Das Lied von Eis und Feuer 02 - Das Erbe von Winterfell
Wehrholzbäumen
eine halbe Wegstunde von hier finden und vielleicht auch deine Götter.«
»Mylord.« Die Stimme ließ Jon sich überrascht umsehen. Samwell Tarly war aufgestanden. Der dicke Junge wischte die verschwitzten Handflächen an seinem Rock ab. »Dürfte ich … dürfte ich mitgehen? Meine Worte bei diesem Herzbaum sprechen?«
»Huldigt auch das Haus Tarly den alten Göttern?«, fragte Mormont.
»Nein, Mylord«, erwiderte Sam mit dünner, nervöser Stimme. Die hohen Offiziere machten ihm Angst, das wusste Jon, vor allem der Alte Bär. »Ich wurde im Licht der Sieben in einer Septe auf Hornberg benannt, wie auch mein Vater und sein Vater und alle Tarlys seit tausend Jahren.«
»Warum willst du den Göttern deines Vaters und deines Hauses abschwören?«, fragte Ser Jarmy Rykker.
»Jetzt ist die Nachtwache mein Haus«, sagte Sam. »Die Sieben haben meine Gebete nie erhört. Vielleicht tun es die alten Götter.«
»Wie du willst, Junge«, sagte Mormont. Sam setzte sich wieder wie auch Jon. »Wir haben jeden von euch einem Orden zugeteilt, wie es euren Bedürfnissen und euren Stärken und Talenten entspricht.« Bowen Marsch trat vor und reichte ihm ein Blatt Papier. Der Lord Kommandant entrollte es und fing an zu lesen. »Halder zu den Baumeistern«, begann er. Steif nickte Halder seine Zustimmung. »Grenn zu den Grenzern. Albett zu den Baumeistern. Pypar zu den Grenzern.« Pyp sah zu Jon herüber und wackelte mit den Ohren. »Samwell zu den Kämmerern.« Sam sackte vor Erleichterung in sich zusammen, wischte sich die Stirn mit einem Fetzen Seide. »Matthar zu den Grenzern. Dareon zu den Kämmerern. Todder zu den Grenzern. Jon zu den Kämmerern.«
Zu den Kämmerern? Einen Augenblick lang traute Jon seinen
Ohren nicht. Mormont musste sich verlesen haben. Er wollte aufstehen, den Mund aufmachen, ihnen sagen, dass ihnen da ein Fehler unterlaufen war … und dann sah er, wie Ser Allisar ihn betrachtete, die Augen schimmernd wie zwei Splitter von Obsidian, und er verstand.
Der Alte Bär rollte das Papier zusammen. »Eure Ersten werden euch in eure Pflichten einweisen. Mögen die Götter euch beschützen, Brüder.« Der Lord Kommandant widmete ihnen eine halbe Verbeugung und zog von dannen. Ser Allisar folgte ihm, ein schmales Lächeln auf den Lippen. Nie hatte Jon den Waffenmeister so glücklich gesehen.
»Grenzer zu mir«, rief Ser Jarmy Rykker, als sie gegangen waren. Pyp starrte Jon an, während er langsam aufstand. Seine Ohren waren rot. Grenn, der breit grinste, schien nicht zu merken, dass etwas im Argen lag. Matt und Kröte gesellten sich zu ihnen, und sie folgten Ser Jarmy aus der Septe.
»Baumeister«, rief Othell Yarwick mit dem Laternenkinn. Halder und Albett folgten ihm hinaus.
Ungläubig sah Jon sich um, und ihm war elend zu Mute. Maester Aemons blinde Augen waren zum Licht erhoben, das er nicht sehen konnte. Der Septon ordnete Kristalle auf dem Altar. Nur Sam und Dareon blieben auf den Bänken … ein dicker Junge, ein Sänger … und er.
Lord Haushofmeister Bowen Marsch rieb seine feisten Hände aneinander. »Samwell, du wirst Maester Aemon im Vogelhorst und in der Bibliothek zur Hand gehen. Chett geht zum Zwinger und hilft bei den Hunden. Du wirst seine Zelle übernehmen, damit du Tag und Nacht in der Nähe des Maesters bist. Ich erwarte, dass du gut für ihn sorgst. Er ist sehr alt und für uns von sehr großem Wert.
Dareon, man hat mir zugetragen, du hättest schon bei so manchem hohen Herrn bei Tisch gesungen und dessen Speis und Trank geteilt. Wir schicken dich nach Ostwacht.
Vielleicht kann dein erfahrener Geschmack Cotter Peik von Nutzen sein, wenn Galeeren kommen, um Handel zu treiben. Wir zahlen zu viel für Pökelfleisch und Fisch, und die Qualität des Olivenöls, das wir bekommen, ist einfach miserabel. Melde dich bei Borcas, er wird dir Aufgaben zuweisen, wenn keine Schiffe vor Anker liegen.«
Marsch wandte sein Lächeln Jon zu. »Lord Kommandant Mormont hat dich zu seinem persönlichen Kämmerer erwählt, Jon. Du wirst in einer Zelle unter seinen Gemächern schlafen, im Turm des Lord Kommandanten.«
»Und was werden meine Pflichten sein?«, fragte Jon scharf. »Soll ich dem Lord Kommandanten die Mahlzeiten servieren, ihm helfen, die Kleider anzulegen, ihm heißes Wasser für sein Bad holen?«
»Selbstverständlich.« Marsch runzelte die Stirn angesichts Jons Tonfall. »Und du wirst Botengänge für ihn erledigen, das Feuer in seinen Gemächern schüren, seine Laken und
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