Das Parsifal-Mosaik
nein. Aber er war der Superstar. Der ungekrönte König der Republik hatte gesprochen, ein Gott sein Wort gegeben. Wer stellt schon Königen oder Göttern Fragen? Die bloße Existenz solcher Dokumente reicht schon für internationale Erpressungen aus. Wenn wir jene Verhandlungen nicht auf unauffällige Weise für ungültig erklären oder sie auf diplomatischem Wege dadurch zunichte machen können, daß wir erklären, wir rechneten mit einer Ablehnung durch den Kongreß, werden diese Verträge der Öffentlichkeit bekannt werden. Und wenn das passiert, dann wird jeder Vertrag, jede Übereinkunft, die wir im letzten Jahrzehnt geschlossen haben -all die delikaten Bündnisse, die wir augenblicklich überall in der Welt unterhalten -, in Frage gestellt werden. Die Außenpolitik dieses Landes wird zusammenbrechen. Man würde uns nie wieder vertrauen. Und wenn eine Nation wie die unsere keine Außenpolitik hat, Mr. Havelock, dann hat sie Krieg.« Michael lehnte sich über die Konsole und starrte auf den Bildschirm. Schweiß stand ihm auf der Stirn. »So weit ist er gegangen?« »Noch weiter. Vergessen Sie nicht, er war beinahe sechs Jahre Außenminister, und bevor er sein Amt übernahm, war sein Einfluß bereits in den zwei letzten Administrationen beachtlich. Während seiner zahlreichen Missionen überall in der Welt hat er seine Macht zementiert.«
»Aber dabei hat er doch Gutes getan.«
»Ja, das hat er, und das weiß niemand besser als ich. Ich bin derjenige, der ihn dazu überredet hat, die bloße Beratertätigkeit aufzugeben und selbst einzusteigen. Sehen Sie, ich habe an sein Ego appelliert; alle großen Männer haben ein übersteigertes Selbstwertgefühl. De Gaulle hat recht gehabt: Ein Mann der Vorsehung weiß es vor allen anderen. Was er nicht weiß, ist die Grenze seiner Fähigkeit. Matthias hat die seine weiß Gott nicht gekannt.« »Sie haben es vor ein paar Minuten gesagt, Mr. President . Wir haben ihn zum Gott gemacht. Wir haben zu viel von ihm verlangt.« »Einen Augenblick«, antwortete Berquist, und seine Stimme klang schneidend, seine Augen wirkten durchdringend. »Ich habe damit bildhaft etwas zu erklären versucht. Niemand macht einen Menschen zum Gott, wenn dieser keiner sein will. Matthias aber hat diese göttliche Ernennung sein ganzes Leben lang gesucht! Jahrelang hat er das heilige Wasser gekostet - in seinem Geist hat er darin gebadet ... Wissen Sie, wie ihn jemand neulich nannte? >Ein wichtigtuerischer Sokrates am Potomac<, und genau das war er: ein Wichtigtuer, Mr. Havelock. Ein hochintelligenter Opportunist. Ein Mann mit außergewöhnlicher Überzeugungskraft, ein brillanter Diplomat. Er konnte großartig sein - niemand weiß das besser als ich -, und ich habe ihn benutzt. Aber trotz alledem, er war ein Wichtigtuer. Er hat nie aufgehört, den allwissenden Anthony Matthias hervorzukehren.«
»Und obwohl Sie das wußten«, sagte Michael, ohne zuzulassen, daß Berquists stechender Blick ihn einschüchterte, »haben Sie ihn weiterhin benutzt. Sie haben ihn genauso zu immer mehr Aktivität getrieben, wie er das mit sich selbst getan hat. Sie haben doch an den >Mann der Vorsehung< appelliert, oder nicht?« Der Präsident senkte den Blick und sah auf die Skalen der Konsole. »Ja«, sagte er mit leiser Stimme, »bis er überfordert wurde. Ich habe nur seine Leistung gesehen, nicht den Menschen, und ich war geblendet. Ich habe nicht erkannt, was wirklich vor sich ging.« »Jesus!« rief Havelock aus. »Es fällt so schwer, das alles zu glauben!« »Mit dieser Reaktion habe ich gerechnet«, unterbrach ihn der Präsident, der seine Fassung zurückgewonnen hatte. »Deshalb habe ich einige Videobänder für Sie vorbereiten lassen. Setzen Sie sich die Kopfhörer auf. Die Bilder erscheinen auf dem letzten Monitor rechts.«
Der zwölfminütige Film zeigte das Porträt eines Mannes, der Havelock fremd war. In einer Szene schrie er, in der nächsten weinte er. Erst versuc hte er, einen Diplomaten am Telefon mit Schmeichelei und Charme zu beeinflussen, dann verdammte er den Mann als Narren und Idioten, sobald das Gespräch beendet war. Und über allem waren die Lügen gebreitet, wo früher mal nur Wahrheit gewesen war. »Das nächste«, sagte Berquist und drückte ärgerlich auf den Knopf, »ist die Antwort, die er mir gab, als ich lediglich zu ihm sagte, ich hätte gerne eine Überprüfung unserer Auslandshilfe in San Miguel.«
»Ihre Politik ist klar und unmißverständlich, Mr. President, ein Signal für
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