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Das Lied der alten Steine

Das Lied der alten Steine

Titel: Das Lied der alten Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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zu ihnen zurück.
    »Nichts, was dich betrifft, Serena«, warf Andy ihr kurz über die Schulter zu.
    Anna verzog das Gesicht. Sie hatte sein Eingreifen nicht nötig, so gut gemeint es auch sein mochte, besonders in diesem Moment. »Es war Anhotep«, sagte sie mit zitternder Stimme.
    Sie blieb stehen. »Serena, er war hier, bloß eine Sekunde lang, auf dem Damm. Aber ich habe die Flasche auf dem Schiff gelassen. Er ist doch sicherlich in ihrer Nähe geblieben? Er würde mir doch nicht folgen. Warum sollte er mir folgen?«
    Serena betrachtete forschend Annas Gesicht. »Sind Sie sicher dass Sie ihn gesehen haben?«
    »Sie hat nichts gesehen.« Andy legte Anna wieder den Arm um die Schultern. »Die Sonne scheint so grell, da kann man sich leicht Dinge einbilden – schließlich können in einer Fata Morgana ganze Städte auftauchen.«
    »Ich habe etwas gesehen.« Anna riss sich von ihm los. »Es war keine Fata Morgana, Andy. Und ich habe ihn schon oft genug gesehen, um ihn zu erkennen.« Sie schauderte. »Er hat mich angestarrt! Beobachtet!«
    Sich von mir ernährt. Die Worte kamen ihr unwillkürlich in den Kopf. Er zieht Nutzen aus meinem Zorn. Meiner Angst. Sie schauderte heftig.
    Omar, der Ben und einer Gruppe von anderen Leuten einen spannenden Bericht über den Bau des Damms durch die Russen gegeben hatte, drehte sich um, als er Anna so laut reden hörte.
    »Gibt es Probleme, Herrschaften?« Er kam rasch auf sie zu.
    »Anna geht es nicht gut?«
    »Mir geht es prima.« Anna zwang sich zu lächeln. Sie konnte sich schließlich nicht Omar anvertrauen. Er und Andy würden sie bestenfalls einsperren lassen.
    »Vielleicht zu viel Sonne«, sagte Andy. »Ich kümmere mich um sie. Ein kühles Getränk und Schatten wird sie bestimmt wieder in Ordnung bringen.«
    Er wollte Anna zum Bus zurückbringen, aber sie widersetzte sich. »Danke, Andy, ich bin völlig in Ordnung. Ich möchte ein bisschen mit Serena reden, wenn Sie nichts dagegen haben.«

    Er lachte. »So, ich habe aber etwas dagegen. Ich kann es nicht ertragen, von Ihnen getrennt zu sein, und Serena möchte gerne Omars Geschichte über den Damm anhören, nicht wahr, Serena?« Seine Stimme klang auf einmal hart.
    »Das glaube ich nicht.« Serena verschränkte die Arme. »Ich glaube, wir brauchen ein Gespräch von Frau zu Frau, Andy.
    Dabei kannst du nicht helfen.«
    Anna unterdrückte ein Lächeln. »Bitte, Andy. Serena und ich können im Bus etwas zu trinken holen. Gehen Sie und hören Sie Omar zu. Dann können Sie uns später alles erzählen.«
    Die beiden Frauen drehten sich um und gingen den Damm zurück. Andy blieb zurück und sah zu, wie sie auf den Bus zusteuerten, dann wandte er sich achselzuckend ab.
    Anna presste Serenas Hand. »Er war da und hat mich angestarrt. Hat auf mich gezeigt! Oh Gott! Ich kann es nicht fassen. Warum? Warum sollte er hierher kommen? Dies ist ein moderner Ort. Kein alter Ägypter hat je seinen Fuß hier auf den Damm gesetzt. Und das Parfümfläschchen ist nicht hier.«
    Sie setzten sich nebeneinander im Schatten eines staubigen Baumes ins Gras und tranken aus ihren Wasserflaschen. Anna legte sich hin, den Arm über den Augen. »Bilde ich mir das alles nur ein? Hat er Recht? Ist es bloß zu viel Sonne und Fantasie?«
    Sie schwiegen. Serena blickte durch die dünnen silbrigen Blätter zum intensiven Blau des Himmels. »Was meinen Sie?«
    »Ich fange an zu meinen, dass ich es glaube.«
    »Und ich meine, dass Sie Recht haben, Anna. Ich bin nicht so sicher, ob ich allzu viel weiß über diese Dinge. In vieler Beziehung bin ich überfragt, wie ich schon gesagt habe. Aber mir scheint, ich bin alles, was Sie haben, und deshalb muss ich Ihnen helfen, soweit ich kann. Andy darf Sie nicht dazu bringen, dass Sie mir misstrauen. Bitte.«
    Ein Schatten fiel über ihr Gesicht und erschrocken sah sie zu der Ursache auf. Andy hatte sich anders entschieden und war ihnen nachgegangen. »Warum sollte ich sie dazu bringen, dass sie dir misstraut?« Er sah auf sie beide herab. »Sie hat selber genug gesunden Menschenverstand, Serena. Ich brauche ihr nichts zu erklären, was offensichtlich ist.«
    Beide Frauen setzten sich auf.
    »Andy, würden Sie uns bitte etwas Raum lassen?« Anna wurde jetzt wirklich ärgerlich.
    Er setzte sich neben sie. »Das meinen Sie doch nicht ernst, oder?« Er grinste sie verschwörerisch an. »Wie fühlen Sie sich?
    Hat es Ihnen gut getan, etwas zu trinken? Ich habe etwas Bier in meiner Tasche im Bus, wenn Sie welches

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