Das Reich des Lichts
mir Metáfora vor, die wie immer meine Gedanken erraten hat. „Du möchtest sie doch bestimmt gerne wiedersehen, oder?“
Meine Gedanken fliegen zu dem Tempel, aus dem ich in den Abgrund des Todes hinuntergestiegen bin. Plötzlich kommt mir das Ganze wie eine von jenen Geschichten vor, die Sombra mir immer vor dem Einschlafen erzählt hat.
„Und jetzt du, Arturo“, sagt Papa. „Los, komm schon, mach dir nicht in die Hose!“
Ich versuche, meine Nervosität zu überspielen, und lasse die Prozedur ohne einen Klagelaut über mich ergehen. Kaum zu glauben, dass ein Unsterblicher wie ich so viel Angst vor einer kleinen Spritze hat! Ich weiß nicht, aber ich glaube, dass es im Leben Dinge gibt, vor denen du nicht fliehen kannst. Ich habe gegen Drachen und Auftragskiller gekämpft, und jetzt würde ich am liebsten vor einer lächerlichen Spritze davonlaufen! Wenn meine Mutter das sehen würde … Ich glaube, sie wäre nicht gerade begeistert.
„So, das wär’s“, sagt mein Vater, nachdem er uns der Reihe nach Blut und Fingerabdrücke abgenommen und unsere Pupillen eingescannt hat. „Wir können gehen. Ich brauche euch ja wohl nicht zu sagen, dass alles, was wir hier besprochen haben, streng vertraulich ist, klar?“
„Ich möchte noch ein wenig bei Mama bleiben … allein. Bist du damit einverstanden?“, frage ich.
„Aber natürlich“, antwortet mein Vater. „Natürlich bin ich damit einverstanden. Du darfst deine Mutter nicht vergessen. Nie!“
Die anderen gehen hinaus, nur Metáfora bleibt bei mir.
„Willst du, dass ich bei dir bleibe?“, fragt sie mich.
„Vielen Dank, aber … Nein. Ich möchte mit ihr alleine sein.“
„Das verstehe ich, Arturo“, sagt sie mitfühlend. „Ich warte dann oben auf dich. Aber du musst mir versprechen, dass du dich von jetzt an besser unter Kontrolle hast, ja? Es ist vorbei! Alle Fragen sind beantwortet und …“
„Ich verspreche es dir, aber glaub mir, es gibt Dinge in unserem Leben, die niemals vorbei sind. Hinter einer Antwort lauert immer schon die nächste Frage.“
„Ich weiß, das habe ich von dir gelernt“, gibt sie zu. „Aber diese Geschichte muss endlich ein Ende haben! Wir müssen unser Leben wieder in den Griff kriegen.“
„Ich werd’s versuchen, ich versprech’s dir. Aber ich glaub einfach nicht, dass mein Leben von jetzt an ruhig verlaufen wird, ohne Überraschungen. Ich bin sicher, dass noch viele Probleme auf mich warten. Vergiss nicht, wir werden ein altes Königreich wiederbeleben. Es gibt viele Leute, die dagegen sind. Wir werden auf große Schwierigkeiten stoßen.“
„Dann versprich mir wenigstens, dass du alles tun wirst, um unser Leben nicht unnötig kompliziert zu machen.“
„Das würde ich ja gern, aber ich weiß nicht, was mich in Zukunft erwartet! Vielleicht wird es ein Leben in Frieden, aber es kann auch sein, dass wir mit Konflikten und sogar mit Kriegen rechnen müssen. Ich weiß es nicht, Metáfora. Ich kann dir nur sagen, dass ich alles tun werde, um mit dir in Frieden zu leben. Nichts wäre mir lieber, das kannst du mir glauben!“
„Das beruhigt mich etwas, Arturo … Also, ich warte oben auf dich“, sagt sie und geht hinaus.
Als es um mich herum still geworden ist, gehe ich zu dem Sarkophag, lege meine rechte Hand auf den Stein und warte, bis der Kontakt zu meiner Mutter hergestellt ist.
„Hallo, Mama“, sage ich nach einer Weile. „Hier bin ich wieder. Wenn ich dich das nächste Mal besuche, wird die Stiftung wieder aufgebaut sein. Aber bis dahin werden bestimmt noch viele neue und interessante Dinge passieren. Deswegen möchte ich mich von dir verabschieden. Es wird einige Zeit vergehen, bis ich wieder mit dir sprechen kann. Dein Sarkophag soll ins Kloster von Monte Fer überführtwerden, zur Sicherheit. Ich möchte nicht, dass während der Bauarbeiten etwas passiert.
Vor Kurzem musste ich noch einmal gegen Stromber kämpfen. Ich habe ihn besiegt, und jetzt haben wir wieder die Kontrolle über die Stiftung … oder das, was von ihr übrig ist. Demónicus und Demónicia sind ebenfalls tot.
Ich hatte das Glück, Arturo Adragón kennenlernen zu dürfen. Das ist der Mann, der das Reich von Arquimia gegründet hat, der Sohn von Émedi und Arquimaes. Ich habe das Privileg, unter seinem Schutz zu stehen.
Bald werde ich zum König von Férenix gekrönt … oder von Arquimia, wie ich unser Königreich nennen will. Metáfora wird meine Königin sein. Am Tag meiner Krönung werden wir heiraten.
Nach allem,
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