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Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
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dass sie ebenso gnädig sind. Was soll mit diesem Verräter geschehen, Majestät?«
    Tausend Stimmen brüllten, aber Arya hörte sie nicht. Prinz Joffrey … nein, König Joffrey … trat hinter den Schilden seiner Königsgarde hervor. »Meine Mutter bittet mich, Lord Stark das Schwarz anlegen zu lassen, und Lady Sansa hat mich um Gnade für ihren Vater angefleht.« Offen sah er Sansa an und lächelte, und einen Augenblick lang dachte Arya, die Götter hätten ihr Gebet erhört, bis Joffrey sich wieder der Menge zuwandte und sagte: »Doch haben sie alle das weiche Herz der Frauen. Solange ich euer König bin, soll Verrat nie ungestraft bleiben. Ser Ilyn, bringt mir seinen Kopf!«
    Die Menge tobte, und Arya spürte, wie die Statue des Baelor wankte, als man dagegendrängte. Der Hohe Septon griff nach des Königs Umhang, Varys kam armwedelnd herübergelaufen, und selbst die Königin sagte etwas zu
ihm, Joffrey hingegen schüttelte den Kopf. Lords und Ritter traten beiseite, als er kam, groß und fleischlos, ein Skelett im Kettenpanzer, des Königs Henker. Schwach, wie aus weiter Ferne, hörte Arya ihre Schwester schreien. Sansa war auf die Knie gefallen und schluchzte hysterisch. Ser Ilyn Payn erklomm die Stufen der Kanzel.
    Arya wand sich zwischen Baelors Füßen und warf sich in die Menge, zückte Nadel. Sie landete auf einem Mann in Schlachterschürze, stieß ihn zu Boden. Augenblicklich rammte jemand sie von hinten, und beinah ging sie selbst zu Boden. Leiber schlossen sich um sie, schiebend und stolpernd, trampelten auf dem armen Schlachter herum. Arya hieb mit Nadel auf sie ein.
    Hoch oben auf der Kanzel machte Ser Ilyn Payn eine Geste, und der Ritter in Schwarz-Gold gab ein Kommando. Die Goldröcke stießen Lord Eddard auf den Marmor.
    »Hier, du!«, schrie eine zornige Stimme Arya an, doch stürmte sie voran, stieß Leute beiseite, drängte sich zwischen sie, rammte jeden, der ihr im Weg stand. Eine Hand fummelte an ihrem Bein herum, und sie hackte darauf ein, trat nach Schienbeinen. Eine Frau stolperte, und Arya lief über ihren Rücken, hieb in beide Richtungen, doch nützte es nichts, es nützte nichts, es waren zu viele Menschen, und kaum hatte sie eine Lücke gefunden, da schloss sie sich schon wieder. Jemand schlug sie beiseite. Noch immer hörte sie Sansa schreien.
    Ser Ilyn zog ein beidhändiges Großschwert aus der Scheide auf seinem Rücken. Als er die Klinge über seinen Kopf hob, schien Sonnenlicht auf dem dunklen Metall zu spielen und zu tanzen, glitzerte an einer Schneide, die schärfer als jedes Rasiermesser war. Eis, dachte sie, er hat Eis! Tränen liefen über ihr Gesicht, machten sie blind.
    Und dann schoss eine Hand aus der Menge hervor und schloss sich wie eine Wolfsfalle um ihren Arm, so fest, dass
ihr Nadel aus der Hand fiel. Arya wurde in die Luft gehoben. Sie wäre gefallen, wenn er sie nicht gehalten hätte, so leicht, als wäre sie eine Puppe. Ein Gesicht kam nah an ihres, langes, schwarzes Haar, verfilzter Bart und schlechte Zähne. »Sieh nicht hin!« , knurrte eine raue Stimme sie an.
    »Ich … ich … ich …«, schluchzte Arya.
    Der alte Mann schüttelte sie so heftig, dass ihre Zähne klapperten. »Halt den Mund, mach die Augen zu, Junge.« Dumpf, wie aus weiter Ferne, hörte sie ein … ein Geräusch … ein leises Seufzen, als hätten eine Million Menschen gleichzeitig ausgeatmet. Die Finger des alten Mannes gruben sich in ihren Arm, hart wie Eisen. »Sieh mich an. Ja, so ist es recht, mich.« Sein Atem roch nach saurem Wein. »Erinnerst du dich, Junge?«
    Es war der Gestank. Arya sah das verfilzte, schmierige Haar, den geflickten, staubigen, schwarzen Umhang, der um seine verdrehten Schultern lag, die harten Augen, die sie anblinzelten. Und sie erinnerte sich an den schwarzen Bruder, der bei ihrem Vater zu Besuch gewesen war.
    »Erkennst mich jetzt, oder? Du bist ein kluger Junge.« Er spuckte aus. »Hier sind sie fertig. Du kommst mit mir, und du wirst schön den Mund halten.« Als sie etwas antworten wollte, schüttelte er sie wieder, fester noch. »Still, habe ich gesagt!«
    Langsam leerte sich der Platz. Die Menge um sie zerstreute sich, als die Leute wieder zu ihrem Leben zurückkehrten. Doch Arya war das Leben genommen. Benebelt lief sie neben … Yoren, ja, sein Name ist Yoren. Sie erinnerte sich nicht daran, dass er Nadel gefunden hatte, erst als er ihr das Schwert zurückgab. »Hoffe, du kannst es benutzen, Junge.«
    »Ich bin kein …«, wollte sie sagen.
    Er stieß

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