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Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
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Flaschen und Kästen beschäftigt, mit Messern und Nadeln. Damit fertig, brach sie die mit Widerhaken versehene Pfeilspitze ab und zog den Schaft heraus, wobei sie einen Singsang in der Sprache der Lhazareen von sich gab. Sie erhitzte Wein auf dem Rost, bis er kochte, und goss ihn über die Wunden. Khal Drogo verfluchte sie, doch zuckte er nicht. Sie verband die Pfeilwunde mit einem Pflaster aus feuchten Blättern und wandte sich dem Schnitt an seiner Brust zu, verschmierte eine hellgrüne Paste darauf, bevor sie den Hautlappen wieder an Ort und Stelle brachte. Der Khal knirschte mit den Zähnen und schluckte einen Schrei herunter. Das Götterweib nahm eine Silbernadel und eine Spule mit Seidenfaden und begann, das Fleisch zu nähen. Anschließend bestrich sie die Haut mit roter Salbe, bedeckte sie ebenfalls mit Blättern und verband die Brust mit einem Fetzen Lammfell. »Ihr müsst die Gebete sagen, die ich Euch nenne, und das Lammfell zehn Tage und zehn Nächte dort behalten«, sagte sie. »Ihr werdet Fieber bekommen und Juckreiz und eine große Narbe, wenn die Heilung vollendet ist.«
    Khal Drogo setzte sich auf, und seine Glöckchen klingelten. »Ich singe von meinen Narben, Schafsfrau.« Er spannte seinen Arm und sah sie finster an.
    »Trinkt weder Wein noch Mohnblumensaft«, warnte sie ihn. »Ihr werdet Schmerzen haben, aber Ihr müsst Euren
Körper stark genug erhalten, dass er sich gegen die bösen Geister wehren kann.«
    »Ich bin Khal«, sagte Drogo. »Ich spucke auf den Schmerz und trinke, was mir gefällt. Cohollo, bring meine Weste.« Der alte Mann eilte davon.
    »Vorhin«, sagte Dany zu der hässlichen Frau der Lhazareen, »habe ich gehört, wie du von Geburtsliedern gesprochen hast …«
    »Ich kenne alle Geheimnisse des Blutbettes, Mylady, und ich habe noch nie ein Kind verloren«, erwiderte Mirri Maz Duur.
    »Meine Zeit ist bald gekommen«, sagte Dany. »Vielleicht wärst du so freundlich und würdest mir helfen, wenn er herausdrängt.«
    Khal Drogo lachte. »Mond meines Lebens, man bittet eine Sklavin nicht, man befiehlt es ihr. Sie wird tun, was du sagst.« Er sprang vom Altar. »Komm, mein Blut. Die Hengste rufen, dieser Ort ist Asche. Es wird Zeit zu reiten.«
    Haggo folgte dem Khal zum Tempel hinaus, doch Qotho blieb noch so lange, dass er Mirri Maz Duur einen bohrenden Blick schenken konnte. »Vergiss nicht, Maegi, wie es dem Khal ergeht, ergeht es auch dir.«
    »Ganz wie Ihr sagt, Reiter«, antwortete die Frau, während sie ihre Gefäße und Flaschen einsammelte. »Der Große Hirte wacht über seine Herde.«

TYRION
    Auf einem Hügel entlang des Königswegs hatte man unter einer Ulme einen langen Tisch aus grob gehauener Kiefer aufgestellt und mit einem goldenen Tuch bedeckt. Dort, neben seinem Zelt, nahm Lord Tywin das Abendbrot mit seinen obersten Rittern und Bundesgenossen ein, während seine rotgoldene Standarte über ihnen an einem hoch aufragenden Langspieß flatterte.
    Tyrion kam spät, wundgeritten und übellaunig, und war sich allzu lebhaft dessen bewusst, wie er aussehen musste, als er den Hang hinauf zu seinem Vater watschelte. Der Tagesmarsch war lang und anstrengend gewesen. An diesem Abend, dachte der Zwerg, wollte er sich gern betrinken. Es dämmerte, und die Luft war von summenden Glühwürmchen erfüllt.
    Die Köche servierten das Fleisch: fünf Spanferkel, die Haut knusprig gebraten, in jedem Maul eine andere Frucht. Vom bloßen Geruch lief ihm das Wasser im Mund zusammen. »Ich bitte um Verzeihung«, begann er, als er neben seinem Onkel auf der Bank Platz nahm.
    »Vielleicht sollte ich dir auftragen, unsere Toten zu begraben, Tyrion«, sagte Lord Tywin. »Wenn du zur Schlacht so spät kommst wie zu Tisch, wird alles vorüber sein, ehe du eintriffst.«
    »Oh, sicher könntet Ihr mir den einen oder anderen Bauern aufheben, Vater«, erwiderte Tyrion. »Nicht zu viele, ich möchte nicht gierig erscheinen.« Er schenkte sich Wein in
seinen Becher und sah, wie ein Diener das Schwein aufschnitt. Die knusprige Haut knackte unter seinem Messer, und heißer Saft lief aus dem Fleisch. Es war das Schönste, was Tyrion seit Jahren gesehen hatte.
    »Ser Addams Vorreiter sagen, das Heer der Starks sei von den Zwillingen gen Süden gezogen«, berichtete sein Vater, als sein Brett voller Schweinefleisch lag. »Lord Freys Truppen haben sich ihm angeschlossen. Wahrscheinlich stehen sie kaum mehr als einen Tagesmarsch nördlich von uns.«
    »Bitte, Vater«, sagte Tyrion. »Ich möchte gleich

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