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Das Rosenhaus

Das Rosenhaus

Titel: Das Rosenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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die Fensterscheiben erbebten.
    Liam – aufgeregt wie ein Kind an seinem Geburtstag – war schon mit
den Hühnern aufgestanden und erwartete ihn vor dem Haus.
    Corday war in Begleitung eines außergewöhnlich gut aussehenden
jüngeren Mannes, der Lily bekannt vorkam, den sie aber nicht recht einordnen
konnte. Als Liam ihn laut und freundlich begrüßte, ging ihr auf, dass es
Cordays Sohn Christian war.
    Duncan Corday hatte sich heute für Freizeitkleidung entschieden.
Cremefarbene Chinos, teures Polohemd, ein über die Schultern gehängter
Pullover, Segelschuhe. Er sah aus, als sei er einem teuren Lifestyle-Magazin
entsprungen.
    Christian war ähnlich gekleidet. Er trug das gleiche Polohemd in
einer anderen Farbe, den gleichen Pullover und die gleichen Segelschuhe. Dazu
allerdings Shorts.
    Christian musterte Lily von oben bis unten. Lily fand seinen
unverhohlen prüfenden Blick zunächst unverschämt, aber dann bemerkte sie, dass
er sie in ihren abgeschnittenen Jeans, den Flipflops, dem T-Shirt und der alten
Strickjacke mitnichten kritisch, sondern verwirrt beäugte.
    Er drehte sich zu seinem Vater um und raunte ihm etwas zu, woraufhin
Duncan Corday sofort zu ihr herüberblickte und ehrlich überrascht fragte:
    »Ja, kommen Sie denn nicht mit, Lily?«
    Soweit sie wusste, war sie nicht eingeladen gewesen. Liam hatte mit
keiner Silbe etwas in der Richtung erwähnt.
    Betreten sah Lily zu Liam, der sofort ein schuldbewusstes Gesicht
machte und den Blick abwandte. Deutlicher hätte er kaum signalisieren können,
dass er sie schlicht nicht dabeihaben wollte.
    Ihr Magen zog sich zusammen, und es versetzte ihr einen Stich ins
Herz – wie immer, wenn er so war. Wie immer, wenn er sie abwies.
    »Tut mir leid, aber Segeln ist nicht mein Ding«, behauptete sie achselzuckend,
als sie sich einigermaßen von dem Schrecken erholt hatte.
    Corday zog die Augenbrauen hoch.
    »Sind Sie denn überhaupt schon mal auf einem Segelboot gewesen?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Woher wollen Sie dann wissen, dass es Ihnen nicht gefällt?«
    »Lily wird schon auf einem Tretboot seekrank«, wandte Liam schnell
ein.
    Das stimmte zwar, unterstrich aber auch ihren Verdacht, dass sie nur
deshalb nicht eingeladen war, weil ihr eigener Mann die Einladung an sie nicht
ausgesprochen hatte.
    Dylan, der kurz vor Cordays Ankunft ins Haus gegangen war, um Liams
Medikamente zu holen, kam mit Sonnenbrille auf der Nase und Reefer bei Fuß
heraus.
    »Hi, Onkel Dunc. Alles fit im Schritt?«
    »Sicher, wenn auch nicht so gut belüftet wie bei dir.« Mit
hochgezogenen Augenbrauen beäugte Corday Dylans zerrissene Jeans und sein viel
zu großes Totenkopf-T-Shirt. »Nicht gerade die passendste Kleidung für diesen
Anlass, Dylan …«
    »Ach, wieso, zur Not können wir ihn doch an den Fahnenmast hängen«,
witzelte Liam.
    »Oder ihn über die Planke schicken …«, fügte Christian gut gelaunt
hinzu, während er den Jungen aber immer noch missbilligend musterte. »Das
T-Shirt sieht aus, als könnte es ein bisschen Wasserkontakt vertragen.«
    Unbeeindruckt ließ nun auch Dylan einen abschätzigen Blick über Christian
schweifen.
    »Ich hatte auch mal ein Paar Bermudashorts. Als ich sie auszog, war
meine Unterhose verschwunden«, stichelte er und zwinkerte Lily zu.
    Lily konnte sich ein Lachen nicht verkneifen.
    »Na, dann wollen wir mal«, schaltete Duncan Corday sich schnell ein.
    »Ich kann also bleiben, wie ich bin?«, fragte Dylan mit
Unschuldsmiene.
    »Tust du doch ohnehin schon seit Jahren«, frotzelte er, dann
lächelte er Lily an. »Und Sie sind sicher, dass Sie nicht mitkommen möchten?
Heute ist so gut wie kein Seegang zu erwarten.«
    Der Blick, den sie auf Liam warf, bevor sie abermals höflich
verneinte, war mehr als flüchtig, aber er entging Duncan Corday nicht. Da er
ausnahmsweise mal nicht auf Konfrontationskurs war, ließ er es dabei bewenden.
    »Gut, dann wollen wir mal los. Bis später, Lily, ich verspreche
Ihnen, ich bringe Ihnen Liam unversehrt wieder.«
    »Oder zumindest nicht versehrter, als ich es ohnehin schon bin«,
fügte Liam hinzu.
    »Bis später, Lil.« Dylan legte ihr im Vorbeigehen die Hand auf den
Arm. »Und pass gut auf Reefer auf, ja?«
    »Du musst nicht wegen mir aufbleiben«, rief Liam ihr über die
Schulter zu.
    »Ich wollte da sowieso nicht mit«, erklärte sie Reefer,
als sie dem großen Geländewagen hinterherblickten.
    Doch selbst Reefer sah sie zweifelnd an.
    »Gut, und was machen wir jetzt?«
    Was hatte Dylan doch gleich

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