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Das Maya-Ritual

Das Maya-Ritual

Titel: Das Maya-Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Dunne
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auffressen. Ich war draußen, es ist grauenhaft.«
    »Carajo!«, fluchte er verärgert. »Ich sagte doch, Sie sollen sich nicht vom Fleck rühren, Senorita! Hören Sie denn nie zu?«
    »Scheren Sie sich zum Teufel, Sanchez. Ich will, dass die Welt von der Sache erfährt, auch wenn sie unglaublich klingt.«
    »So unglaublich nun auch wieder nicht. Die Erdschicht in Yukatan ist zu dünn für Massengräber, und selbst wenn wir es versucht hätten, würde durch eine Beerdigung der Leichen das Trinkwasser ein zweites Mal verseucht. Die andere Möglichkeit bestand darin, sie zu verbrennen, aber Sie können darauf wetten, dass die betroffenen Familien gegen eine Massenverbrennung erst recht Einwände erhoben hätten, bei allem, was das heraufbeschwört. Was also tun? Die Leichname nach Hause schicken? Sie wissen, wie gefährlich dieses Zeug ist. Es könnte sogar in das Grundwasser anderer Länder sickern. Aus diesen Gründen gelang es uns, mit den betroffenen Regierungen eine Einigung hinsichtlich einer Seebestattung zu erreichen.«
    Er hörte sich wieder sehr selbstgefällig an, als er mir darlegte, dass man mich ausmanövriert hatte, dass meine Empörung ohne Folgen bleiben würde. Für mich war es unfassbar, dass mein Land etwas mit dem Schauspiel zu tun haben sollte, das ich gerade mit angesehen hatte.
    »Wollen Sie etwa behaupten, die Vereinigten Staaten haben zugestimmt, dass man ihre Bürger an Haie verfüttert?«
    »Sie wissen selbst, dass das eine emotionale Überreaktion von Ihnen ist. Wenn die angemessenen religiösen Zeremonien vorbei sind, ist jeder Leichnam nur noch Futter für die Würmer - oder in diesem Fall eben für die Fische. Wir haben alle Gebote des Anstands beachtet.«
    »Genau wie bei Ken Arnold«, gab ich zurück.
    »Das ist eine Sache, die ich Ihnen schon die ganze Zeit erklären will -«
    Ich nahm das Telefon kurz vom Ohr - es klopfte an der Glastür zur Terrasse. Ich streckte den Kopf vor und sah eine verschwommene Gestalt hinter dem Milchglas. Dann fiel mir ein, dass Kathy versprochen hatte, vorbeizukommen, und ich musste wohl die Tür verriegelt haben.
    »Da ist jemand an der Tür«, sagte ich zu Sanchez.
    »Meine Freundin Kathy. Ich rufe Sie später wieder an.«
    »Nein, warten Sie -«
    »Was Sie mir auch zu sagen haben, es bringt Ken nicht zurück«, schnitt ich ihm das Wort ab und knallte den Hörer auf. Ich war wütend auf Sanchez, weil er an dieser Vertuschungsaktion mitwirkte und sich so blasiert gab hinsichtlich des Horrors, dessen Zeuge ich geworden war.
    Der Mann vor der Tür kam mir bekannt vor.
    »Bartolomé de Valdivia?«, sagte er wie zur Erklärung. Nicht, dass er Bartolomé sei, sondern dass er in irgendeiner Weise mit ihm in Verbindung stünde.
    »Ja… ich kenne Bartolomé. Worum geht es?«
    »Um das Chilam-Balam-Buch.« Er sprach mit starkem Akzent, aber es klang nach Maya, nicht nach Mexikanisch. Er trug eine Lederjacke, Jeans und das traditionelle Guayaberahemd.
    »Ja, ich weiß, was Sie meinen. Hat er Sie geschickt, um es abzuholen?«
    »Nein. Er hat mir erzählt, dass er es Ihnen gegeben hat«, erwiderte er und fügte streitlustig an: »Wozu er kein Recht hatte.«
    »Wieso nicht?«
    »Zunächst einmal gehörte es meinem Vater.«
    »Am besten, Sie kommen herein«, sagte ich, während ich noch immer mein Haar frottierte, aber auf dem Rückweg ins Wohnzimmer erstarrte ich plötzlich, als mir wieder einfiel, dass das der Mann war, mit dem Deirdre in der Jazzkneipe gesprochen hatte.
    »Mein Name ist Kan Ek«, verkündete er.
    Ich bereute es nun, Sanchez aus der Leitung geworfen zu haben, bevor ich aufmachen ging, vermeintlich für Kathy. Sonst hätte er jetzt mithören können, wie sich Kan Ek vorstellte.
    »Ich weiß, wer Sie sind«, sagte ich mit schneidender Stimme. »Sie sind der Cruzob-Führer, der für die Folterung und Ermordung einer Gruppe amerikanischer Studenten verantwortlich ist.«
    »Warum heben Sie die als Amerikaner hervor? Wir sind alle Amerikaner, oder? Nord-, Süd-, Mittel amerika. Aber das passt Ihrem Volk nicht, für das waren Indianer, Latinos, Hispanios, Chicanos…«
    »Das ist Wortklauberei. Nichts rechtfertigt, was Sie getan haben.«
    »Ich bin nicht hier, um mir einen Vortrag anzuhören. Ich will das Buch.« Er stand ungeduldig mitten im Wohnzimmer.
    »Hat Ihre Organisation Deirdre O’Kelly entführt?«
    Er lächelte grimmig. »Ihre Freundin entführt? Nein.«
    »Aber Sie wissen Bescheid über ihr Verschwinden?«
    »Ich weiß über vieles Bescheid,

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