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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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seine
Hose bestanden aus grünen Blättern, seine Stiefel aus glatter Rinde.
Schmetterlinge umflatterten ihn, setzten sich auf seine Finger, seine
Schultern, sein Gesicht. Nur eine Sache verhinderte die blumige Vollkommenheit:
Ein tiefer Riss zog sich über seine Wange, durch die Schläfe und über den Kopf,
und dort waren die Ranken braun und verwelkt.
    Â»Der Grüne Mann«, flüsterte Egwene, und
das zernarbte Gesicht lächelte. Einen Moment lang schien es, als sängen die
Vögel lauter.
    Â»Natürlich bin ich das. Wer sonst würde
sich wohl hier befinden?« Die Haselnussaugen betrachteten Loial. »Es ist gut,
dich zu sehen, kleiner Bruder. In der Vergangenheit kamen viele von euch, mich
zu besuchen, doch in jüngster Zeit nur noch wenige.«
    Loial kletterte von seinem großen Pferd
und verbeugte sich höflich. »Du ehrst mich, Baumbruder. Tsingu ma choshih, T’ingshen. «
    Lächelnd legte der Grüne Mann einen Arm
um die Schultern des Ogiers. Neben Loial wirkte er wie ein Mann neben einem
Jungen. »Es sind keine Ehrenbezeugungen nötig, kleiner Bruder. Wir werden
zusammen Baumlieder singen und uns an die Großen Bäume und die Stedding erinnern, und wir
werden uns der Sehnsucht verweigern.« Er betrachtete die anderen, die soeben
von den Pferden stiegen, und sein Blick ruhte auf Perrin. »Ein Wolfsbruder!
Werden die alten Zeiten wirklich wieder wahr?«
    Rand starrte Perrin an. Perrin wandte
sein Pferd um, sodass es sich zwischen ihm und dem Grünen Mann befand, und
beugte sich nieder, um den Gurt zu überprüfen. Rand war sicher, dass er
lediglich den forschenden Blick des Grünen Mannes meiden wollte. Plötzlich
sprach der Grüne Mann Rand an: »Seltsame Kleider trägst du, Kind des Drachen.
Hat sich das Rad schon so weit gedreht? Kehrt das Drachenvolk wieder zum Ersten
Pakt zurück? Aber du trägst ein Schwert. Das gehört weder der Gegenwart noch
der Vergangenheit an.«
    Rand musste erst wieder Speichel im Mund
sammeln, bevor er zu sprechen in der Lage war. »Ich weiß nicht, wovon Ihr
sprecht. Was meint Ihr damit?«
    Der Grüne Mann berührte die braune Narbe
an seinem Kopf. Einen Augenblick lang schien er verwirrt. »Ich … kann es nicht
sagen. Meine Erinnerungen sind zerrissen und oft nur flüchtig, und vieles von
dem, was noch übrig ist, ist wie ein Blatt, das von Raupen besucht wurde. Und
doch bin ich sicher … Nein, es ist wieder weg. Aber du bist hier willkommen.
Du, Moiraine Sedai, bist mehr als eine Überraschung für mich. Dieser Ort wurde
so geschaffen, dass niemand ihn zweimal finden konnte. Wie bist du hierher
gekommen?«
    Â»Not«, antwortete Moiraine. »Meine Not,
die Not der Welt. Vor allem ist es die Welt, die in Not ist. Wir sind gekommen,
um das Auge der Welt zu sehen.«
    Der Grüne Mann seufzte. Der Wind seufzte
durch dicht belaubte Zweige. »Dann ist es wieder geschehen. Diese Erinnerung
ist vollständig. Der Dunkle König rührt sich. Ich habe das befürchtet. Mit
jedem Jahreswechsel versucht die Fäule unerbittlicher, hier einzudringen, und
dieses Mal war der Kampf, sie fern zu halten, härter als je zuvor seit
Anbeginn. Kommt, ich werde euch hinbringen.«

KAPITEL 50

    Zusammentreffen am Auge
    R and führte den Braunen am Zügel
und folgte zusammen mit den anderen Emondsfeldern dem Grünen Mann. Alle
blickten drein, als könnten sie sich nicht entscheiden, wen sie zuerst
betrachten wollten: den Grünen Mann oder den Wald. Der Grüne Mann war natürlich
eine legendäre Gestalt, über die man sich Geschichten erzählte – über ihn und
den Baum des Lebens. Man erzählte sich vor jedem Kamin in den Zwei Flüssen
davon, und die Geschichten waren nicht nur für Kinder bestimmt. Doch nach dem
Anblick der Fäule hätten auch die Bäume und Blumen ein Wunder an Normalität
dargestellt, auch wenn der Rest der Welt noch im Winter gefangen war.
    Perrin hielt sich ein wenig zurück. Als
Rand sich nach ihm umsah, sah der große, wollköpfige Jüngling aus, als wolle er
nichts mehr von dem hören, was der Grüne Mann zu sagen hatte. Er konnte ihn
verstehen. Kind des Drachen. Misstrauisch betrachtete er den Grünen Mann, der mit Moiraine
und Lan voranschritt. Schmetterlinge umflatterten ihn in einer Wolke aus Gelb
und Rot. Was meinte er damit? Nein. Ich will es nicht
wissen.
    Trotzdem war sein Schritt

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