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Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
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der Bronze nur schwer standhalten. Schließlich obsiegte die Weisheit beider Rassen, und die Häuptlinge und Helden der Ersten Menschen trafen sich mit den Grünsehern und Holztänzern inmitten der Wehrholzhaine einer kleinen Insel in dem großen See, den man Götterauge nennt.
    Dort schmiedeten sie den Pakt. Die Ersten Menschen bekamen die Küstenländer, die Hochebenen und das Weideland, die Berge und Sümpfe, doch die tiefen Wälder sollten auf ewig den Kindern gehören, und im ganzen Reich sollte kein Wehrholzbaum je wieder einer Axt zum Opfer fallen.
Damit die Götter Zeugen der Unterzeichnung werden konnten, bekam jeder Baum der Insel ein Gesicht, und danach gründete man den heiligen Orden der grünen Männer, die über die Insel der Gesichter wachen sollten.
    Mit dem Pakt begannen viertausend Jahre Freundschaft zwischen den Menschen und den Kindern. Nach einiger Zeit legten die Ersten Menschen sogar die Götter ab, die sie mitgebracht hatten, und begannen, die geheimen Götter des Waldes anzubeten. Mit der Unterzeichnung des Paktes endete das Zeitalter der Dämmerung, und das Zeitalter der Helden begann.«
    Brans Faust ballte sich um die schimmernd schwarze Pfeilspitze. »Aber jetzt gibt es keine Kinder des Waldes mehr, sagt Ihr.«
    »Hier nicht«, sagte Osha, als sie das Ende des letzten Verbandes mit den Zähnen abbiss. »Nördlich der Mauer sieht es anders aus. Dorthin sind die Kinder gegangen, und die Riesen und die anderen alten Rassen.«
    Maester Luwin seufzte. »Weib, eigentlich solltest du tot oder in Ketten sein. Die Starks haben dich besser behandelt, als du es verdient hättest. Es ist undankbar, dass du ihnen ihre Freundlichkeit heimzahlst, indem du ihren Jungen solche Narreteien einbläst.«
    »Sagt mir, wo sie geblieben sind«, verlangte Bran. »Ich möchte es wissen.«
    »Ich auch«, plapperte Rickon nach.
    »Nun, also gut«, murmelte Luwin. »Solange die Königreiche der Ersten Menschen bestanden, hielt der Pakt während des gesamten Heldenzeitalters und durch die Lange Nacht und über die Geburt der Sieben Königslande hinaus, schließlich kam aber eine Zeit, viele Jahrhunderte später, als andere Völker die Meerenge überquerten.
    Die Andalen waren die Ersten, eine Rasse von hochgewachsenen, blonden Kriegern, die mit Stahl und Feuer und
dem siebenzackigen Stern der neuen Götter – auf ihre Brust gemalt – herüberkamen. Die Kriege dauerten Hunderte von Jahren, doch am Ende fielen ihnen alle sechs südlichen Königreiche zu. Nur hier, wo der König des Nordens jede Armee zurückwarf, die versuchte, die Eng zu überqueren, dauerte die Herrschaft der Ersten Menschen an. Die Andalen brannten die Wehrholzhaine nieder, hackten die Gesichter heraus, mordeten die Kinder, wo immer sie ihnen begegneten, und verkündeten überall den Triumph der Sieben über die alten Götter. Also flohen die Kinder in den Norden …«
    Sommer fing an zu heulen.
    Maester Luwin hielt verdutzt inne. Als Struppel aufsprang und ins Heulen seines Bruders einfiel, war Brans Herz von Furcht ergriffen. »Sie kommt«, flüsterte er mit sicherer Verzweiflung. Seit der letzten Nacht schon hatte er es gewusst, wie ihm nun klarwurde, seit ihn die Krähe hinunter in die Gruft geführt hatte, um Abschied zu nehmen. Er hatte es gewusst, nur hatte er es nicht geglaubt. Er hatte gewollt, dass Maester Luwin Recht behielt. Die Krähe, dachte er, die dreiäugige Krähe …
    Das Geheul erstarb so plötzlich, wie es begonnen hatte. Sommer tappte über den Boden der Turmkammer zu Struppel hinüber und begann, an dem blutig verfilzten Fell hinten am Hals seines Bruders herumzulecken. Vom Fenster her war ein Flattern von Flügeln zu hören.
    Ein Rabe landete auf der grauen Steinmauer, machte seinen Schnabel auf und gab ein harsches, heiseres, kummervolles Krächzen von sich.
    Rickon begann zu weinen. Eine Pfeilspitze nach der anderen glitt ihm aus der Hand und fiel zu Boden. Bran zog ihn an sich und nahm ihn in den Arm.
    Maester Luwin starrte den schwarzen Vogel an, als wäre er ein Skorpion mit Flügeln. Er stand auf, langsam wie ein
Schlafwandler, und trat ans Fenster. Als er pfiff, hüpfte der Rabe auf seinen bandagierten Unterarm. Getrocknetes Blut war an seinen Flügeln zu sehen. »Ein Falke«, murmelte Luwin, »vielleicht eine Eule. Armes Tier. Ein Wunder, dass es durchgekommen ist.« Er löste den Brief vom Bein des Vogels.
    Bran spürte, wie er zitterte, als der Maester das Papier entrollte. »Was steht da?«, sagte er und hielt

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