Das Meer in seinen Augen (German Edition)
Geschmack breitete sich aus, als hätte Paolo erst gerade noch auf Pfeffer gebissen. Dann spürte er Hände, die über seine Flanken streiften und drängende Bewegungen. Merlin gab nach. Er spürte Paolos Begierde und verlor sich selbst in einem Gewirr von widerstrebenden Empfindungen.
Eine Ewigkeit später zog Paolo sich zurück, während Merlin narkotisiert liegen blieb. Plötzlich stürzte eine unerträgliche Leere auf ihn ein, wie jedes Mal, wenn Paolo wieder ging. Er blieb zurück, unausgefüllt und benutzt.
»Zieh dich an, bevor deine Mutter kommt«, sagte Paolo in geschäftlichem Tonfall. Die Worte waberten zu Merlin durch den Nebel und stachen ihm in die Ohren. Wie Nadeln drangen sie bis in sein Gehirn vor, um dort zu schwären. Er hatte es wieder getan und Paolo erwähnte seine Mutter, um ihn daran zu erinnern. Er wollte, dass er sich schwach und schlecht fühlte. Paolo hatte wieder mal gewonnen und er würde immer wieder gewinnen, das wusste Merlin jetzt. Er atmete flach und wartete mit geschlossenen Augen, bis er das Schließen der Zimmertür hörte. Paolo sollte ihn nicht sehen, wie er unter der Last seiner Gefühle zusammenbrach. Es reichte, wenn er ihn sah, wie er benutzt auf dem Bett zurückblieb, nackt, mit gespreizten Beinen ...
Das Klicken des Schlosses drang zu ihm hinüber. Er wartete noch, bis Paolo auch wirklich außer Hörweite war. Dann setzte sein Atem schließlich aus und sein Körper wurde geschüttelt. Krampfhaft drehte er sich zur Seite und krümmte sich zusammen. Es dauerte eine Ewigkeit, bis er den ersten Anfall hinter sich hatte und wieder Luft holen konnte. Fast panisch sog er brennenden Sauerstoff ein, während ihm ununterbrochen Tränen aus den Augen liefen. Er drückte sein Gesicht ins Kissen, damit Paolo nicht doch etwas von seinem Schmerz mitbekam. Dann wurde es schwarz vor seinen Augen, seine Muskeln entspannten sich und er blieb einfach liegen.
Nach fast zwei Stunden wachte er wieder auf. Als er bemerkte, dass er noch immer nackt auf dem Bett lag, schrak er hoch. Schnell warf er seine Bettdecke über sich und lauschte. Für normal kam seine Mutter einfach so in sein Zimmer hinein. War sie vielleicht schon da gewesen? Nein, das hätte er mit Sicherheit gehört, oder? Er horchte. Aber es waren keine Geräusche zu vernehmen, die auf die Anwesenheit seiner Mutter schließen ließen. Langsam beruhigte er sich wieder. Dann drang allmählich der Schmerz in seinem Unterbauch zu ihm vor. Er legte seine Hand auf die Stelle und krümmte sich ein wenig. Es war ein stechender Schmerz. Dazu fühlte er eine dumpfe Übelkeit in sich aufsteigen. Aber es war nicht so schlimm, dass er sich übergeben musste. Also blieb er liegen und wartete einfach einen Moment, bis er sich an diesen Zustand gewöhnt hatte. Er dachte an David, der womöglich drüben auf ihn wartete. Sein Hals zog sich zusammen. Was sollte er ihm sagen? Jetzt durfte er nichts mehr verschweigen. Aber wie würde David reagieren? Er hatte ja klargemacht, dass er ein weiteres Bestehen der Affäre nicht hinnehmen wollte. Im Grunde war David ja überaus gelassen gewesen. Fast so, als hätte er bereits über alles Bescheid gewusst. Für einen Augenblick hielt Merlin diesen Gedanken fest. Konnte das sein? Konnte David schon vorher davon gewusst haben? Dann schüttelte er den Kopf. Langsam schob er die Decke wieder von sich runter und stand auf. Ein wenig wackelig auf den Beinen blieb er stehen. Was sollte er jetzt machen? Seine Bauchschmerzen wurden wieder schlimmer. Er schlang die Arme um seinen Körper und beugte sich ein wenig vor in der Hoffnung, dass es davon besser wurde. Kurz darauf ließ der Schmerz in der Tat nach, aber Merlin machte sich Sorgen. Was war das? Dunkle Ängste stiegen in ihm auf. Immer wieder sah er Paolos grinsendes Gesicht über seinem. Hatte er ihn vielleicht irgendwie - verletzt? Schnell schob Merlin diesen Gedanken beiseite. Nein, er war einfach nur nervös und hatte Bauchschmerzen, weil er sich so viele Gedanken machen musste. Kurz überlegte er, ob er nicht Christian anrufen sollte. Das schien ihm ein verlockender Gedanke. Er hatte noch immer nicht mit seiner Mutter gesprochen, weshalb er ja eigentlich überhaupt erst wieder zurückgekommen war. Jetzt hatte er neben dieser Pflicht noch eine weitere Beichte David gegenüber auf dem Programm. Schwerfällig schleppte sich Merlin ins Bad. Den Blick in den Spiegel vermied er. Er hatte Angst, dass ihn ein anderer anschauen könnte. Als kurz darauf heißes
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