Das Rennen zum Mars
drei Männern zum Mars fliegen .
Kein Frauen-Doppel, das ein Gespräch unter Frauen hätte führen und sich gegenseitig trösten können, wie sie es sich vage vorgestellt hatte. Nicht daß die Eiskönigin Katherine die ideale Partnerin gewesen wäre. Trotzdem …
Dann kam der Zeitpunkt, wo Raoul etwas zu viel intus hatte. Er lehnte sich zu Viktor hinüber und sagte: »Ihr zwei werdet auf dem Flug zum Mars und zurück doch sicher zur Sache gehen?« Weil er die Worte nur gemurmelt hatte, war die Doppeldeutigkeit seiner Aussage nur aus dem Inhalt an sich zu erschließen.
Sie ignorierte diese Unverschämtheit in der Gewißheit, daß er dafür noch die Quittung bekommen würde. Die Besprechung wuchs sich zu einer richtigen Party aus, als immer mehr Leute im Büro erschienen und der Champagner in Strömen floß.
Dann verkündete eine von Axelrods Chargen salbungsvoll: »Wir alle verfolgen dasselbe Ziel, und das hat uns dabei geholfen, diese Krise zu bewältigen. Führung muß sein. Aber es gibt kein ich im Wort Team «(Unübersetzbares Wortspiel: Es gibt kein i (I = ich) im Wort Team. – Anm. d. Übers. ), schloß er und spülte mit Champagner nach.
Julia hatte diese aufgekratzten Typen vom Konsortium mit ihren feierlichen Sprüchen noch nie gemocht. Und nach ein paar Gläsern des wirklich guten Champagners waren sie ihr noch unsympathischer. Sie wollte gerade applaudieren, als Viktor düster anmerkte:
»Aber im Wort gewinnen .«
Kapitel 9
12. Januar 2018
Am nächsten Morgen legte sie den Raumanzug an und ging mit der Probe ins Gewächshaus. Gemäß den Bestimmungen für den Umgang mit eventuellem Mars-Leben wurde die Ausrüstung zum Teil außerhalb des Habitats gelagert. Für den Fall einer Kontamination würden sie das Gewächshaus aufgeben.
Die Haltung gegenüber dem Mars grenzte an Schizophrenie. Einerseits war man geradezu versessen auf die Erforschung des Planeten, andererseits hatte man eine Heidenangst vor ihm. Himmelhoch jauchzend ob der Erkenntnis, daß wir nicht allein waren im Universum! Zu Tode betrübt ob der Aussicht auf die Bedrohung durch fremde Lebensformen!
Sie griff in die Ärmel des Handschuhkastens und öffnete die Probentasche. Weil es ein so spärlicher Fund war, entschied sie sich, die Materie im Gaschromatographen zu analysieren. Für eine ganze Versuchsreihe hatte sie nicht genug Substanz.
Am liebsten hätte sie ein paar schnelle und schmutzige chemische Untersuchungen der Probe durchgeführt, um zu ermitteln, ob die Grundbausteine des Lebens – Proteine, Lipide, Kohlenhydrate, Nukleinsäuren – hier die gleichen wie auf der Erde waren. Oder ob sie zumindest eine solche Ähnlichkeit mit der heimischen Materie aufwiesen, daß sie auf die gleichen chemischen Tests reagierten.
Doch so würde sie herausfinden, ob es sich um organische Materie handelte und ob ihre Komponenten Ähnlichkeit mit irdischem Leben aufwiesen. Diese Vorgehensweise war viel aufwendiger, und sie würde für eine Weile auf das Resultat warten müssen. Na schön.
Sie reinigte den Spatel mit Methanol. Die Einleitung der Extraktion war das einzige, wozu sie im Moment Zeit hatte. Der Rest würde warten müssen.
Tick. Tick. Tick.
* * *
Die Vorbereitung für den Starttest war eine Plackerei. Ausrüstung, die sie für die Reparaturarbeiten benutzt hatten, Vorräte, die vor Monaten deponiert worden waren, Schrott – alles mußte aus dem Retour-Schiff ausgeräumt werden. Auf dem langen Rückflug zur Erde würde jedes überflüssige Kilogramm die Brennstoffreserven aufzehren, die ohnehin schon knapp bemessen waren.
Julia machte die harte Arbeit nichts aus. Obwohl die geringe Schwerkraft sie unterstützte, galten die Gesetze der Massenträgheit auch hier. Während sie die Ausrüstung in die Rover packten, wo sie für die nächste Expedition eingelagert wurden – sofern es überhaupt eine nächste Expedition gab! –, hatte sie wenigstens Gelegenheit zum Nachdenken. Einfache Verrichtungen beanspruchten nämlich nicht die volle Konzentration. Schnaufend wuchtete sie eine sperrige Kiste auf einen Stapel – und just in diesem Moment brach ihre aufgestaute Frustration durch, und sie beschloß, Extratouren einzuschlagen.
* * *
Beim üblichen kohlenhydratreichen Mittagessen plante sie die Aktion, und danach suchte sie Marc im Geologielabor des Habitats auf.
Er verpackte gerade einen Bohrkern für den Transport.
»Was sollen wir nun tun?«, fragte sie. »Wir beide sind quasi arbeitslos.«
Eine so lange Expedition mit
Weitere Kostenlose Bücher