Das Rad der Zeit 13. Das Original: Mitternachtstürme (German Edition)
war, dass es zwei sehr verschiedene Dinge waren, sie angeboten zu bekommen und sie sich zu nehmen.
Sashalle trat vor. »Euer Majestät«, sagte sie förmlich, »man soll allgemein bekannt machen, dass der Lord Drache Euch sämtliche Rechte und Ansprüche auf dieses Land gibt. Sämtliche formelle Kontrolle, die er über dieses Land hatte, geht auf Euch über, und die Position des Statthalters über die Nation wird aufgelöst. Mögt Ihr in Weisheit und Frieden herrschen.«
Elayne nickte ihr majestätisch vom Pferd aus zu, innerlich kochte sie aber vor Wut. Sie hatte behauptet, dass sie nichts an Rands Hilfe bei der Eroberung dieses Throns auszusetzen hatte, aber es gefiel ihr nicht im Mindesten, dass man es ihr unter die Nase rieb. Trotzdem, Sashalle schien ihre Position ernst zu nehmen, obwohl sie sie größtenteils selbst erschaffen hatte, wie Elayne entdeckt hatte.
Elayne und ihre Begleiter stiegen ab. Hatte Rand gedacht, dass es so einfach sein würde, ihr den Thron zu geben? Er war lange genug in Cairhien gewesen, um zu wissen, wie sie ihre Intrigen schmiedeten. Eine Aes Sedai, die eine Proklamation machte, hätte da niemals ausgereicht. Aber von mächtigen Adligen unterstützt zu werden, sollte da eigentlich reichen.
Ihre Prozession stieg die Stufen hinauf. Sie traten ein, und jeder, der Elayne unterstützte, brachte eine kleine Ehrenwache aus fünfzig Mann mit. Elayne nahm ihre ganze Truppe mit; das machte alles etwas beengt, aber sie hatte nicht die Absicht, jemanden zurückzulassen.
Die Korridore verliefen gerade, hatten spitz zulaufende Decken und goldene Simse. Auf jeder Tür loderte das Symbol der Aufgehenden Sonne. Es gab zahllose Alkoven, in denen man Reichtümer zur Schau stellte, aber viele davon waren leer. Die Aiel hatten ihr Fünftel aus dem Palast genommen.
Als sie den Eingang zur Großen Halle der Sonne erreichten, stellte sich Elaynes andoranische Garde an den Korridorwänden auf. Elayne holte tief Luft, dann betrat sie zusammen mit zehn Leuten den Thronsaal. An den Seiten erhoben sich blau geäderte Marmorsäulen bis zur Decke, und der Sonnenthron stand im hinteren Teil der Halle auf seinem blauen Marmorpodest.
Der Stuhl bestand aus vergoldetem Holz, war aber überraschend schlicht gehalten. Vielleicht war das der Grund gewesen, aus dem Laman sich entschieden hatte, sich einen neuen Thron zu konstruieren, mit Avendoraldera als Baumaterial. Elayne ging zum Podest, dann drehte sie sich um, während der cairhienische Adel eintrat, ihre Anhänger zuerst, dann der Rest, angeordnet nach den komplizierten Anforderungen von Daes Dae’mar . Diese Ränge konnten sich jeden Tag ändern, wenn nicht sogar stündlich.
Birgitte musterte jeden, der eintrat, aber die Cairhiener waren ein Muster an Anstand. Keiner von ihnen zeigte auch nur annähernd etwas, das an Elloriens Unverschämtheit in Andor herankam. Sie war eine Patriotin, auch wenn sie frustrierenderweise weiterhin alles ablehnte, was Elayne tat. In Cairhien machte man so etwas einfach nicht.
Sobald Ruhe eingetreten war, holte Elayne tief Luft. Sie hatte sich überlegt, eine Rede zu halten, aber ihre Mutter hatte ihr beigebracht, dass entschiedene Taten manchmal besser waren als die beste Rede. Elayne machte Anstalten, sich auf den Thron zu setzen.
Birgitte ergriff ihren Arm.
Elayne sah sie fragend an, aber die Behüterin musterte den Thron. »Warte einen Moment«, sagte sie und bückte sich.
Die Adligen fingen an zu murmeln, und Lorstrum trat zu Elayne. »Euer Majestät?«
»Birgitte, ist das wirklich nötig?«, sagte Elayne errötend.
Birgitte ignorierte sie und drückte gegen das Polster auf der Sitzfläche des Throns. Beim Licht! War die Behüterin entschlossen, sie in jeder nur denkbaren Situation in Verlegenheit zu bringen? Sicherlich …
»Aha!«, sagte Birgitte und riss etwas aus dem Polster.
Elayne zuckte zusammen und trat einen Schritt näher heran, begleitet von Lorstrum und Bertome. Birgitte hielt eine kleine Nadel mit schwarz verfärbter Spitze in die Höhe. »Im Polster versteckt.«
Elayne erbleichte.
»Das war der einzige Ort, von dem sie wussten , dass du dort sein würdest, Elayne«, sagte Birgitte leise. Sie ging auf die Knie und suchte nach weiteren Fallen.
Lostrum war knallrot geworden. »Ich werde denjenigen finden, der das gemacht hat, Euer Majestät«, sagte er mit leiser Stimme. Einer gefährlichen Stimme. »Sie werden meinen Zorn kennenlernen.«
»Nicht, wenn sie zuerst meinen kennenlernen«, sagte Bertome
Weitere Kostenlose Bücher