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Das Rosie-Projekt

Das Rosie-Projekt

Titel: Das Rosie-Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graeme Simsion
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machen Sie das alles hier?«
    Ich dachte an meine eigenen Überlegungen zu dieser Frage und meiner Antwort darauf, die mit wissenschaftlicher Herausforderung und Altruismus zu tun gehabt hatte. Doch als ich jetzt zur Erklärung ansetzen wollte, erkannte ich, dass es nicht stimmte. Heute Abend hatten wir zahlreiche ungültige Annahmen und Kommunikationsirrtümer korrigiert. Ich sollte keine neuen schaffen.
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte ich also ganz ehrlich.
    Ich drehte mich wieder zum Gerät und startete die Analyse. Meine Arbeit wurde durch ein plötzliches heftiges Klirren unterbrochen. Rosie hatte ein Becherglas – zum Glück keines mit einer noch ungetesteten Probe – an die Wand geschmettert.
    »Ich habe das Ganze
so
satt!«, rief sie. Dann verließ sie das Labor.
     
    Am nächsten Morgen klopfte es an meine Bürotür. Rosie.
    »Kommen Sie rein«, sagte ich. »Ich nehme an, Sie wollen die letzten drei Ergebnisse wissen.«
    Rosie kam unnatürlich langsam an meinen Schreibtisch, an dem ich einige potentiell lebensverändernde Daten studierte. »Nein«, sagte sie. »Ich dachte mir schon, dass sie negativ sind. Selbst Sie hätten angerufen, wenn eine gepasst hätte.«
    »Korrekt.«
    Sie stand da und sah mich schweigend an. Mir ist bewusst, dass solche Momente der Stille die Möglichkeit bieten, selbst etwas zu sagen, aber mir fiel nichts Brauchbares ein. Schließlich beendete Rosie das Schweigen.
    »Hey – tut mir leid, dass ich gestern so ausgeflippt bin.«
    »Das ist nur allzu verständlich. Es ist unglaublich frustrierend, so hart zu arbeiten und dann kein Ergebnis zu erhalten. Kommt in der Wissenschaft aber sehr häufig vor.« Mir fiel ein, dass sie nicht nur Barkeeperin, sondern auch eine Doktorandin der Wissenschaft war, und ich fügte hinzu: »Wie Sie ja wissen.«
    »Ich meinte Ihr Ehefrauprojekt. Ich halte es für falsch, aber Sie sind auch nicht anders als alle anderen Männer, die ich kenne und die Frauen als Objekte betrachten – Sie sind dabei nur ehrlicher. Wie auch immer … Sie haben so viel für mich getan …«
    »Ein Irrtum in der Kommunikation. Der zum Glück korrigiert wurde. Wir können das Vaterprojekt ohne den persönlichen Aspekt fortsetzen.«
    »Erst, wenn ich weiß, warum Sie das tun.«
    Schon wieder diese schwierige Frage. Aber sie war einverstanden gewesen, das Vaterprojekt weiter durchzuführen, selbst als sie dachte, dass ich ein romantisches Interesse an ihr hätte, auch wenn sie dieses Interesse nicht erwiderte.
    »Meine Motivation hat sich nicht geändert«, sagte ich wahrheitsgemäß. »Was mir Sorgen bereitete, war Ihre Motivation. Ich dachte, Sie seien an mir als Partner interessiert. Zum Glück war diese Annahme auf falschen Informationen begründet.«
    »Sollten Sie Ihre Zeit nicht lieber Ihrem Objektifizierungsprojekt widmen?«
    Die Frage kam genau zum richtigen Zeitpunkt. Die Daten, die auf dem Bildschirm erschienen, deuteten auf einen entscheidenden Durchbruch hin.
    »Gute Neuigkeiten. Ich habe eine Bewerberin, die allen Kriterien entspricht.«
    »Tja«, meinte Rosie. »Dann brauchen Sie mich jetzt ja nicht mehr.«
    Dies war eine äußerst seltsame Reaktion. Ich hatte Rosie ohnehin für nichts anderes gebraucht als für ihr eigenes Projekt.

16
    Der Name der Kandidatin lautete Bianca Rivera, und sie erfüllte alle Anforderungen. Allerdings gab es eine Schwierigkeit, die einigen Aufwand erforderte. Sie merkte an, sie habe zweimal die Regionalmeisterschaft im Gesellschaftstanz gewonnen und erwarte von ihrem Partner, dass er ein versierter Tänzer sei. Doch es erschien mir absolut einleuchtend, dass sie eigene Bedingungen stellte, und diese war leicht zu erfüllen. Zudem fiel mir der perfekte Ort ein, wohin ich sie ausführen könnte.
    Ich rief Regina, die Assistentin der Dekanin, an und fragte, ob sie immer noch Eintrittskarten für den Fakultätsball verkaufe. Dann schickte ich Bianca eine Mail und lud sie als meine Begleitung ein. Sie nahm an! Ich hatte ein Rendezvous – das perfekte Rendezvous! Mir blieben zehn Tage, um tanzen zu lernen.
     
    Gene kam in mein Büro, während ich gerade Tanzschritte übte.
    »Ich glaube, die Statistiken über Lebensdauer bezogen sich auf Ehen mit lebenden Frauen, Don.«
    Er machte wohl eine Anspielung auf das Skelett, das ich zum Üben benutzte. Ich hatte es aus der Anatomieabteilung ausgeliehen, und niemand hatte nachgefragt, wofür ich es benötigte. Der Größe des Beckens nach zu urteilen, war es mit Sicherheit ein männliches

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