Das Phantom im Netz
Nummer durch.
Einen Augenblick später sagte sie: »Okay, da gibt es zwei.«
Ich ließ mir beide Kontennummern und die Kontostände geben. Der erste Teil der Kontonummer bezeichnete die Filiale, in der das Konto eingerichtet wurde: Für beide Konten Wernles war das die Tarzana-Filiale im San Fernando Valley.
Bei einem Anruf in der Filiale bat ich einen Angestellten dort, Wernles Unterschriftenkarte herauszusuchen, und konnte endlich eine Frage stellen, deren Beantwortung mir schon lange unter den Nägeln brannte: »Wer ist der Arbeitgeber?«
»Alta Services, 18663 Ventura Boulevard.«
Ich rief bei Alta Services an, fragte nach Joseph Wernle und bekam als Antwort ein frostiges: »Er ist heute nicht hier.« Das klang verdächtig danach, als wäre als nächster Satz »Und wir erwarten ihn auch nicht« gefolgt.
Der Rest war in einer Zeit, in der Banken mit »Ihre Bankauskunft – jederzeit verfügbar« warben, ein Kinderspiel. Mit Wernles Kontonummer und den letzten vier Ziffern seiner Sozialversicherungsnummer brauchte ich nur bei dem automatischen Telefonservice der Bank anzurufen und mir alle Einzelheiten über seine Kontenbewegungen geben zu lassen, die ich wollte.
Das Ergebnis machte alles noch mysteriöser: Auf Joseph Wernles Konto gab es jede Woche zahlreiche Zahlungsein- und -ausgänge über insgesamt mehrere Tausend Dollar.
Wow – was hatte das zu bedeuten? Ich konnte es mir nicht vorstellen.
Wenn so viel Geld über sein Konto lief, fand ich vielleicht in seinem Einkommenssteuerbescheid ein paar nützliche Hinweise darauf, was tatsächlich vor sich ging.
Ich hatte herausgefunden, dass man von Finanzbeamten mit Social Engineering recht einfach Informationen über Steuerzahler bekam. Im Finanzamt von Fresno in Kalifornien gab es Hunderte Telefonanschlüsse, und ich rief irgendeinen davon an. Vorher hatte ich natürlich meine üblichen Recherchen betrieben, und so sagte ich: »Ich komme gerade nicht ins IDRS – geht es bei Ihnen?« (»IDRS« steht für »Integrated Data Retrieval System«, also ein integriertes Datenabfragesystem.)
Das Terminal meines Gesprächspartners funktionierte natürlich, und er oder sie nahm sich fast immer die Zeit, um einem Kollegen zu helfen.
Ich gab Wernles Sozialversicherungsnummer durch und erfuhr, dass Wernle laut der im System verfügbaren Steuererklärungen in den letzten beiden Jahren kein anrechenbares Einkommen gehabt hatte.
Nun, das machte Sinn – zumindest in einer Hinsicht. Ich wusste bereits, dass er laut Sozialversicherungsdaten kein Einkommen hatte. Das Finanzamt bestätigte dies nun.
Ein FBI-Agent, der keine Beiträge an die Sozialversicherungen und keine Einkommensteuer zahlte … Und doch flossen regelmäßig Tausende Dollars über seine Konten. Was hatte das zu bedeuten?
Es gibt doch diesen Spruch: »Im Leben muss man nur zwei Dinge: sterben und Steuern zahlen.« Anscheinend traf für FBI-Agenten nur die Hälfte davon zu.
Ich rief Eric an und stellte fest, dass sein neuer Telefonanschluss nicht mehr funktionierte. Ich versuchte es mit der zweiten Nummer: auch da Fehlanzeige.
Ein Social-Engineering-Anruf in der Mieterverwaltung seines Hauses lieferte mir die Information, dass er ausgezogen war. Dieses Mal war er nicht einfach in ein anderes Apartment im selben Wohnkomplex gezogen – nein, dieses Mal war er komplett ausgezogen. Die Frau von der Verwaltung sah für mich in den Unterlagen nach, aber wie ich vermutet hatte, hatte er keine Nachsendeadresse hinterlassen.
Also griff ich mal wieder auf den Special Desk des DWP zurück. Es war immerhin ein Ansatzpunkt, wenn auch kein viel versprechender. Ich bat die Angestellte, nach einer Neuanmeldung auf den Nachnamen Wernle zu suchen. Sie fand sie sofort. »Ja«, sagte sie. »Ich habe ein neues Konto für Joseph Wernle«, und sie gab mir eine Adresse am McCadden Place in Hollywood.
Ich konnte es kaum fassen, dass die Bundesbeamten so dämlich waren, für die Neuanmeldung bei den Versorgungsbetrieben von jemandem, den sie verstecken wollten, denselben Namen wie vorher zu benutzen.
Ich hatte die Nummer von Erics Pager, welche noch funktionierte. Über die Nummer fand ich heraus, bei welchem Provider er mit seinem Pager war. Ich rief an und brachte einen Kundenberater durch einen Trick dazu, mir die Nummer zu verraten, die Erics Pager eindeutig kennzeichnete: den CAP-Code. Dann kaufte ich mir einen Pager derselben Firma und erzählte dem Verkäufer, mein alter Pager sei mir beim Pinkeln in die
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