Das Reich der Traeume
vorgehen? Hast du einen Plan?«
»Ja, ich habe einen Plan, der ganz bestimmt zum Ziel führen wird«, versicherte Alexia. »Du musst mir nur gestatten, ihn in die Tat umzusetzen. Auf der Haut des Jungen steht das Geheimnis geschrieben, das wir entdecken wollen. Und ich glaube, es handelt sich um etwas sehr Bedeutendes. Etwas, das noch nie ein Mensch gesehen hat. Aber dazu muss Arquimaes am Leben bleiben. Du musst dafür sorgen, dass er nicht getötet wird. Wenn er stirbt, nützt Arturo uns gar nichts.«
»Also gut, Alexia, du hast meine Erlaubnis.«
»Vielen Dank, Vater, ich werde dich nicht enttäuschen«, sagte die junge Zauberin und stand auf.
Demónicus sah ihr nach. Sie war wirklich eine gelehrige Schülerin. Er hatte sich immer einen Sohn gewünscht, der ihn unterstützen und ihm nachfolgen würde; aber seine Tochter überraschte ihn mit jedem Tag mehr. Ihre Erziehung zur Hexe machte sich langsam bezahlt. Hinterlist war zweifellos eine der besten Waffen für einen Finsteren Zauberer und Alexia hatte sie wahrlich zur Perfektion gebracht.
VIII
Licht im Dunkel
M ir gehen die Worte der Kartenlegerin immer noch nicht aus dem Kopf. Ich weiÃ, wahrscheinlich ist das alles Unsinn, aber trotzdem haben mich ihre Prophezeiungen nachdenklich gemacht.
Es kann doch sein, dass ich in meinen Träumen tatsächlich richtige Reisen in die Vergangenheit mache. Und wenn dem so ist, dann habe ich ein gröÃeres Problem, als ich dachte, denn dann sind meine Träume nämlich real. Das heiÃt, ich habe das alles wirklich erlebt.
Der letzte Traum war furchtbar. Ich zittere immer noch am ganzen Leib und habe SchweiÃausbrüche, weil ich mich in dieser Parallelwelt â oder wie auch immer man das nennen soll â so gefürchtet habe.
In der Stiftung wird es auch nicht besser, die Bank übt immer mehr Druck aus. Del Hierro setzt alles daran, sämtliche Werke und Gegenstände, die wir haben, registrieren zu lassen. Ständig kommen irgendwelche Leute, um die Bücher und alles andere zu prüfen, es an einen anderen Platz zu stellen und überall herumzuschnüffeln. Auch wenn wir kaum darüber reden, weià ich, dass Papa sich durch diese Leute gestört fühlt. Am liebsten würde er sie alle rausschmeiÃen.
Vorhin kam Sombra zu mir, um Neues zu berichten: »Der General sammelt zwar Informationen über diese Schwarze Armee. Aber ich glaube, er hat noch etwas anderes im Sinn, was er uns nicht sagt.«
»Du meinst, er verschweigt uns was?«
»Ja, ich bin mir ganz sicher, dass er irgendwelche verborgenen Absichten hat.«
»Wie kommst du darauf? Hat er etwas Seltsames getan oder gesagt?«
»Na ja, im Augenblick ist es nicht mehr als eine Vermutung. Irgendwas stimmt da jedenfalls nicht. Stromber, Battaglia, die Bank ⦠Es ist, als hätten sie sich alle gegen uns verschworen.«
»Also wirklich, Sombra, übertreib mal nicht. Das kann reiner Zufall sein.«
»Aber wir sollten trotzdem die Augen offen halten ⦠Was hier in letzter Zeit passiert, gefällt mir überhaupt nicht. Es laufen zu viele Leute in der Stiftung rum.«
Dann ging er brummend aus meinem Zimmer â wie immer, wenn ihn irgendetwas beschäftigt. Ich weià zwar, dass er gerne dramatisiert, bin aber trotzdem beunruhigt.
Heute Morgen hat Metáfora mich angerufen, um mir zu sagen, dass sie vorbeikommen wird. Ich war seit zwei Tagen nicht mehr in der Schule.
Als sie kommt, lese ich gerade ein Buch über mittelalterliche Kalligrafie und die Kunst des Schreibens im Allgemeinen, mit Federkiel oder Schilfrohr oder irgendwelchen anderen Hilfsmitteln, die heute nicht mehr benutzt werden. Die Haltung der Hand, die exakte Menge der Tinte, die man benötigt, und was man beachten muss, um ein gutes Ergebnis zu erzielen, all das machte damals das Schreiben zu einer Kunst mit einer auÃergewöhnlich schwierigen Technik.
Das Buch hat mir Sombra gegeben. Er weià viel darüber, denn die Mönche waren die ersten und geschicktesten Kalligrafen. Sie waren in der Lage, ganze Seiten vollzuschreiben, ohne auch nur einen Millimeter von der Linie abzuweichen oder einen einzigen Fehler zu machen.
Der Kalligraf, der das Pergament beschrieben hatte, in das ich nach meiner Geburt eingewickelt wurde, muss ein Meister seines Fachs gewesen sein. Nach den Buchstaben auf meinem Oberkörper zu urteilen, besaà er die Fähigkeit, wirklich
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