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Das Reich der Elben 01

Das Reich der Elben 01

Titel: Das Reich der Elben 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Bruder – wenn auch mit mehr Mühe –,
während Andir sich mit Magolas stundenlang im Kampf mit Holzschwertern maß. Die Geschichten der Kapitäne versäumte keiner von ihnen.
Nachdem Andir das Wörterbuch des Padarondir entdeckt hatte, schlug er Magolas vor, doch ebenfalls eine Geheimsprache zu entwickeln, sodass sie sich untereinander verständigen könnten, ohne dass die Eltern oder andere Elbenkinder sie verstünden. Magolas war von der Idee begeistert.
Als Ruwen zum ersten Mal mitbekam, dass sich ihre Söhne untereinander in einer eigenen Sprache berieten, war sie glücklich, denn sie hielt es für einen Beweis, dass es trotz aller Rivalität offenbar auch viele Gemeinsamkeiten zwischen den beiden gab und dass das Verbindende das Trennende aufhob.
Immer wieder musste Ruwen nämlich an den Traum denken, in dem sie zwei erwachsene, sich völlig ähnlich sehende Elben in einem erbitterten Kampf gesehen hatte. Sie war sich sicher gewesen, dass diese beiden Elben ihre beiden Zwillinge waren. Dass dieser Traum nur ein Spiegelbild ihrer damaligen Ängste gewesen sein könnte, ließ sie nicht gelten, denn sie hatte in diesem Traum die Zauberstäbe des Augenlosen Sehers genau erkannt.
Aber womöglich hatte Keandir recht: Das vorbestimmte Schicksal, dass ihr der Traum gezeigt hatte, existierte nicht mehr, seit Keandir den Furchtbringer besiegt hatte. Die Einigkeit der beiden Zwillinge schien ihr ein Beweis dafür…
Als die Jungen den achten Sommer erlebten, sollte sich Ruwens Hoffnung jäh zerschlagen. Brass Shelian und ein Schamanen-Novize griffen die beiden Jungen in der »Halle des Gedenkens« auf, die König Keandir in Elbenhaven eingerichtet hatte. Sie bestand aus einem großen Kuppelbau, in denen der Geschichte Elbianas gedacht werden sollte. So waren dort unter anderem der hölzerne Altar von Gorthráwen der
Schwermütigen und die beiden Zauberstäbe des Augenlosen Sehers zu finden. Thamandor hatte inzwischen die Hoffnung weitgehend aufgegeben, die den Stäben innewohnende Magie irgendwann noch einmal wecken zu können. Zuletzt hatte der Waffenmeister sogar versucht, mithilfe einer Überdosis des Extrakts der Sinnlosen genügend geistige Kraft dafür zu gewinnen, und war bei diesem Experiment beinahe wahnsinnig geworden; nach Ansicht der Heiler konnte er froh sein, nicht ins Reich der verblassenden Schatten eingegangen zu sein.
Dies war dem Waffenmeister eine Warnung gewesen, und er hatte sich anderen Projekten zugewandt. Insbesondere die Erzählungen Kapitän Ithrondyrs von den riesigen Katapulten, welche die Tagoräer zur Verteidigung ihrer Städte gebaut hatten, interessierten ihn, und er verbrachte inzwischen den Großteil seiner Zeit damit, Konstruktionspläne für ähnliche Kriegsmaschinen zu erstellen, die die Städte und Burgen der Elben schützen sollten.
So waren die Zauberstäbe innerhalb weniger Jahre zu reinen Devotionalien der jüngeren elbischen – genauer gesagt: der elbianitischen – Geschichte geworden.
Was die beiden Jungen in die »Halle des Gedenkens« getrieben hatte, vermochte niemand zu sagen, und die Betroffenen selbst schwiegen dazu. Tatsache war, dass Brass Shelian sie in einem wütenden Kampf miteinander erlebt hatte
– unmittelbar vor dem Altar der Gorthráwen, auf dem die Zauberstäbe noch immer gekreuzt aufgebahrt waren. Beide Jungen waren in einer so großen Heftigkeit aufeinander losgegangen, dass Brass Shelian um ihr Leben gefürchtet hatte. Keiner von ihnen wollte später den Grund ihres Streits preisgeben. Auch nicht, nachdem Brass Shelian sie zu ihrer Mutter gebracht und Ruwen sie eindringlich danach gefragt hatte. Stattdessen gifteten sie sich gegenseitig in ihrer für alle
anderen unverständlichen Geheimsprache an und wären um ein
Haar erneut aufeinander losgegangen.
Ruwen erschrak zutiefst über dieses Vorkommnis, schien sich doch darin der Traum zu bewahrheiten, den sie während Keandirs Aufenthalt auf der Insel Naranduin gehabt hatte.
Auch Keandir versuchte in langen Gesprächen herauszufinden, was in der »Halle des Gedenkens« vorgefallen und der Anlass des Streits gewesen war. Doch die beiden Elbenjungen verloren darüber nicht ein einziges Wort.
Aber für einen kurzen Moment, als Keandir besonders eindringlich auf Magolas einredete, um ihn dazu zu bewegen, doch endlich mit der Wahrheit herauszurücken, füllten sich die Augen des Elbenjungen vollkommen mit Schwärze.
Für Keandir war dies wie ein Stich ins Herz.
Also auch du, mein Sohn Magolas!, durchfuhr es

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