Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
Vom Netzwerk:
»Erspar dir den Schmerz, Mädchen, und gib ihm, was er haben will.«
    Der letzte Fall war der eines rundlichen Tavernensängers, dem vorgeworfen wurde, ein Lied gesungen zu haben, das sich über den verstorbenen König Robert lustig machte. Joff gab den Befehl, seine Holzharfe zu holen, und befahl ihm, das Lied vor dem Gericht zu singen. Der Sänger weinte und schwor, er wolle dieses Lied nie wieder singen, der König hingegen bestand darauf. Es war ein lustiges Lied darüber, wie Robert mit einem Schwein rang. Das Schwein war der Keiler, der ihn getötet hatte, wie Sansa wusste, doch in manchen Versen klang es fast, als sänge er über die Königin. Als das Lied zu Ende war, verkündete Joffrey, er wolle gnädig sein. Der Sänger dürfe entweder seine Finger oder seine Zunge behalten. Ihm bliebe ein Tag, sich zu entscheiden. Janos Slynt nickte.
    Das war der letzte Fall an diesem Nachmittag, wie Sansa erleichtert feststellte, ihr Martyrium dagegen war noch nicht beendet. Als die Stimme des Herolds das Gericht entließ, floh sie vom Balkon und fand Joffrey wartend am Fuße der gewundenen Treppe vor. Der Bluthund war bei ihm, und auch Ser Meryn. Der junge König musterte sie kritischen Blickes von oben bis unten. »Ihr seht viel besser aus als vorher.«

    »Danke, Majestät«, sagte Sansa. Leere Worte, doch ließen sie ihn nicken und lächeln.
    »Spaziert mit mir«, befahl Joffrey und bot ihr seinen Arm an. Ihr blieb nur, ihn zu nehmen. Früher einmal hätte die bloße Berührung seiner Hand sie in helle Aufregung versetzt, jetzt bekam sie eine Gänsehaut. »Bald naht mein Namenstag«, sagte Joffrey, als sie den Thronsaal durch den Hinterausgang verließen. »Es wird ein großes Fest geben und Geschenke. Was wollt Ihr mir schenken?«
    »Ich … ich habe noch nicht darüber nachgedacht, Mylord. «
    »Majestät«, fuhr er sie scharf an. »Ihr seid wirklich ein dummes Mädchen, was? Meine Mutter sagt das auch.«
    »Sagt sie das?« Nach allem, was geschehen war, hätten ihre Worte nicht mehr die Kraft besitzen sollen, sie zu verletzen, doch irgendwie war es nicht so. Die Königin hatte sie stets so nett behandelt.
    »O ja. Sie macht sich Gedanken um unsere Kinder, ob sie dumm werden wie Ihr, aber ich habe ihr gesagt, sie soll sich nicht sorgen.« Der König deutete auf die Tür, und Ser Meryn öffnete sie.
    »Danke, Majestät«, murmelte sie. Der Bluthund hat Recht, dachte sie, ich bin nur ein kleiner Vogel und plappere die Worte nach, die man mich gelehrt hat. Die Sonne war hinter der Westmauer versunken, und die Steine des Roten Bergfrieds glühten dunkel wie Blut.
    »Ich mache Euch ein Kind, sobald Ihr empfangen könnt«, sagte Joffrey, als er sie über den Übungshof geleitete. »Wenn es dumm ist, schlage ich Euch den Kopf ab und suche mir eine klügere Frau. Was glaubt Ihr, wann Ihr in der Lage wäret, Kinder zu bekommen?«
    Sansa konnte ihn nicht ansehen, so sehr beschämte er sie. »Septa Mordane sagt … die meisten hochgeborenen Mädchen erblühen mit zwölf oder dreizehn.«

    Joffrey nickte. »Hier entlang.« Er brachte sie zum großen Tor, zum Fuß der Treppe, die zu den Zinnen hinaufführte.
    Bebend riss sich Sansa von ihm los. Plötzlich wusste sie, wohin sie gingen. »Nein«, sagte sie, und ihre Stimme war ein ängstliches Stöhnen. »Bitte zwingt mich nicht, ich flehe Euch an …«
    Joffrey presste die Lippen aufeinander. »Ich will Euch zeigen, was mit Verrätern geschieht.«
    Wild schüttelte Sansa den Kopf. »Ich will nicht, ich will nicht.«
    »Ich könnte Euch von Ser Meryn hinaufbringen lassen«, sagte er. »Das würde Euch nicht gefallen. Ihr solltet besser tun, was ich verlange.« Joffrey griff nach ihr, und Sansa machte sich von ihm los, stieß rückwärts gegen den Bluthund.
    »Tu es, Mädchen«, forderte Sandor Clegane sie auf und schob sie dem König entgegen. Sein Mund zuckte auf der verbrannten Seite seines Gesichts, und fast konnte Sansa schon hören, was er sagen würde. Er bringt dich in jedem Fall hinauf, also gib ihm lieber, was er haben will.
    Sie zwang sich dazu, König Joffreys Hand zu nehmen. Der Aufstieg war wie aus einem Albtraum. Jeder Schritt war ihr ein Kampf, als zöge sie ihre Füße aus knöcheltiefem Schlamm, und es waren mehr Stufen, als sie geglaubt hätte, eintausend Stufen, und das Grauen wartete oben auf den Zinnen.
    Unter den hohen Wehranlagen des großen Tores breitete sich die ganze Welt vor ihnen aus. Sansa konnte die Große Septe von Baelor auf dem Visenyashügel

Weitere Kostenlose Bücher