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Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
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seinen Bruder noch umso fester.
    »Du weißt, was es ist, Junge«, sagte Osha nicht unfreundlich. Sie legte ihm die Hand auf den Kopf.
    Benommen blickte Maester Luwin sie an, ein kleiner, grauer Mann mit Blut am Ärmel seiner grauen Wollrobe und Tränen in den hellen, grauen Augen. »Mylords«, sagte er zu den Söhnen mit heiserer und leiser Stimme, »wir … wir werden einen Steinmetz finden müssen, der sein Angesicht gut kannte …«

SANSA
    In der Turmkammer im Herzen von Maegors Feste gab sich Sansa der Dunkelheit hin.
    Sie zog die Vorhänge um ihr Bett zu, schlief, erwachte weinend und schlief erneut. Wenn sie nicht schlafen konnte, lag sie bebend vor Trauer unter ihrer Decke. Dienerinnen kamen und gingen, brachten Mahlzeiten, doch der bloße Anblick des Essens war mehr, als sie ertragen konnte. Die Teller stapelten sich auf dem Tisch unter ihrem Fenster, unangetastet und schimmelnd, bis die Dienerinnen sie hinaustrugen.
    Manchmal war ihr Schlaf bleiern und traumlos, und sie wachte müder auf als zu dem Zeitpunkt, da sie die Augen geschlossen hatte. Dennoch war dies ihre beste Zeit, denn wenn sie träumte, träumte sie von Vater. Wach oder im Schlaf, sie sah ihn, sah, wie die Goldröcke ihn zu Boden stießen, sah, wie Ser Ilyn vortrat, Eis aus der Scheide auf seinem Rücken zog, sah den Augenblick … den Augenblick, als sie sich hatte abwenden wollen, sie hatte es gewollt, die Beine hatten unter ihr nachgegeben, und sie war auf die Knie gefallen, trotzdem hatte sie sich irgendwie nicht abwenden können, und alle Leute schrien und kreischten, und ihr Prinz hatte sie angelächelt, er hatte gelächelt, und sie hatte sich sicher gefühlt, nur einen Herzschlag lang, bis er jene Worte sagte und die Beine ihres Vaters … das war es, woran sie sich erinnerte, seine Beine, wie sie gezuckt hatten, als Ser Ilyn … als das Schwert …

    Vielleicht werde auch ich sterben, sagte sie sich, und der Gedanke erschien ihr gar nicht so schrecklich. Wenn sie sich aus dem Fenster stürzte, konnte sie ihrer Pein ein Ende bereiten, und in kommenden Jahren würden Sänger Lieder über ihr Leid dichten. Ihr Leib läge unten auf den Steinen, zerschmettert und unschuldig, zur Schande aller, die sie verraten hatten. Sansa ging so weit, dass sie ihre Schlafkammer durchmaß und die Läden aufwarf … dann verließ sie der Mut, und schluchzend lief sie zurück zu ihrem Bett.
    Die Dienstmädchen versuchten, mit ihr zu sprechen, wenn sie ihr das Essen brachten, doch antwortete sie ihnen nie. Einmal kam Großmaester Pycelle mit einem Kasten voller Fläschchen und Phiolen und fragte, ob sie krank sei. Er fühlte ihre Stirn, ließ sie sich ausziehen und tastete sie überall ab, während ihre Dienerin sie festhielt. Als er ging, gab er ihr ein Mittel aus Honigwasser und Kräutern und sagte ihr, sie solle jeden Abend einen Schluck davon einnehmen. Sie trank alles auf einmal aus und legte sich daraufhin schlafen.
    Sie träumte von Schritten auf der Turmtreppe, ein unheilvolles Scharren von Leder auf Stein, als ein Mann langsam zu ihrer Schlafkammer heraufkam, Stufe für Stufe. Sie konnte sich nur hinter der Tür verstecken und zitternd lauschen, wie er näher und immer näher kam. Es war Ser Ilyn Payn, das wusste sie, mit Eis in Händen, und er wollte sie holen, um ihr ebenfalls den Kopf abzuschlagen. Sie konnte nirgendwohin fliehen, konnte sich nirgendwo verstecken, hatte nichts, womit sie die Tür verriegeln konnte. Schließlich hielten die Schritte an, und sie wusste, dass er draußen stand, schweigend mit seinen toten Augen und dem langen, pockennarbigen Gesicht. Da merkte sie, dass sie nackt war. Sie hockte am Boden, versuchte, sich mit ihren Händen zu bedecken, als sich die Tür knarrend öffnete und die Spitze des Großschwertes hereinragte …

    Murmelnd erwachte sie: »Bitte, bitte, ich will gut sein, ich will gut sein, bitte nicht«, doch war niemand da, der sie hätte hören können.
    Als sie dann tatsächlich zu ihr kamen, hatte Sansa ihre Schritte nicht gehört. Es war Joffrey, der ihre Tür aufmachte, nicht Ser Ilyn, sondern der Junge, der einst ihr Prinz gewesen war. Sie lag im Bett, hatte sich eingerollt, die Vorhänge zugezogen, und sie hätte nicht sagen können, ob Mittag oder Mitternacht war. Zunächst hörte sie die Tür knallen. Dann wurden ihre Bettvorhänge zurückgerissen, und sie hob eine Hand gegen das plötzlich grelle Licht und sah, dass sie sich über sie beugten.
    »Ihr werdet mich heute Nachmittag bei Hofe

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