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Das Nazaret-Projekt

Das Nazaret-Projekt

Titel: Das Nazaret-Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Hanf
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über Ihre mentale Befindlichkeit behalten und Ihre Beine auf dem Boden!« Mit diesen Worten erhob sich Hieronymus Meyrink ächzend aus dem Sessel und legte seine Hand auf Tellys Schulter. »So, und nun werde ich Sie schnöde Ihren Zweifeln überlassen. Ich bin zu einer Kostümanprobe verdonnert worden, weil Raubritter für heute Abend striktes Saalverbot erhalten haben, es sei denn, sie verkleiden sich vorschriftsmäßig! Also bis bald, mein Freund, wir sehen uns später im Rittersaal des großen Drachen Nathan Brock. Ich bin schon verdammt neugierig, wirklich verdammt neugierig!«

Der Herr der Fliegen
    Die eherne Insel namens ›Nazaret‹, die gleich einer riesigen, dreibeinigen Kampfmaschine über den Wellen und den Nebelbänken kauerte, summte in ihrem Inneren geschäftig wie ein Bienenkorb, und zwar vor allem in einem speziellen Frequenzabschnitt des endlosen kosmischen Schwingungsspektrums, der viele Oktaven höher lag als jener, der sich den Lebewesen auf Erden gewöhnlich in Form von Schallwellen erschloss.
    Von allen Lebewesen der verschiedenen Welten besitzt der Mensch – gemessen an seiner Größe – den zweifelhaften Vorzug, unablässig und zu seinem eigenen Schaden im gesamten Kosmos den vielfältigsten, unerträglichsten Lärm von erstaunlicher Bandbreite zu verursachen. Diese äußerst heikle Fähigkeit erwächst aus der Gegebenheit, dass der vollständige Organismus und Bestand dieses Wesens insgesamt zweiundvierzig energetische Oktaven umfasst.
    Es gab natürlich verschiedene Ursachen für den heftigen mentalen Aufruhr unter den meisten Bewohnern des künstlichen Eilandes, aber an erster Stelle stand diesmal Angst, die als stärkste Emotion alle anderen Gefühle der Menschen überlagerte und die ihren Ursprung in der Nachricht von den jüngsten Terroranschlägen der Islamisten im europäischen Raum hatte. An deren deutlicher Botschaft konnte kein Zweifel bestehen, denn sie galten ausschließlich zahlreichen wichtigen Einrichtungen des Brock’schen Medienimperiums wie Verlagshäusern, Druckereien und Sendestudios und deren leitenden Angestellten, allen voran natürlich jener unglaublich kaltblütig und mediengerecht inszenierte Mordanschlag auf die Familie Brocks, dessen verstörende Fernsehbilder um die ganze Welt gegangen waren. Niemand der am Projekt ›Nazaret‹ beteiligten Kreuzfahrer, am allerwenigsten Großmeister Nathan Brock, hatte ernsthaft damit gerechnet, dass der Erzfeind in der Lage sein würde, so verblüffend schnell die Fährte aufzunehmen und sofort zurückzuschlagen. Die bange Frage erhob sich nun, wie lange der Standort Nazarets in Folge dessen noch geheim und sicher sein würde.
    Achnachthon, der Symbiont, der vorläufig noch warm und geschützt in seiner Fruchtblase im Schoße der auserwählten Jungfrau driftete, sog all diese informationstragenden Energiemuster der Menschen in seiner Umgebung gierig in sich auf und verknüpfte und verglich sie mit bereits bestehenden Mustern.
    Die äußerst delikate mentale Disposition dieser Spezies Mensch machte es leider erforderlich, sich zunächst deren religiöse Archetypen zu erschließen. Einen ersten brauchbaren Baustein, auf dem er später sein Haus errichten wollte, hatte er schon herausbrechen können aus dem Kollektivbewusstsein; nämlich die ziemlich genaue Assimilation der wichtigsten heiligen Schriften des Christentums, also der Bibel und Teile ihrer Apokryphen.
    Den stark fokussierten Inhalt logischer Gedankensequenzen ohne nennenswerte Gefühlsbeteiligung im Gehirn eines einzelnen Menschen jedoch vermochte Achnachthon in seiner augenblicklich physisch isolierten Situation nur sehr schwer zu erfassen. Wegen dieses Mangels an Kontrolle barg das Stadium als Fötus deshalb latente Gefahren, gegen die er vorerst noch ziemlich schlecht gewappnet war.
    Mehr noch als der augenblickliche Sturm von Emotionen und Gedankenfragmenten in seiner Umgebung beschäftigte ihn deshalb der überraschenderweise seltsam vertraute Inhalt des zweiten Buches Mose. Die minutiösen Bauanleitungen für die Bundeslade, den Gnadenstuhl, die Stiftshütte und den Hof drumherum ließen im Bestande Achnachthons immer mehr Bruchstücke von Bildern jahrtausendelang begrabener Erinnerungen wach werden, die er sorgsam untersuchte und zusammensetzte. Nach und nach entdeckte der kosmische Wanderer mit zunehmendem Erstaunen, dass er ganz eindeutig nicht zum ersten Mal auf diesem Planeten weilte und in grauer Vorzeit offensichtlich ein Geschenk an sich selbst

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