilte, und alles wirkte so normal, als habe jeder nur auf den anderen gewartet. Wenn ich allein lebte, schien es mir immer, als sei das nicht richtig. Manchmal fühlte ich mich gut dabei, aber es schien einfach nicht richtig zu sein.
    Der erste Kampf war gut. Es gab Blut zu sehen, und die Jungs hatten Mumm. Man konnte als Schriftsteller etwas lernen, wenn man sich Boxkämpfe oder Pferderennen ansah. Was dabei rüberkam, war nicht recht klar, aber mir half es, wenn ich mich dann an die Schreibmaschine setzte. Es war eine wortlose Message, und gerade das war das Gute daran. Der Sinn blieb unklar, und man reagierte nicht mit dem Verstand, sondern mit dem Instinkt. Wie wenn ein Haus plötzlich abbrennt. Ein Erdbeben. Eine Überschwemmung. Eine Frau, die aus einem Auto steigt und ihre Beine sehen läßt. Was andere Schriftsteller brauchten, wußte ich nicht. Interessierte mich auch nicht. Ich konnte ihre Sachen ohnehin nicht lesen. Ich hatte genug zu tun mit meinen eigenen Schwächen

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