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Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
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verängstigte Kinder aus ihren Betten zerre.«
    Lord Renly trat einen Schritt zurück, zum Zerreißen angespannt. »Jeder Augenblick, den Ihr verstreichen lasst, gibt Cersei Zeit, sich vorzubereiten. Wenn es so weit ist, dass Robert stirbt, könnte es zu spät sein für uns beide.«
    »Dann sollten wir darum beten, dass Robert nicht stirbt.«
    »Die Chancen stehen schlecht«, erwiderte Renly.
    »Manchmal sind die Götter gnadenreich.«
    »Die Lennisters sind es nicht.« Lord Renly wandte sich
ab und kehrte über den Burggraben zurück zum Turm, in dem sein Bruder im Sterben lag.
    Als Ned in seine Gemächer heimkehrte, war er müde und verzweifelt, doch er konnte unmöglich wieder schlafen gehen, nicht jetzt. Wenn man das Spiel um Throne spielt, gewinnt man, oder man stirbt, hatte Cersei Lennister ihm im Götterhain erklärt. Er stellte fest, dass er sich fragte, ob er einen Fehler begangen hatte, Lord Renlys Angebot auszuschlagen. Er fand keinen Geschmack an diesen Intrigen, und es lag kein Ruhm darin, Kinder zu bedrohen, und doch … falls Cersei den Kampf der Flucht vorzog, mochte er Renlys hundert Streiter wohl brauchen können, und mehr noch.
    »Holt Kleinfinger«, erklärte er Cayn. »Wenn er nicht in seinen Gemächern ist, nehmt Euch so viele Männer, wie Ihr braucht, und sucht alle Weinstuben und Hurenhäuser in Königsmund ab, bis Ihr ihn findet. Bringt ihn mir vor Sonnenaufgang.« Cayn verneigte sich und ging, und Ned wandte sich Tomard zu. »Die Windhexe segelt mit der Abendflut. Habt Ihr die Eskorte schon ausgewählt?«
    »Zehn Mann, und Porther hat das Kommando.«
    »Zwanzig, und Ihr habt das Kommando«, sagte Ned. Porther war ein tapferer Mann, aber halsstarrig. Er wollte jemanden, der verlässlicher und vernünftiger war, als Schutz für seine Töchter.
    »Wie Ihr wünscht, M’lord«, sagte Tom. »Kann nicht eben sagen, dass ich traurig wäre, diesem Ort den Rücken zu kehren. Mir fehlt meine Frau.«
    »Ihr werdet nah an Drachenstein vorüberkommen, wenn Ihr nach Norden fahrt. Dort müsst Ihr einen Brief für mich übergeben.«
    Tom wirkte ängstlich. »Nach Drachenstein, M’lord?« Die Inselfestung des Hauses Targaryen hatte einen finsteren Ruf.

    »Sagt Kapitän Qos, er soll mein Banner hissen, sobald er in Sichtweite der Insel kommt. Es könnte sein, dass man unerwartete Besucher dort mit Argwohn betrachtet. Falls er sich weigert, bietet ihm, was immer er verlangt. Ich werde Euch einen Brief geben, den Ihr Lord Stannis Baratheon übermittelt. Niemand anderem. Nicht seinem Haushofmeister, nicht dem Hauptmann seiner Garde und auch nicht seiner Frau, nur Lord Stannis persönlich.«
    »Wie Ihr befehlt, M’lord.«
    Nachdem Tomard ihn verlassen hatte, saß Lord Eddard Stark da und starrte in die Flamme der Kerze, die neben ihm auf dem Tisch brannte. Einen Moment lang übermannte ihn die Trauer. Nichts wollte er lieber, als in den Götterhain zu gehen, vor dem Herzbaum niederzuknien und für das Leben Robert Baratheons zu beten, der ihm mehr als nur ein Bruder gewesen war. Später würde man flüstern, Eddard Stark habe die Freundschaft seines Königs verraten und dessen Söhne enterbt. Er konnte nur hoffen, dass die Götter es besser wussten und dass Robert die Wahrheit im Land jenseits des Grabes erfahren würde.
    Ned nahm den letzten Brief des Königs hervor. Eine Rolle von frischem, weißem Pergament, mit goldenem Wachs versiegelt, ein paar kurze Worte und verschmiertes Blut. Wie nah waren sich doch Sieg und Niederlage, Leben und Tod.
    Er nahm ein frisches Blatt Papier hervor und tunkte seine Feder in das Tintenfass. An Seine Majestät, Stannis aus dem Haus Baratheon, schrieb er. Wenn Euch dieser Brief erreicht, wird Euer Bruder Robert, seit fünfzehn Jahren unser König, tot sein. Er wurde bei der Jagd im Königswald von einem Keiler angefallen …
    Die Buchstaben schienen sich auf dem Papier zu winden und zu wenden, als seine Hand zur Ruhe kam. Lord Tywin und Ser Jaime waren keine Männer, die eine Schande
fromm hinnahmen. Sie würden eher kämpfen denn fliehen. Zweifellos war Lord Stannis nach dem Mord an Jon Arryn wachsam, nur blieb es unabdinglich, dass er baldmöglichst mit seiner Streitmacht nach Königsmund segelte, bevor die Lennisters marschieren konnten.
    Ned wählte jedes Wort mit Bedacht. Als er fertig war, unterschrieb er den Brief mit Eddard Stark, Lord von Winterfell, Hand des Königs und Protektor des Reiches, löschte das Papier ab, faltete es zweimal und schmolz das Siegelwachs

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