Das Roemische Imperium
durch Rom. Die nationalen Kräfte waren noch zu schwach entwickelt und zu uneinheitlich, als dass sich auf Dauer Teilreiche auf römischem Boden hätten halten und entwickeln können.
Mächtige Ruinen zeugen von der blühenden antiken Oasen- und Handelsstadt Palmyra zwischen dem mittleren Euphrat und Damaskus im Norden der syrischen Wüste. Besonders eindrucksvoll die Bühnenfront des Amphitheaters aus dem 2. Jahrhundert
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(c) dpa/picture alliance, Frankfurt am Main
Geistliches und soziales Netz
Die Ausbreitung des Christentums (2./3. Jh.)
Sonnenkult, Isis-Verehrung, Zoroastrismus, Neuplatonismus – in Zeiten der Unsicherheit haben sinnstiftende Heilslehren Konjunktur. Die genannten kamen alle aus dem hellenistisch geprägten Osten, und auch das Christentum schien zunächst nur ein weiterer Mysterienkult zu sein. Lange hielt man es für eine obskure jüdische Sekte, deren Lebenshaltung und Glauben ihre Anhänger in den Augen der römischen Bevölkerung suspekt machte. Ihre demonstrative Friedfertigkeit, das Bemühen um Arme und Kranke, ihre Glaubensfestigkeit auch unter der Folter, ihr enger Zusammenhalt in gut organisierten Gemeinden und ihre Lehre vom Tod des Gottessohns Jesus als Erlösung der Sünder – all das ging über antiken Verstand. Solche Menschen mussten für den Normalbürger mit dem Bösen im Bunde stehen.
Nachfolger der Apostel
Schon Nero hatte diese Stimmung für seine Sündenbockstrategie beim Brand Roms genutzt, und auch spätere Herrscher erließen christenfeindliche Verordnungen bis hin zu Opfergeboten wie dem unter Kaiser Decius. Dennoch wuchsen die Gemeinden weiter und dennoch entstanden ständig neue, nun vor allem auch in den westlichen Reichsteilen. Die Gemeinde der Stadt Rom hatte dabei als Gründung der Apostel eine besondere Bedeutung; der dortige Bischof (griechisch
episkopos
= Aufseher) wuchs in eine reichsweite Führungsrolle hinein; seine Auslegung der „frohen Botschaft“ (
evangelium
) von Christus wurde maßgeblich, die von ihm geleitete Kirche zu einer „katholischen“ (= allgemeinen). Die Lehre war um das Jahr 180 weitgehend in der Form des heutigen Neuen Testaments niedergelegt und die darin versammelten Evangelien stellten die Basis dar für die theologische Entwicklung.
Geistliche Disziplin und klare Führung verschafften dem Christentum gegenüber anderen Lehren organisatorische Vorteile. Es bot mit den Gemeinden ein – modern gesagt – soziales Netz für die von den Nöten der Zeit geplagten Menschen und mit seinem überzeitlichen Versprechen Hoffnung, dass Gott dem Glaubenden mehr zu schenken vermag als das, was er im irdischen Jammertal vorfindet. Gefahr drohte der Lehre vor allem von innen heraus. Es traten immer wieder Prediger auf, die Kernaussagen bezweifelten, abwandelten oder gar leugneten. Inzwischen aber gab es Autoritäten wie den Bischof von Rom und Versammlungen der Bischöfe auf Synoden (griechisch = Zusammenkunft), die solchen Streit schlichten oder entscheiden konnten, wie es im Fall der Gnosis (siehe Kasten) geschah.
Gnosis
Das griechische Wort Gnosis bedeutet zunächst einfach „Erkenntnis“ und meint das denkerische Weltverstehen. Da dies nie zur völligen Zufriedenheit gelingt, schlägt philosophisches Grübeln immer wieder um in esoterische Spekulation. Es ging in gnostischen Zirkeln des 2./3. Jahrhunderts zu wie in den anderen Mysterienkulten, da nur magische Praktiken eine Überwindung der natürlichen Begrenztheit des Verstandes zu versprechen schienen. Natur als das Materielle galt den Gnostikern ohnedies als das zu Überwindende. Dazu sollten allerlei Zaubereien und magische Zahlen, kosmische Symbole und Beschwörungen verhelfen, aber auch asketische Selbstdisziplin und Versenkung ins göttliche Geheimnis. Das war natürlich nur Eingeweihten, den so genannten Mysten, möglich. Gerade diese elitäre Färbung, die Rolle der Magie und der selbsterlöserische Ansatz widersprachen christlichen Grundsätzen. Letztlich wurde das gnostische Gedankengut als Irrlehre verworfen; einen entscheidenden Anteil daran hatte der Theologen Tertullian (um 160- nach 220)
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Buchstäblich in den Untergrund wichen die Christen im 3. Jahrhundert vor dem staatlichen Verfolgungsdruck aus. In den Katakomben, ursprünglich unterirdische Grabanlagen, hielten sie Versammlungen und Gottesdienste ab. Beeindruckende Wandmalereien zeugen vom religiösen Leben: Christus und die Samariterin am Brunnen (um 300)
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