Das Rad der Zeit 7. Das Original: Die Krone der Schwerter (German Edition)
abgestorbenen Baum geschnitten und an ein kahles Wagenrad gebunden worden war, damit er höher aufragte, wehte ein karmesinrotes Banner mit einer schwarz-weißen Scheibe in der Mitte. Das Banner des Lichts, nannten es einige, oder auch al’Thors Banner. Andere wussten es unheilvoller zu benennen und erzitterten, wenn sie den Namen flüsternd aussprachen. Der Wind zerrte heftig an dem Banner und verwehte schnell, als wäre er froh davonzukommen.
Perrin Aybara saß auf dem Boden, den breiten Rücken an ein Wagenrad gelehnt, und wünschte, der Wind würde bleiben. Er hatte einen Moment Kühle gebracht und den Geruch des Todes aus seiner Nase vertrieben, ein Geruch, der ihn daran erinnerte, wo er sein sollte – der letzte Ort, an dem er sein wollte. Hier war es viel besser, innerhalb des Wagenkreises, den Rücken nach Norden gewandt, sodass er in gewisser Weise vergessen konnte. Die unbeschädigten Wagen waren gestern Nachmittag auf den Hügelkamm hinaufgezogen worden, als die Männer wieder genug Kraft gesammelt hatten, um mehr zu tun, als nur dem Licht zu danken, dass sie noch atmeten. Jetzt stieg die Sonne erneut auf und damit auch die Hitze.
Perrin kratzte sich verärgert den kurz geschorenen Bart. Je mehr er schwitzte, desto mehr juckte es ihn. Schweiß lief alle Gesichter in seiner Nähe außer denen der Aiel herab, und Wasser gab es erst eine Meile nördlich von ihnen. Aber auch das Entsetzen und der Gestank lagen fast eine Meile nördlich. Die meisten hielten es für einen fairen Handel. Er hätte seine Pflicht erfüllen sollen, und doch beeinträchtigte ihn das vage Schuldgefühl nicht. Heute war Hoch Chasaline, und zu Hause in den Zwei Flüssen würde den ganzen Tag gefeiert und die ganze Nacht getanzt werden. Es war der Tag der Besinnung, an dem man sich all der guten Dinge im Leben erinnern sollte, und jedermann, der eine Klage äußerte, musste damit rechnen, einen Eimer Wasser über den Kopf geschüttet zu bekommen, um das Pech fortzuspülen. Das wünschte man sich nicht, wenn es so kalt war, wie es sein sollte. Jetzt wäre ein Eimer Wasser allerdings eine Wohltat. Es fiel ihm für einen Mann, der glücklich sein konnte, noch am Leben zu sein, ungewöhnlich schwer, gute Gedanken heraufzubeschwören. Er hatte gestern einiges über sich gelernt. Oder vielleicht eher heute morgen, nachdem alles vorbei gewesen war.
Er konnte noch immer einige der Wölfe spüren, eine Handvoll jener, die überlebt hatten und sich jetzt auf dem Weg an einen anderen Ort befanden, weit fort von hier, weit von den Menschen fort. Die Wölfe waren im Lager noch immer ein Gesprächsthema, Gegenstand unbehaglicher Vermutungen darüber, woher sie gekommen waren und warum. Einige glaubten, Rand hätte sie gerufen. Die meisten dachten, dass es die Aes Sedai gewesen wären. Die Aes Sedai äußerten nicht, was sie dachten. Von den Wölfen kam kein Tadel – was geschehen war, war geschehen –, aber er konnte es ihnen in ihrem Schicksalsglauben nicht gleichtun. Sie waren gekommen, weil er sie gerufen hatte. Seine Schultern, die ausreichend breit waren, ihn kleiner erscheinen zu lassen, als er war, sanken unter der Last der Verantwortung herab. Er hörte hier und da Wölfe in die Ferne, verächtlich mit jenen sprechen, die gekommen waren: Das kam davon, wenn man sich mit den Zweibeinern einließ. Nichts anderes war zu erwarten gewesen.
Es kostete ihn Mühe, seine Gedanken für sich zu behalten. Er wollte den sich verächtlich äußernden Wölfen mit einem Wolfsgeheul zustimmen. Er wollte zu Hause sein, in den Zwei Flüssen. Die Aussicht, dass er die Heimat jemals wiedersehen würde, war gering. Er wollte bei seiner Frau sein, gleichgültig wo, und er wollte, dass alles wieder so sein sollte, wie es gewesen war. Auch diese Chance schien kaum besser, wenn nicht noch schlechter. Noch mehr als die Sehnsucht nach seinem Zuhause und sogar mehr als der Gedanke an die Wölfe nagte die Sorge um Faile an ihm. Sie hatte tatsächlich den Eindruck erweckt, froh zu sein, dass er Cairhien verließ. Was sollte er wegen ihr unternehmen? Er konnte nicht ausdrücken, wie sehr er seine Frau liebte und sie brauchte, aber sie war grundlos eifersüchtig und verletzt und verärgert, obwohl er nichts getan hatte. Er musste etwas unternehmen, aber was? Er fand keine Antwort. Er konnte nur gründlich darüber nachdenken, warum Faile zornig war.
»Die Aiel sollten ihnen etwas anziehen«, murrte Aram und blickte stirnrunzelnd zu Boden. Er kauerte in Perrins Nähe
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