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Das Lied der alten Steine

Das Lied der alten Steine

Titel: Das Lied der alten Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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kurz. »Kalt, meine Liebe? Das kommt von diesem Sprühwasser.«
    Sie lächelte ihn an. »Ja, ein bisschen kalt ist mir schon.«
    Der nächtliche Wüstenwind war noch nicht aufgekommen. Die Sonne, die im Begriff war, hinter den Klippen zu verschwinden, gab immer noch Wärme. Nur zwischen den Felsen und direkt an den Klippen war die Luft kühl. Auf einmal lag das Schiff ruhig da. Die Männer, die den ganzen Tag an den Tauen gezogen hatten, um es über die Stromschnellen zu bringen, verschwanden einer nach dem anderen in Richtung ihrer Dörfer, und der eindrucksvolle nubische Lotse, der den ganzen Tag vom Steuer aus alles mit beinahe königlicher Würde dirigiert hatte, verabschiedete sich zuerst vom Reis, dann von Sir John und ging anschließend ebenfalls nach Hause. Morgen würden sie alle für den letzten Abschnitt der Reise wiederkommen, um dann zum Fuß des Katarakts und zum nächsten Schiff zurückzukehren.
    »Roger hat unsere Einladung zum Abendessen angenommen, meine Liebe.« Sir John strahlte. »Wir verbringen die Nacht hier.
    So viel ich verstanden habe, werden wir morgen über die letzten Stromschnellen gezogen, dann liegen wir etwa einen Tag in Philae, bis die Fieldings nachgekommen sind. Es wird nett sein, bis zum zweiten Katarakt im Konvoi zu fahren.«
    Louisa zwang sich zu lächeln, sie zwang sich, das Passende zu sagen, dann entschuldigte sie sich, um wieder unter Deck zu gehen. In ihrer Kabine streckte sie sich erschöpft und niedergeschlagen auf dem Bett aus und dachte an Hassan, während draußen die Sonne in goldener Pracht unterging.
    Es klopfte und sie fuhr hoch. Sie musste eingeschlafen sein.
    Die Kabine lag in tiefer Dunkelheit. Als sie nach der Kerze tastete, konnte sie nichts um sich her sehen. Noch ein Klopfen hallte durch den engen Raum, als der Docht endlich zu brennen begann, und sie kam zu dem Schluss, dass es Treece sein musste, die ihr helfen wollte, sich zum Abendessen umzuziehen.
    Sie hatte vergessen, dass sie die Tür abgeschlossen hatte. Die Schatten flackerten in dem kleinen Raum über die tiefen Rost-und Goldtöne der Teppiche und Wandbehänge, als Louisa sich zur Tür vortastete und den Riegel zurückschob.
    Draußen stand Lord Carstairs, den Kopf gebeugt unter der niedrigen Decke. Mit einer einzigen geschickten Bewegung schob er sie zurück in die Kabine, trat selbst ein und verriegelte die Tür hinter sich.

    »Was fällt Ihnen ein?«
    Er stieß sie unsanft, sodass sie rückwärts aufs Bett fiel und hilflos zusehen musste, wie er den Kerzenständer ergriff und damit in der Kabine herumleuchtete, um ihre Habseligkeiten zu untersuchen.
    »Wo ist sie?«, zischte er.
    »Wo ist was?« Sie war ihm unterlegen, im Sitzen war sie gezwungen, zu ihm hoch zu schauen, aber sie hatte keinen Platz zum Stehen, wenn sie ihn nicht tatsächlich wegschubsen wollte.
    »Wie können Sie es wagen, hier hereinzukommen?«, wiederholte sie. »Hinaus! Ich rufe um Hilfe! Es wird große Schwierigkeiten geben, wenn man Sie hier bei mir findet.«
    »Das glaube ich nicht.« Er lachte. »Die Forresters würden es nie wagen, mir zu nahe zu treten, meine ach so ehrbare Mrs.
    Shelley. Besonders, wenn ich ihnen erzähle, wie begierig Sie heute Nachmittag meine Zärtlichkeiten empfangen haben.« Er umfasste ihr Kinn mit einem eisernen Griff seiner Finger wie schon einmal an diesem Tag und zwang sie, ihm in die Augen zu schauen. »Ja, Sie erinnern sich tatsächlich. Ich muss vorsichtig sein. Sie sind willensstark. Sie glauben, Sie könnten mir widerstehen.« Er schnaubte. »Also, Mrs. Shelley. Wo ist sie?«
    »Die Parfümflasche?« Es hatte keinen Sinn so zu tun, als wüsste sie nicht, was er meinte. »Ich habe sie an Land versteckt.«
    Seine Augen funkelten. »Nicht heute. Heute war es nicht möglich. Also gestern. Sie haben sie auf Philae gelassen? Wo?«
    Er stieß ihren Kopf nach hinten gegen die Wand. »Sagen Sie es mir!«, zischte er mit zusammengebissenen Zähnen.
    Die Kabine war auf einmal sehr kalt geworden. Die Kerze flackerte und machte schwarze Rauchfäden. Seine Augen, nahe bei ihren, waren schwarze Abgründe. Sie konnte ihren Blick nicht abwenden. Verzweifelt schloss sie die Augen und versuchte, seinen unangenehm süßlichen Mundgeruch nicht einzuatmen.
    »Das werde ich Ihnen niemals verraten.« Sie stieß mit der Faust gegen sein Gesicht und wurde mit einem leisen Lachen belohnt.
    »Oh, du wirst es mir verraten, meine Süße. Glaub mir, du wirst es mir sagen.« Er packte sie am Handgelenk.
    Es entlockte

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