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Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
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Wachleute in grauen Wollumhängen, mit weißem Satin besetzt, und ihr blieb fast das Herz in der Brust stehen. Beim Anblick der Farben von Winterfell schossen ihr die Tränen in die Augen. Hinter ihnen schaukelte eine schlanke Handelsgaleere an ihrem
Liegeplatz. Arya konnte den Namen am Rumpf nicht lesen. Die Worte waren seltsam, Myrisch, Bravoosi, vielleicht sogar Hochvalyrisch. Sie hielt einen vorbeigehenden Schauermann am Ärmel fest. »Bitte«, sagte sie, »was ist das für ein Schiff?«
    »Das ist die Windhexe aus Myr«, sagte der Mann.
    »Sie ist noch immer hier«, platzte es aus Arya heraus. Der Schauermann warf ihr einen schiefen Blick zu, zuckte mit den Achseln und ging weiter. Arya rannte zum Pier. Die Windhexe war das Schiff, das ihr Vater angeheuert hatte, damit es sie nach Hause brachte … und es wartete noch immer! Sie hatte gedacht, es wäre schon vor Ewigkeiten ausgelaufen.
    Zwei der Wachleute würfelten, während der Dritte seine Runde machte, mit einer Hand am Knauf seines Schwertes. Da die Männer nicht sehen sollten, dass sie wie ein kleines Kind geweint hatte, blieb sie stehen und rieb sich die Augen. Ihre Augen ihre Augen ihre Augen, wieso nur …
    Sieh mit deinen Augen, hörte sie Syrio flüstern.
    Arya sah hin. Sie kannte alle Männer ihres Vaters. Die drei mit den grauen Umhängen waren Fremde. »Du«, rief der Mann, der seine Runden drehte. »Was willst du hier, Junge?« Die anderen beiden blickten von ihren Würfeln auf.
    Arya konnte sich gerade noch beherrschen, wegzulaufen, denn sie wusste, täte sie das, wären sie ihr augenblicklich auf den Fersen. Sie zwang sich, näher heranzugehen. Sie suchten ein Mädchen, aber der hier hielt sie für einen Jungen. Dann wäre sie eben ein Junge. »Wollt Ihr eine Taube kaufen?« Sie zeigte ihm den toten Vogel.
    »Verschwinde hier«, sagte der Wachmann.
    Arya tat, wie ihr geheißen. Sie musste ihre Angst nicht spielen. Hinter ihr machten sich die Männer wieder an ihre Würfel.

    Sie hätte nicht sagen können, wie sie zurück nach Flohloch gekommen war, und sie atmete schwer, als sie die gewundenen, ungepflasterten schmalen Straßen zwischen den Hügeln erreichte. Das Loch hatte einen Gestank an sich, einen Gestank nach Schweinestall und Pferdestall und Gerberhütte, vermischt mit dem säuerlichen Geruch von Weinstuben und billigen Hurenhäusern. Benommen suchte sich Arya einen Weg durchs Labyrinth. Erst als ein Hauch von blubberndem Braunem sie umwehte, der aus einer Topfküchentür kam, fiel ihr auf, dass ihre Taube weg war. Sie musste ihr wohl beim Laufen aus dem Gürtel gerutscht sein, oder jemand hatte sie gestohlen, ohne dass sie es gemerkt hatte. Einen Moment lang hätte sie wieder weinen können. Also würde sie den ganzen Weg zur Mehlgasse noch einmal gehen müssen, um so eine dicke zu finden.
    Weit drüben, auf der anderen Seite der Stadt, fingen die Glocken an zu läuten.
    Arya blickte auf, lauschte, überlegte, was das Läuten diesmal bedeuten mochte.
    »Was ist das jetzt?«, rief ein dicker Mann aus der Topfküche.
    »Die Glocken läuten schon wieder, die Götter stehn uns bei«, jammerte eine alte Frau.
    Eine rothaarige Hure in einem Fetzen aus bemalter Seide stieß im ersten Stockwerk einen Fensterladen auf. »Ist der Kindkönig jetzt gestorben?«, rief sie herab, beugte sich über die Straße hinaus. »Ach, so ist das mit den Jungen, die bleiben nie lang.« Indem sie lachte, schlang ein nackter Mann von hinten seine Arme um sie, biss ihr in den Nacken und knetete ihre schweren Brüste.
    »Dämliche Schlampe«, rief der dicke Mann hinauf. »Der König ist nicht tot, die Glocken läuten, damit wir uns versammeln. Ein Turm läutet. Wenn der König stirbt, läuten sie alle Glocken in der Stadt.«

    »Hier, hör auf zu beißen, sonst läute ich deine Glocken«, sagte die Frau im Fenster zu dem Mann hinter sich und stieß ihn mit dem Ellenbogen. »Und wer ist dann gestorben, wenn nicht der König?«
    »Das gilt uns allen«, rief der dicke Mann.
    Zwei Jungen in Aryas Alter hasteten vorüber, platschten durch eine Pfütze. Die alte Frau verfluchte sie, doch rannten sie weiter. Auch andere Leute setzten sich in Bewegung und liefen den Hügel hinauf, um zu sehen, was es mit dem Lärm auf sich hatte. Arya schloss sich dem langsameren Jungen an. »Wohin willst du?«, rief sie, als sie direkt hinter ihm war. »Was ist los?«
    Er sah sich um, ohne langsamer zu werden. »Die Goldröcke bringen ihn zur Septe.«
    »Wen?«, schrie sie im

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