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Das Nazaret-Projekt

Das Nazaret-Projekt

Titel: Das Nazaret-Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Hanf
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sowas in der Art, glaube ich. Manche behaupten auch, dass es‘n Piratensender is, weil das Ding dort draußen wie im Niemandsland steht, is kein staatliches Hoheitsgewässer in diesem Dreieck«, sagte Käpt’n Angström und umriss mit seinem schrundigen und nikotingelben Daumen die angekreuzte Position.
    BINGO!! Der wackere Seemann konnte natürlich nicht ahnen, dass er in diesem Augenblick nur äußerst knapp einer spontanen Umarmung und etlichen südländisch begeisterten Wangenküssen entgangen war.
    Ohne auch nur einen einzigen weiteren Blick auf den Hafen oder die ›Archenoah‹ zu verschwenden, stürmte Nick aus dem Hafenamt, schnappte sich das nächstbeste Taxi, fuhr sofort zurück ins Hotel und hastete auf sein Zimmer, wo sein Laptop mit leise surrender Festplatte auf ihn wartete. Der Bildschirm zeigte immer noch die Seekarte mit einem fröhlich blinkenden, kleinen Pünktchen weit vor der Küste Estlands.
    Nick Valetta verlor nun keine Zeit mehr. Mit zwei Fingern hackte er die verabredete E-Mail in die Plastiktastatur, aktivierte die Enigma-Software und jagte das verschlüsselte Datenpaket durch das Internet an die Web-Adresse, die er von Pietro DiSalvo erhalten hatte.
    Nur wenige Stunden später, als Nick schon längst zufrieden und entspannt in einem Flugzeug nach Frankfurt unterwegs war und eine süße Stewardesse anzumachen versuchte, wurde die selbe E-Mail ein zweites Mal auf den Weg durch die Synapsen des weltweiten Netzes geschickt. Der Adressat war diesmal ein brandneuer Macintosh-Computer in der Bibliothek der Medrese von Samarkand.

Genesis IV
    Gott sah mit Wohlgefallen, dass die vier höheren Weltensphären gut waren, denn sie waren erfüllt von seinen neunundneunzig schönsten Namen. Die Zeit war nun gekommen für die Erschaffung der niederen Welten, die zur Manifestation all seiner restlichen, zum Teil sehr schwierigen Namen notwendig geworden waren.
    Das heikelste Unternehmen war, ein Wesen entstehen zu lassen, das die Bürde dieser Namen würde ertragen können. Ein Wesen, das ohne Gewissensbisse in der Lage sein musste, ein ernsthafter Gegenspieler Allahs zu sein. Ein Wesen, das Macht besitzen würde und dem heilige Empfindungen für Gott und seine Schöpfung fremd sein würden.
    Eines der drei bereits existierenden Wesen mit dem Namen ›Verneinende Kraft‹ aus der höchsten aller Weltensphären wurde von Gott dazu ausersehen, ein sogenanntes Individuum zu werden. Zu diesem Zweck wurde dem ahnungslosen Erzengel die Eigenschaft verliehen, ein sonderbares Organ zu entwickeln, das ›unbewusstes Ego‹ genannt wurde und das dem bedauernswerten Wesen zunehmend die Illusion einer vollständigen Trennung vom Einen und Ganzen vorspiegelte, was wiederum das Schwinden all seiner Demut und anderer heiliger Gefühle verursachte.
    Diesem armen Erzengel gehörte fortan Jahves ganzes Mitleid. Das Leben in den höheren Welten wurde für dieses Individuum absolut unmöglich und es war gezwungen, in die zunehmend grobstofflicheren Weltensphären abzusteigen, die nach Überwindung des letzten Halbtonschrittes automatisch entstanden waren und somit die erste und größte aller absteigenden Schöpfungsoktaven vollendet hatten. Diese Sphären waren von unvorstellbarer Dichte und unterlagen einer Vielzahl von Einschränkungen und Gesetzmäßigkeiten, die nur wenig Freiheitsgrade gestatteten. Nur in diesen Welten herrschten die Voraussetzungen zur Entstehung von Mühsal, Leid, Trauer, Ungewissheit und Zweifel.
    Das hinabgestoßene Wesen begann nun in seiner selbst erzeugten Einsamkeit, Gott und seine Schöpfung von ganzem Herzen zu hassen und anstelle von Gebeten unablässig entsetzliche Flüche auf seinen Lippen zu führen. Die wilde Kraft dieser Flüche aber konnte die Barriere zu den höheren Sphären nicht überwinden und begann deshalb, die untersten Welten zu durchdringen und mit Dunkelheit, Angst, Zorn, Neid und Unsicherheit zu erfüllen.
    Der einst so strahlende Erzengel war schwarz und glanzlos geworden, aber der Atem seiner Macht war um ein Vielfaches gewachsen. Fortan nannte er sich nicht mehr ›Verneinende Kraft‹, die einer der ersten Aspekte der beginnenden Selbstbetrachtung Gottes war, sondern ›alleiniger und absoluter Beherrscher der Finsternis‹.
    Allah hatte sich einen erbitterten Gegner und Feind geschaffen und ihn mit all der Macht und Kraft versehen, die den schwierigsten Namen Gottes innewohnte. Der einzige Zweck war, den Ausgang des größten aller Experimente absichtlich der

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