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Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
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von dem Rohr und zwinkerte. »Hodor will nicht …«
    »Hinunter in die Gruft. Als ich aufgewacht bin, habe ich ihm gesagt, er soll mich hinunterbringen, um nachzusehen, ob Vater wirklich da ist. Anfangs wusste er nicht, wovon ich rede, aber ich habe ihn zur Treppe gelotst, indem ich ihm gesagt habe, er soll hier gehen und da gehen, aber dann wollte er nicht hinunter. Er stand nur an der obersten Stufe und sagte ›Hodor‹, als hätte er Angst vor der Dunkelheit, aber ich hatte eine Fackel. Es hat mich so wütend gemacht, dass ich ihm fast eins an den Kopf gegeben hätte, wie die Alte Nan es immer tut.« Er sah, dass der Maester die Stirn in Falten legte, und fügte eilig hinzu: »Hab ich aber nicht.«
    »Gut. Hodor ist ein Mensch, kein Maultier, das man schlägt.«
    »Im Traum bin ich mit der Krähe hinuntergeflogen, aber wenn ich wach bin, kann ich das nicht«, erklärte Bran.

    »Warum solltest du hinunter in die Gruft gehen wollen? «
    »Ich habe es schon gesagt. Um nach Vater zu sehen.«
    Der Maester zupfte an der Kette um seinen Hals, wie er es oft tat, wenn ihm nicht wohl war. »Bran, süßes Kind, eines Tages wird Lord Eddard in Stein gemeißelt dort unten sitzen, neben seinem Vater und seines Vaters Vater und allen Starks bis zu den alten Königen des Nordens … doch das wird erst in vielen Jahren sein, sofern die Götter uns wohlgesonnen sind. Dein Vater ist Gefangener der Königin in Königsmund. Du wirst ihn in der Gruft nicht finden.«
    »Heute Nacht war er dort. Ich habe mit ihm gesprochen. «
    »Halsstarriger Junge«, seufzte der Maester und legte sein Buch beiseite. »Würdest du gern hinuntergehen und nachsehen? «
    »Ich kann nicht. Hodor will nicht, und für Tänzerin sind die Stufen zu eng und gewunden.«
    »Ich glaube, dieses Problem könnte ich lösen.«
    An Stelle von Hodor wurde die Wildlingsfrau Osha gerufen. Sie war groß und stark und bereit, überall hinzugehen, wohin man sie schickte. »Ich habe mein Leben jenseits der Mauer verbracht, ein Loch im Boden macht mir keine Angst, M’lords«, sagte sie.
    »Sommer, komm«, rief Bran, während sie ihn mit sehnigen Armen anhob. Der Schattenwolf ließ seinen Knochen liegen und folgte ihnen, als Osha Bran über den Hof und die Wendeltreppe zur kalten Gruft unter der Erde trug. Maester Luwin ging mit einer Fackel voraus. Bran störte es noch nicht einmal, dass sie ihn in ihren Armen trug und nicht auf dem Rücken. Ser Rodrik hatte befohlen, Osha die Ketten abzunehmen, da sie treu und gut gedient hatte, seit sie auf Winterfell war. Noch immer trug sie die schweren Eisenringe um die Fußgelenke – ein Zeichen dafür, dass
man ihr noch nicht gänzlich traute –, doch behinderten sie ihre sicheren Schritte die Treppe hinunter nicht.
    Bran konnte sich nicht erinnern, wann er zuletzt in der Gruft gewesen war. Es war vorher gewesen, ganz sicher. Als er klein gewesen war, hatte er oft mit Robb und Jon und seinen Schwestern dort gespielt.
    Er wünschte sich, sie wären jetzt hier. Vielleicht wäre ihm dann die Gruft nicht so düster und unheimlich vorgekommen. Sommer pirschte in die hallende Finsternis hinaus, blieb stehen, hob den Kopf und schnüffelte in der kühlen, toten Luft. Er fletschte die Zähne und wich zurück, die Augen goldglühend im Licht der Fackel, die der Maester hielt. Selbst Osha, hart wie altes Eisen, schien sich nicht besonders wohl zu fühlen. »Grimmige Leute, so wie sie aussehen«, sagte sie, als sie die lange Reihe granitener Starks auf ihren Steinthronen betrachtete.
    »Sie waren die Könige des Winters«, flüsterte Bran. Irgendwie schien es ihm nicht recht, an diesem Ort zu laut zu sprechen.
    Osha lächelte. »Der Winter kennt keinen König. Wenn du ihn gesehen hättest, wüsstest du es, Sommerjunge.«
    »Tausende von Jahren waren sie die Könige des Nordens«, erklärte Maester Luwin und hob die Fackel so hoch, dass das Licht die steinernen Gesichter erhellte. Manche waren haarig und bärtig, struppige Männer, wild wie die Wölfe, die zu ihren Füßen kauerten. Andere waren glatt rasiert, die Mienen ausgezehrt und scharfkantig wie die eisernen Langschwerter auf ihren Knien. »Harte Männer für eine harte Zeit. Kommt.« Eilig schritt er durch die Gruft, vorüber an der Prozession steinerner Säulen und endloser Reihen von gemeißelten Figuren. Eine Flammenzunge flatterte von seiner erhobenen Fackel.
    Die Gruft war eine Höhle, länger als Winterfell selbst, und Jon hatte ihm einmal erklärt, es gäbe darunter noch
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