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Das Nazaret-Projekt

Das Nazaret-Projekt

Titel: Das Nazaret-Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Hanf
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hinterlassen hatte.
    Versuchsweise ersetzte er dann die Angaben über Gestalt, Maße, Gewichte und Materialien in entsprechende Parameter seiner essentiellen Existenzform und erhielt so zu seiner Überraschung die exakte Beschreibung einer speziellen Matrixmaschine, deren Zweck und Funktionsweise ihm sofort wieder klar wurde. Er hatte sie tatsächlich vor vielen tausend Jahren selbst entworfen und von den Menschen dieser Zeit nach seinen Angaben sogar bauen lassen! Die Essenz oder das Herz dieser Maschine, die im alten Testament ›Bundeslade‹ genannt wird, müsste sich mit etwas Glück noch immer in einem Versteck befinden, wo sie die Anführer des Stammes Levi vom Volke der Israeliten damals auf sein Geheiß vor dem Zugriff seiner Feinde verborgen hatten.
    Wenn es ihm gelänge, diese Apparatur wieder in seinen Besitz zu nehmen, dann würde das Schicksal der Menschheit wesentlich schneller endgültig besiegelt sein. Eine reiche und lange Erntezeit stünde ihm bevor und erst nach der vollständigen geistigen Degeneration der Menschenrasse würde der Symbiont diesen Planeten verlassen und auf der ewigen Suche nach neuer Nahrung wieder rastlos das Weltall durchstreifen müssen.
    Es war also dringlich geboten, die Geburt seines menschlichen Wirtskörpers so schnell als möglich in die Wege zu leiten, um die physische Beweglichkeit und Handlungsfähigkeit zu gewinnen, die zum Aufspüren des Matrixprojektors notwendig war. Er würde aus diesem Grunde auch gezwungen sein, schon von Beginn an deutlich von der biblischen Vorlage abzuweichen; überhaupt würde er auf geschichtlich überlieferte, zeitlich logische Abläufe verzichten und vom ersten Tage an die Verwirklichung der Kreuzzugidee vorantreiben, die in den Köpfen seiner Anhänger ohnehin schon raumgreifende Form angenommen hatte. Allein schon das Betreten des Tempelberges in der Stadt Jerusalem würde nämlich genügen, um ihm sofort wieder die uneingeschränkte Kontrolle über die Matrixmaschine zu ermöglichen.
    Achnachthon liebte zwar nichts mehr als erbittert geführte Religionskriege, deren wundervolles Produkt psychoenergetischer, parallel geschalteter Emanationen – also kollektive Wut und Hass – in seiner Welt dem hochgeschätzten Äquivalent von Gelee Royal entsprach, aber die sichere Ernte des regulären Honigs in möglichst gleichbleibender Qualität und Menge war absolut vorrangig und würde mit Hilfe der machtvollen Maschine ein Kinderspiel sein.
    Aber diese verheißungsvolle Zukunftsprojektion würde nur wahr werden, wenn ihm jetzt am Anfang keine größeren Fehler unterliefen! Vor allem zu Beginn musste jeder erst einmal seinen passenden, persönlichen Gott bekommen, denn selbst innerhalb der kleinen Religionsgemeinschaft in seiner unmittelbaren Umgebung herrschte eine verwirrende Vielfalt von unterschiedlichen Bildern, Vorstellungen und Erwartungen in den Köpfen der Individuen.
    Die größte Bedrohung ging von jenen Wesen aus, die Achnachthon als Deserteure bezeichnete. Deserteure sind Wesen, deren Initiation teilweise fehlgeschlagen war und die sich anschließend seinem geistigen Einfluss zu entziehen versuchten. Sie besaßen das Potential, seine gefährlichsten Feinde auf dieser Welt zu werden.
    So einen Deserteur hatte er zu seinem Schrecken gerade eben in den Reihen seiner frisch konditionierten Kreuzfahrer entdecken müssen. Und dann gab es da noch dieses eigenartig konturlose Individuum, das sich bis jetzt erfolgreich jeder Einflussnahme entzogen hatte. Es schien keinerlei nennenswerte geistige Selbstidentifikation zu besitzen und war deshalb in Achnachtons Wahrnehmungsspektrum nicht viel mehr als ein beunruhigender, blinder Fleck geblieben. Jedes Mal, wenn er diesen Fleck genauer zu betrachten versuchte, verwandelte er sich in einen makellosen Spiegel. An einer Selbstbetrachtung war der Symbiont allerdings nicht im Geringsten interessiert.
    Könnte dieses Wesen, sofern es überhaupt ein menschliches Individuum war, nicht auch zu einer ernsthaften Gefahr für ihn werden? Es war kein großes Problem für Achnachthon, die Psyche eines Deserteurs über dessen Ego zu zerstören, aber wie sollte er einen potentiellen Feind unschädlich machen, dessen Bewusstsein keinerlei Ich-Bezogenheit aufwies? Es wurde also auch aus diesem Grunde wirklich allerhöchste Zeit, endlich wiedergeboren zu werden.

    *

    Also geschah es im Jahre des Herrn 2015, dass die ehrwürdige Äbtissin des Klosters Engelswerk kurz vor ihrem Nachmittagsschläfchen die

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