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Das Regenwaldkomplott

Das Regenwaldkomplott

Titel: Das Regenwaldkomplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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schob sie zu.
    Bis morgen, dachte er. Morgen kommt Mechia aus Santo Antônio zurück. Senhor Lobos wird diesmal mit mir zufrieden sein. Und ich bleibe Direktor des Holzveredelungswerks von Surucucu.
    * * *
    Auch Thomas Binders Begräbnis wurde zum Politikum – wer hätte es anders erwartet?
    Nachdem Ribateio sofort am nächsten Tag dem zurückgekehrten Coronel Bilac aufgeregt gemeldet hatte, daß auf dem Grab ein Büschel Kolibrifedern und zwei gekreuzte Pfeile lagen, rote Pfeile, schrillte in Boa Vista die Alarmsirene. Zunächst nur im Kopf von Bilac, aber schneller, als sonst Beamte arbeiten, bei der FUNAI , bei Coronel Dinis und in den Ministerien.
    »Mir hat ja keiner geglaubt!« schrie Bilac jedesmal, wenn er angerufen wurde. »Alle haben gedacht, ich hätte eine Indianermacke! Wollt ihr noch mehr Beweise? Muß erst euch selbst ein roter Pfeil in den Rücken treffen? Wir haben Krieg, begreift ihr das. Krieg mit den Indianern.«
    Die Zeitungen begannen eine gnadenlose Hetze und schürten den Haß. Der Gouverneur von Roraima ging in Deckung und überließ alles der Zentralregierung in Brasilia. Miguel Assis führte Rundgespräche mit hohen Beamten, mit der FUNAI und dem Landwirtschaftsministerium. Wenn man wirklich gegen die Yanomami loszog, wurde deren Land Niemandsland. Es war der Augenblick gekommen, wo Assis sich um den Kauf bewarb, nicht auf die Dollars sah, sondern sie in die Hände einflußreicher Politiker tröpfeln ließ. Wer der Schnellste war, war auch der Erfolgreichste. Für Bilac stand sowieso fest, daß Assis das Land erwerben sollte. Auf seinem Bankkonto auf den Bahamas waren per Blitzanweisung 10.000 Dollar eingetroffen. Ohne Absender, aber Bilac brauchte danach auch nicht zu fragen.
    Noch zögerte man in Brasilia, die Welt war wachsam und durch die Propaganda noch keineswegs hinreichend vorbereitet, dem Indianersterben protestlos zuzusehen. Der Tod Dr. Binders, eines einzelnen Mannes, war nicht Grund genug, die Yanomami zu hetzen wie wilde Tiere.
    Der einzige, der ein wenig zufrieden war, hieß Paulo Lobos. Rodrigues hatte die Erfolgsmeldung durchgegeben: Mechia und die beiden Pistoleiros gab es nicht mehr. Jetzt war ein neuer Weg zu überlegen, wie man an Marco Minho herankam, um Sofia nach Boa Vista oder Manaus zurückzuholen. Die Panne mit Dr. Binder ist zwar traurig, dachte Lobos, aber auch ein Dr. Binder ist zu ersetzen – meine einzige Tochter nicht!
    Noch hielten sich alle Dienststellen taktisch zurück – bis auf Coronel Bilac –, da brachte ein neuer Vorfall den ersehnten Vorwand, nun öffentlich einzugreifen.
    Am 15. August 1987 drangen Goldsucher am Fluß Papiu, der zum großen Stromgebiet des Flusses Coutu Magalhães gehört, weit in das Gebiet der Yanomami ein. Sie fackelten nicht lange mit den ›Wilden‹, stürmten ihre Malocas, vergewaltigten die Frauen und ermordeten vier Yanomami. Die Indianer wehrten sich, dabei wurde einer der Goldsucher getötet. Ein Speer war ihm durch die Brust gedrungen.
    Die brasilianische Presse heulte auf. Nicht wegen der vier ermordeten Yanomami, sondern wegen des einen getöteten Goldsuchers. Der Ruf nach Rache war unüberhörbar.
    »Jetzt ist das Faß übergelaufen!« meldete Bilac triumphierend seinem Freund Dinis. »Eugenio, du wirst marschieren müssen.«
    Am 19. August traf bei Arlindo Beja, dem Chef der FUNAI in Boa Vista, ein Schreiben von Pater Vincence, dem Leiter der Mission Santo Antônio ein. Es war ein kurzer, aber klarer Brief, der die wirkliche Lage beschrieb und von der neuen Invasion der Goldgräber berichtete.
    »Seit Tagen werden die Gebiete der Yanomami buchstäblich von Goldsuchern überrannt, auch die Gebiete, die die FUNAI als unantastbare Reservate ausgewiesen hat, in denen sich kein Weißer aufhalten darf. Aber die Goldgräber mißachten diese Reservate und treiben die Yanomami vor sich her«, schrieb Pater Vincence. »Was tut die Regierung dagegen? Warum greift die FUNAI , die ja die Indianer schützen soll, nicht ein? Warum unterläßt die Regierung wirksame Maßnahmen gegen die Goldsucher?«
    »Das ist nun wirklich zuviel!« schrie Bilac und war damit einer Meinung mit Arlindo Beja. »Jetzt bist du dran! Das ist dein Revier. Sie werfen dir Untätigkeit und Unfähigkeit vor. Wer kann über die Mission verfügen?«
    »Das Innenministerium und im Notfall ich. Es handelt sich ja um eine Indianermission, und ich bin die offizielle staatliche Indianervertretung.«
    »Dann tu was, Arlindo. Es ist ein Notfall.« Bilac dachte

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