Das Rad der Ewigkeit: Roman (German Edition)
Schutzpapier ein.
Ich ging in das Wohnzimmer und begutachtete bei Tageslicht den Schaden an der Terrassentür. Im Internet fand ich einen Notdienst für die Reparatur. Als ich dort anrief, bemerkte ich, dass meine Hände, vor allem Daumen und Zeigefinger, schwarz gefärbt waren. Nach kurzer Überlegung schob ich es auf den Kohlenstaub, mit dem die Polizei überall nach Fingerabdrücken gesucht hatte. Ich wusch die Hände gründlich ab, bekam sie aber nur sehr schwer sauber.
Eine Stunde später klingelte ein Handwerker an meiner Tür. Er widmete sich sofort der beschädigten Terrassentür und war überraschend gesprächig.
»Ist schon ein Ärger mit diesen Einbrechern«, stellte er fest, während er die Tür aus den Angeln hob.
»Stimmt«, gab ich ihm einsilbig recht.
»Wurde viel gestohlen?«
»So wie es aussieht – nichts. Es scheint so, als hätte ich sie gestört.«
»Da können sie ja froh sein, dass Ihnen nichts passiert ist. Ich hatte neulich einen Fall, wo eine ältere Frau die Eindringlinge ertappte. Sie wurde halb totgeschlagen.«
Ich verzog die Mundwinkel, um meine Anteilnahme zu demonstrieren.
»Haben Sie jemanden gesehen?«, hakte der Handwerker nach und nahm sich nun die Beschläge der Tür vor.
»Nein«, antwortete ich kurz und knapp.
Der Mann fuhr mit der Hand über den Türrahmen und hielt sie mir entgegen. Die Handfläche hatte eine silberne Färbung. Ich schaute ihn verdutzt an.
»Argentorat«, bemerkte er mit einem Lächeln und wischte sich die Hand an der Arbeitshose ab. »Das ist Aluminiumpulver von der Spurensicherung. Haben die statt Rußpulver benutzt, vermutlich, weil der Türrahmen aus dunklem Holz besteht oder weil die Spur sehr schwach war.«
»Ich dachte, sie hätten schwarzes Pulver benutzt?«, erwiderte ich verblüfft und betrachtete meine Hand, an der immer noch schwarze Restspuren zu sehen waren.
»Nein. Seien Sie froh; Argentorat geht viel leichter ab. Schauen Sie.«
Wieder hielt er mir seine Hand hin, die allein durch das Abwischen an seiner Hose wieder fast ganz sauber war.
Ich schaute erneut auf meine Hände und grübelte. Was hatte ich dann angefasst, das so stark schwarz abgefärbt hatte? Während der Handwerker im Hintergrund ein Referat über moderne Spurensicherungsmethoden hielt, ging ich in Gedanken noch einmal den Abend durch.
Plötzlich ging mir ein Gedanke durch den Kopf: So schwarze Finger kannte ich eigentlich nur vom Zeitunglesen, wenn die Druckerschwärze beim Blättern der Seiten abfärbte.
Ich überließ den Mann seiner Arbeit und hastete in das Nachbarzimmer. Dort kramte ich die Druckplatten noch einmal hervor, riss das Seidenpapier herunter und betrachtete die Platten bei Tageslicht. Die erste schien komplett sauber zu sein, doch auf der zweiten entdeckte ich am Rand eine dünne schwarze Schicht. Als ich darüberstrich, färbte sie ab. Auch auf einigen der anderen Platten waren ähnliche Rückstände zu erkennen.
Bald waren meine Hände pechschwarz. »Wie kann das sein?«, fragte ich mich laut. Dann bemerkte ich, dass die Platten einen eigenartigen Geruch aufwiesen, der mich an Ölfarben erinnerte.
Jemand schien mit diesen Platten vor Kurzem gedruckt zu haben.
Die Einbrecher hätten wohl kaum genügend Zeit dafür gehabt. Nur Julia Wall oder ihr Freund in diesem Buchdrucker-Museum konnten dies getan haben.
»Fertig!«, rief eine Stimme aus dem Wohnzimmer.
Der Handwerker war hocherfreut, als ich zurückkehrte, und begann sogleich, über einbruchsichere Schlösser für Terrassentüren zu dozieren. Ich bestellte das zweitteuerste Sicherheitsschloss, das er im Angebot hatte, und anschließend verabschiedete er sich fröhlich von mir.
Endlich konnte ich mich wieder den Platten widmen. Wenn diese wertlos waren, warum hatten dann Julia Wall oder ihr Freund in Mainz damit gedruckt? Und warum hatten sie mir keinen Abzug davon gegeben? Immerhin gehörten sie mir.
Ich errichtete zwei Stapel: Der erste bestand aus Platten, an denen ich Farbreste gefunden hatte, der zweite aus Metalltafeln, die mir sauber erschienen. Dann zählte ich die Druckplatten: Der erste Stapel wies zweiunddreißig auf, der zweite achtzehn.
Ich stutzte. Fünfzig. Insgesamt lagen fünfzig Platten vor mir. An diesem Ergebnis änderte sich auch nichts nach erneutem Durchzählen.
Es bestand kein Zweifel: Vier Platten fehlten.
Neunhundertundfünfzig Kilometer entfernt gab der Nebel, der London über Nacht gefangen genommen hatte, die Stadt unter der Belagerung der aufsteigenden
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