Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell
ihm einen neuen gemacht, feucht und lindernd. «
»Es hat gebrannt, ja. Es liegt großer, heilender Zauber im Feuer, das wissen selbst Eure haarlosen Männer.«
»Mach ihm einen neuen Umschlag«, bettelte Dany. »Diesmal sorge ich dafür, dass er ihn trägt.«
»Die Zeit dafür ist um, Mylady«, sagte Mirri. »Jetzt kann ich ihm nur noch die dunkle Straße leichter machen, die vor ihm liegt, damit er ohne Schmerzen in die Länder der Nacht reiten kann. Am Morgen wird er fort sein.«
Ihre Worte stachen wie ein Messer in Danys Brust. Was hatte sie nur getan, dass die Götter so grausam zu ihr waren? Endlich hatte sie einen sicheren Ort gefunden, hatte endlich Liebe und Hoffnung gekostet. Endlich kam sie nach Hause. Und jetzt sollte sie alles verlieren … »Nein«, flehte sie. »Rette ihn, und du bist frei, ich schwöre es. Du musst eine Möglichkeit kennen … irgendeinen Zauber, irgendetwas …«
Mirri Maz Duur kauerte auf ihren Fersen und betrachtete Daenerys mit Augen so schwarz wie die Nacht. »Es gibt einen Zauber.« Ihre Stimme war leise, kaum mehr als ein Flüstern. »Aber er ist schwer, Mylady, und dunkel. Mancher würde sagen, der Tod sei sauberer. Ich habe ihn in Asshai gelernt und für die Lektion teuer bezahlt. Mein Lehrer war ein Blutmagier aus den Schattenländern.«
Dany wurde am ganzen Körper kalt. »Dann bist du wirklich eine Maegi …«
»Bin ich eine?« Mirri Maz Duur lächelte. »Nur eine Maegi kann Euren Reiter noch retten, silberne Dame.«
»Gibt es keine andere Möglichkeit?«
»Keine andere.«
Erschauernd stöhnte Khal Drogo auf.
»Tu es«, platzte Dany heraus. Sie durfte die Furcht nicht zulassen, sie war das Blut des Drachen. »Rette ihn.«
»Es hat seinen Preis«, warnte das Götterweib.
»Du sollst Gold und Pferde haben, so viel du willst.«
»Es ist keine Frage von Gold oder Pferden. Es ist Blutzauber. Nur mit dem Tod kann man für das Leben zahlen.«
»Tod?« Dany legte schützend ihre Arme um sich, wiegte sich auf ihren Fersen vor und zurück. »Mein Tod?« Sie sagte sich, sie wollte für ihn sterben, wenn sie musste. Sie war das Blut des Drachen, sie würde sich nicht fürchten. Ihr Bruder Rhaegar war für die Frau, die er liebte, ebenfalls gestorben.
»Nein«, versicherte ihr Mirri Maz Duur. »Nicht Euer Tod, Khaleesi.«
Dany bebte vor Erleichterung. »Tu es.«
Die Maegi nickte feierlich. »Wenn Ihr es sagt, dann soll es sein. Ruft Eure Diener.«
Khal Drogo wand sich schwach, als Rakharo und Quaro ihn ins Bad ließen. »Nein«, murmelte er, »nein. Muss reiten. « Als er erst im Wasser war, schien alle Kraft ihn zu verlassen.
»Bringt sein Pferd«, befahl Mirri Maz Duur, und so geschah es. Jhogo führte den großen Hengst ins Zelt. Als das Tier den Tod witterte, wieherte es und scheute und rollte mit den Augen. Drei Männer waren nötig, ihn zu bändigen.
»Was willst du tun?«, fragte Dany sie.
»Wir brauchen das Blut«, antwortete Mirri. »So geht es.«
Jhogo wich zurück, eine Hand an seinem Arakh. Er war ein Junge von sechzehn Jahren, spindeldürr, furchtlos, der gern lachte und den leisen Schatten seines ersten Bartes auf der Oberlippe trug. Er fiel vor ihr auf die Knie. »Khaleesi«, flehte er, »das dürft Ihr nicht zulassen. Lasst mich diese Maegi töten.«
»Töte sie, und du tötest deinen Khal«, erwiderte Dany.
»Es ist ein Blutzauber«, sagte er. »Das ist verboten.«
»Ich bin Khaleesi, und ich sage, es ist nicht verboten. In Vaes Dothrak hat Khal Drogo einen Hengst erschlagen, und ich habe sein Herz gegessen, um unserem Sohn Kraft und Mut zu geben. Das hier ist das Gleiche. Das Gleiche.«
Der Hengst trat aus und wich zurück, als Rakharo, Quaro und Aggo ihn nah an die Wanne führten, in welcher der Khal trieb, als wäre er schon tot; Eiter und Blut sickerten aus der Wunde und färbten das Badewasser. Mirri Maz Duur sprach Worte in einer Zunge, die Dany nicht kannte, und ein Messer erschien in ihrer Hand. Dany hatte nicht mitbekommen, woher. Alt sah es aus, aus roter Bronze gehämmert, blattförmig, und die Klinge war mit alten Schriftzeichen überzogen. Die Maegi zog es dem Hengst über die Kehle unter dem edlen Kopf, und das Pferd schrie und bebte, als das Blut im roten Sturzbach hervorschoss. Es wäre umgefallen, hätten die Männer ihres Khas es nicht aufrecht gehalten. »Kraft des Pferdes, fahre in den Reiter«, sang Mirri, als Pferdeblut in Drogos Bad lief. »Kraft des Tieres, fahre in den Menschen.«
Jhogo stand das Entsetzen ins
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