Das Rad der Zeit 13. Das Original: Mitternachtstürme (German Edition)
und musterte die Nadel.
»Offensichtlich ein Attentatsversuch für den Lord Drachen, Euer Majestät«, sagte Lorstrum lauter, für die Zuschauer bestimmt. »Niemand würde den Versuch wagen, Euch zu töten, unsere geliebte Schwester aus Andor.«
»Das ist gut zu wissen«, sagte Elayne. Ihr Gesichtsausdruck verkündete jedem im Raum, dass sie bei dieser Täuschung mitmachen würde, mit der er das Gesicht wahren wollte. Als ihr treuester Gefolgsmann fiel die Schande eines Attentatversuchs auf ihn zurück.
Sich dazu bereit zu erklären, ihn das Gesicht wahren zu lassen, würde ihn viel kosten. Er senkte zum Einverständnis kurz den Blick. Beim Licht, wie sie dieses Spiel hasste. Aber sie würde es spielen. Und sie würde es gut spielen.
»Ist er sicher?«, fragte sie Birgitte.
Die Behüterin runzelte die Stirn. »Das kann man nur auf eine Weise herausfinden«, erwiderte sie und warf sich mit unangebrachter Gewalt auf den Thron.
Nicht wenige der versammelten Adligen keuchten auf, und Lorstrum wurde noch blasser.
»Nicht gerade bequem«, sagte Birgitte, wälzte sich auf die eine Seite, um sich dann gegen die Lehne zu drücken. »Ich hätte eigentlich erwartet, dass der Thron eines Monarchen besser gepolstert ist, bei deinem empfindlichen Hintern.«
»Birgitte!«, zischte Elayne und fühlte, wie ihr Gesicht wieder rot wurde. »Du kannst doch nicht auf dem Sonnenthron sitzen!«
»Ich bin deine Leibwächterin«, erwiderte Birgitte. »Ich kann dein Essen probieren, wenn ich das will. Ich kann neben dir durch Türen gehen, und ich kann verdammt noch mal auf deinem Stuhl sitzen, wenn ich der Ansicht bin, dich damit zu beschützen.« Sie grinste. »Außerdem wollte ich immer schon wissen, wie sich so ein Thron anfühlt«, fügte sie mit leiser Stimme hinzu. Sie stand auf, noch immer misstrauisch, aber auch zufrieden.
Elayne drehte sich um und wandte sich dem Adel von Cairhien zu. »Ihr habt lange genug darauf gewartet«, sagte sie. »Einige von Euch sind damit nicht zufrieden, aber vergesst nicht, dass die Hälfte meines Blutes cairhienisch ist. Diese Allianz wird unseren beiden Nationen zu Größe verhelfen. Ich verlange nicht Euer Vertrauen, aber ich verlange Euren Gehorsam .« Sie zögerte, dann fügte sie hinzu: »Vergesst nicht, das ist der Wille des Wiedergeborenen Drachen.«
Sie sah, dass sie verstanden. Rand hatte diese Stadt erobert, wenn auch nur, um sie von den Shaido zu befreien. Sie waren klug beraten, ihn nicht dazu zu reizen, zurückzukommen und sie erneut zu erobern. Eine Königin benutzte die Werkzeuge, die sie zur Hand hatte. Andor hatte sie allein erobert; bei Cairhien würde sie sich von Rand helfen lassen.
Sie setzte sich. Eine so einfache Sache, aber die Implikationen würden in der Tat weitreichende Folgen haben. »Sammelt Eure Streitkräfte und Hauswachen«, befahl sie den versammelten Adligen. »Ihr werdet zusammen mit den Streitkräften von Andor durch Wegetore an einen Ort namens Feld von Merrilor marschieren. Wir treffen dort den Wiedergeborenen Drachen.«
Die Adligen erschienen überrascht. Sie kam herein, übernahm den Thron, dann befahl sie noch am selben Tag ihre Heere aus der Stadt? Sie lächelte. Besser, schnell und entschieden zu handeln; das würde einen Präzedenzfall schaffen, ihr zu gehorchen. Und es würde sie auf die Letzte Schlacht vorbereiten.
»Außerdem will ich«, verkündete sie, als sie zu flüstern anfingen, »dass ihr jeden Mann in diesem Reich, der ein Schwert halten kann, einberuft und in der Armee der Königin aufnehmt. Wir werden nicht viel Zeit für eine Ausbildung haben, aber in der Letzten Schlacht wird jeder Mann gebraucht – und jede Frau, die kämpfen will, soll sich ebenfalls melden. Benachrichtigt auch die Glockengießer Eurer Stadt. Ich will sie innerhalb der nächsten Stunde sehen.«
»Aber das Krönungsfest, Euer Majestät …«, sagte Bertome.
»Wir werden feiern, wenn die Letzte Schlacht gewonnen ist und Caierhiens Kinder in Sicherheit sind«, sagte Elayne. Sie musste sie falls möglich von ihren Intrigen ablenken und sie beschäftigt halten. »Bewegt Euch! Tut so, als stünde die Letzte Schlacht vor Eurer Schwelle und würde morgen eintreffen!«
Denn das konnte durchaus sein.
Mat lehnte sich gegen einen abgestorbenen Baum und musterte sein Lager. Lächelnd atmete er ein und aus und genoss das wunderbare Gefühl zu wissen, dass er nicht länger verfolgt wurde. Er hatte ganz vergessen, wie gut sich das anfühlte. Dieses Gefühl war besser, als
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