Das Nazaret-Projekt
der traurigen Ritter und Kreuzfahrer der Brock’schen Tafelrunde. Allerdings gab es da ein kleines, überraschendes Problem, mit dem der neu aufgelegte Jesus Christus offenbar überhaupt nicht zurecht kam und das ihm vermutlich kräftig die Petersilie verhagelt hat. Es sieht nämlich tatsächlich ganz danach aus, als wäre ich für seine Zwecke absolut überqualifiziert. Was für ein Jammer!«
Hieronymus kicherte wie ein alberner Lausbub, während Tellys Gesicht einen absolut dümmlichen Ausdruck angenommen hatte.
»Überqualifiziert? Nun verstehe ich überhaupt nichts mehr! Was geschieht hier eigentlich wirklich? Ich bitte Sie, reden Sie! Hält uns jemand auf heimtückische und raffinierte Art zum Narren? Ich weiß nicht mehr, was ich überhaupt denken oder tun soll!«
Nach diesen verzweifelten Worten brach Telly tatsächlich in Tränen aus. Hieronymus fühlte Mitleid in sich aufsteigen.
»Nur keine Sorge, nachdem Sie mich nun absolut ehrlich um meine Hilfe gebeten haben, werden Sie diese auch erhalten. Allerdings wird Ihnen kaum gefallen, was ich Ihnen nun leider enthüllen muss, denn es wird vermutlich endgültig Ihr kunstvolles Glaubenskonzept zum Einsturz bringen. Wollen Sie das tatsächlich riskieren?«
Mit tränenblinden Augen starrte Telly einen stummen Augenblick lang in die züngelnden Flammen des Kaminfeuers.
»Ja, ich will«, sagte er dann leise mit erstickter Stimme und ließ sich völlig ermattet in den Sessel zurücksinken.
»Nun gut, hören Sie zu! Der menschliche Klon, den unsere tapfere Schwester Marie-Claire im Leibe trägt, ist nichts weiter als ein ausgeprägter Telepath, der sich in erster Linie an unseren geistigen Bildern, Konzepten und Mustern orientiert und sich hier vor allem des archaischen, religiösen Hintergrundes bedient, den er sozusagen im Unterbewusstsein der Menschen vorfindet, die sich in seiner Umgebung aufhalten. Mit diesen Erkenntnissen versucht er sie nach seinen Wünschen auf mentaler Ebene zu manipulieren, aus welchen Gründen auch immer. Eine schreckliche Vorstellung, nicht wahr?«
Telly war wieder einmal völlig perplex, deshalb fuhr Hieronymus einfach mit seinen Ausführungen fort: »Sie fragen sich, woher ich meine Sicherheit nehme? Ganz einfach, ich habe es ausprobiert! Dazu muss ich allerdings ein wenig weiter ausholen, um Ihnen die Sache verständlich machen zu können. Als sich der Telepath mit seinen erprobten Waffen auf mich stürzte, musste er zu seiner Überraschung feststellen, dass diese plötzlich wirkungslos geworden waren. Der Grund dafür liegt einfach darin, dass ich weder ein starres Glaubenskonzept noch ein fest gefügtes Gottesbild in meinem alten Schädel spazieren trage. Alles, was ich ihm zu bieten hatte, war das Bewusstsein eines Einzigen, Allumfassenden Seins! Ich vermute, dass es ihm wegen mangelnder Angriffsfläche nicht möglich ist, dieses Bild für seine Zwecke zu benutzen. Vielleicht hindert ihn sogar sein Ego daran, die Existenz eines einzigen Bewusstseins zu akzeptieren. Er unternahm natürlich einige klägliche Versuche, meiner vermuteten Eitelkeit und Selbstgerechtigkeit zu schmeicheln, aber im Grunde konnte er mit mir einfach nichts Rechtes anfangen. Aber nun zu meinem kleinen Experiment, zu dem sie Folgendes vorher verstehen müssen: In den Lehren gewisser Traditionen wird ein uraltes Wissen über die essenzielle Bedeutung und Funktion des Elementes Wasser auf unserem Planeten bewahrt und weitergegeben. Demzufolge enthält Wasser nicht nur ein genaues Abbild der Matrix des Lebens – es besteht in letzter Konsequenz nämlich zu einem aktiven Teil aus Liebe und zu zwei passiven Teilen aus Dankbarkeit, wie auch seine chemische Formel deutlich machen kann – sondern es ist auch ein unerschöpflicher Speicher und Träger feinster elektromagnetischer Schwingungsmuster, also reiner Information.
Kurz und gut, das bedeutet letztendlich, dass die Feuchtigkeit, die unser Atem enthält, zu einem gewissen Grad auch unsere unmittelbaren Gedanken und Gefühle transportiert. Übrigens ist das der Grund für die ständigen Ermahnungen jedes echten Lehrers, dass der bewusste Mensch auch für seine Gedanken und Gefühle verantwortlich ist. Sie verschwinden nicht einfach spurlos, denn sie besitzen ja Energie und damit Substanz, sie kumulieren mit ihresgleichen und erzeugen nach dem Prinzip der Resonanz zwangsläufig irgendwann eine reale Wirkung in der Welt. Das sollte man aber auf keinen Fall mit der idiotischen Idee eines persönlichen Karma
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