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Das Model und der Scheich

Das Model und der Scheich

Titel: Das Model und der Scheich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sellers Alexandra
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umdrehte, sah sie noch den Mount Shir.
    Nach einigen Stunden Fahrt begann vor ihnen die Sonne in prächtigen Farben unterzugehen. Als sie ganz verschwunden war, wurde der Himmel dunkelblau, fast schwarz – und noch immer fuhr Salih weiter.
    Er machte sich nicht die Mühe, die Scheinwerfer einzuschalten. Nirgendwo war Licht zu sehen, kein menschliches Wesen weit und breit. Nur Sterne und der fast volle Mond. Plötzlich empfand Desirée eine Angst, wie sie Menschen vor langer, langer Zeit verspürt hatten.
    Unruhig fragte sie: „Wann halten wir an?“
    „Ungefähr in einer Stunde. Bist du müde?“
    Sie zuckte die Schultern und nahm einen Schluck aus der Wasserflasche, die zwischen ihnen lag.
    „Ein bisschen. Machst du die Scheinwerfer nicht an?“
    Lachend antwortete er: „In der Wüste gibt es nur eine Möglichkeit, sich zu orientieren: am Himmel. Tagsüber am Stand der Sonne, in der Nacht mithilfe der Sterne. So haben es meine Ahnen schon vor Tausenden von Jahren gemacht. Keine Angst, meine Vorfahren konnten das gut – sonst wäre ich nicht hier.“
    Sie lachte und fühlte sich wieder unbeschwerter. Ohne dass sie viel redeten, entstand eine harmonische und kameradschaftliche Atmosphäre. Fast vergaß Desirée Salihs Anschuldigungen vom Vormittag, so sehr genoss sie das Zusammensein mit ihm.
    Irgendwann – sie wusste nicht, wie viel Zeit inzwischen vergangen war – tauchte in der Ferne ein flackerndes Licht auf. „Was ist das? Eine Stadt?“
    „Das wirst du gleich sehen“, sagte er und schaltete beim Näherkommen die Scheinwerfer ein. Im Lichtkegel erkannte man die Zelte eines Beduinencamps.
    Als sie es erreicht hatten, kamen ihnen einige hochgewachsene Männer in langen Gewändern entgegen. Salih stellte den Wagen in einer Umzäunung ab, und sie gingen zu der Gruppe, die sie willkommen hieß.
    Wie Desirée feststellte, überragten die Männer mit ihren Turbanen sogar sie selbst. Und noch etwas fiel ihr an den Beduinen auf: Sie bewegten sich mit der Würde von Menschen, die den Kontakt zu ihrer natürlichen Umgebung nicht verloren haben. Freundlich unterhielten sie sich mit Salih.
    Beim Verlassen der Umzäunung stellte sich heraus, dass es sich um eine Kamelkoppel handelte. Im Fackelschein sah Desirée mehrere der majestätischen Tiere, die mit ihren langen Wimpern im Mondlicht noch gutmütiger und genügsamer wirkten als bei Tag.
    Der Anblick dieser fremden, geheimnisvollen Welt ließ Desirées Herz höher schlagen.
    Sie und Salih wurden in die Mitte des Camps geleitet, wo ein Kohlefeuer brannte. Der Platz war von Fackeln erleuchtet. Die Männer legten einen Teppich aus, auf dem sie das Essen anrichteten. Auch das Gepäck wurde geholt.
    „Ist das hier ein Hotel?“, fragte Desirée verblüfft.
    „Ein Nomadenlager. Aber die Leute sind traditionell schon immer sehr gastfreundlich gewesen. Heutzutage bewirten sie Reisende, die geführte Touren durch die Wüste machen.“
    Desirée nahm jedes Detail ihrer Umgebung genau wahr. Ein würdevoller Mann mit großem Schnurrbart hielt ihr ein silbernes Becken zum Händewaschen hin und reichte ihr danach ein verwittertes Trockentuch.
    „Gibt es hier keine Frauen?“, wollte Desirée wissen.
    „Sie bedienen keine Gäste“, erklärte Salih. „Morgen früh kommen sie vielleicht und zeigen dir, was sie herstellen.“
    „Toll! Was denn zum Beispiel?“
    „Puppen und vielleicht Töpferwaren. Lass dich überraschen.“
    Inzwischen war das Essen fertig angerichtet.
    „Liegt es an der frischen Luft, dass es mir so gut schmeckt?“, fragte Desirée, die sich mit Heißhunger auf die Speisen stürzte.
    „Wir haben seit Mittag nichts mehr zu uns genommen“, antwortete Salih mit sanfter Stimme.
    „Ja, aber das tue ich sonst auch nicht“, meinte Desirée. „Seit ich hier bin, habe ich viel zu viel gegessen. Wenn ich so weitermache, muss ich mindestens eine Woche fasten.“
    „Aber bitte nicht jetzt. Die Wüste ist schon so gefährlich genug.“
    Desirée begriff und nickte. Langsamer und bedächtiger aß sie weiter.
    Nach dem letzten Gang, als sie allein waren, betrachteten sie den Mond und die Sterne. Auf einmal fiel eine Sternschnuppe vom Himmel.
    In der Dunkelheit der Nacht stand nichts mehr zwischen ihnen. Und nichts konnte darüber hinwegtäuschen, wie sehr sie sich nacheinander sehnten.
    „Unser Zelt wird hergerichtet“, flüsterte Salih mit heiserer Stimme. „Schläfst du heute Nacht mit mir, Desi? Ich will dich.“

8. KAPITEL
    Obwohl Desirées Herz

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